Corona-Impfungen einfach erklärt

„Die Säbelzahnkatze ist das unsichtbare Virus“

Stuttgart - 18.03.2021, 09:15 Uhr

Christine Gitter ist Buchautorin und gefragte Expertin für Arzneimittel und Ernährung. (Grafik: Nadine Roßa | Foto: Christine Gitter)

Christine Gitter ist Buchautorin und gefragte Expertin für Arzneimittel und Ernährung. (Grafik: Nadine Roßa | Foto: Christine Gitter)


„Das grundsätzliche Problem liegt in der unkontrollierbaren Situation“

DAZ.online: Warum ist das in Ihren Augen die falsche Vorgehensweise?

Gitter: Mir fehlen auf die meisten dieser Fragen einfach die Antworten und, auch wenn vieles vielleicht nicht optimal läuft, ich würde mir niemals zutrauen, Empfehlungen in die eine oder andere Richtung auszusprechen. Nehmen wir als Beispiel den aktuellen Stopp des AstraZeneca-Impfstoffs. Die thromboembolischen Ereignisse stehen in einem zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung. „Gleichzeitig“ heißt aber nicht, dass es wirklich einen ursächlichen Zusammenhang gibt. Es sind aber Fälle aufgetreten, die untersucht werden müssen. Riskiert man durch das Aussetzen der Impfung ungleich mehr Todesfälle durch COVID-19? Vielleicht. Kann ich persönlich die Situation in ihrer gesamten Tragweite erfassen und dementsprechend Handlungsempfehlungen geben? Definitiv nein. 

Gerade beim Thema „Corona-Impfung“ bestehen seit Anfang an nicht wenige Menschen darauf, bestimmte Hersteller oder Präparate auswählen zu dürfen und im Zweifel sogar von der Impfung abzusehen, obwohl sie eigentlich impfwillig wären. Was halten Sie davon?

Das Thema wird ja medial entsprechend breitgetreten. Bei vielen kommt halt dann „nur 70-prozentige Wirksamkeit“ oder „Land xy setzt AstraZeneca-Impfung aus“ an. Wir werden plötzlich mit Statistiken und Gefahrenmeldungen konfrontiert, die die wenigsten von uns wirklich einordnen können. Klar möchten die meisten da den Impfstoff mit der vermeintlich besseren Wirksamkeit und den harmloseren Nebenwirkungen. Eine Wahl des Impfstoffs würde unter Umständen die Impfbereitschaft sogar erhöhen, organisatorisch kann ich mir das jedoch unmöglich vorstellen.

Was verursacht diese Zweifel, Ängste und vielleicht sogar Verschwörungsmythen?

Ich denke, das grundsätzliche Problem liegt in der unkontrollierbaren Situation. Die Säbelzahnkatze ist zu einem unsichtbaren Virus geworden, von dem wir nicht wissen, hinter welchem Busch es lauert. Und das verunsichert verständlicherweise. Verschwörungsmythen sind einfach gestrickt und der Glaube daran ist deshalb vielleicht attraktiver, als eine unsichere Situation aushalten zu müssen.



Dr. Armin Edalat, Apotheker, Chefredakteur DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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