Superfoods-Beratungswissen – Teil 9

Aloe vera – das „Wüstenwunder“

Stuttgart - 17.03.2021, 10:45 Uhr

Aloe-vera-Gel wirkt kühlend und befeuchtend auf der Haut. Die ursprünglich aus Süd- und Ostafrika stammende Pflanze wird aber auch als Saft oder Nahrungsergänzungsmittel angeboten. (Foto: Subbotina Anna / stock.adobe.com)

Aloe-vera-Gel wirkt kühlend und befeuchtend auf der Haut. Die ursprünglich aus Süd- und Ostafrika stammende Pflanze wird aber auch als Saft oder Nahrungsergänzungsmittel angeboten. (Foto: Subbotina Anna / stock.adobe.com)


Geradezu faszinierend ist die Marketing-Karriere, die Aloe vera im Bereich der Kosmetik und Medizin hinlegen konnte. Die zahlreichen, aus den dickfleischigen Aloe-vera-Blättern gewonnenen Produkte gelten in weiten Bevölkerungskreisen als pure Wundermittel der Natur. Die wissenschaftlichen Belege dafür stehen allerdings auf wackligen Beinen.

Äußerlich angewandt soll Aloe vera zuverlässig jedes Hautproblem lösen. Als „Superfood“ verzehrt verspricht der aus dem Blattmark gepresste Saft alle denkbaren Wirkungen, bis hin zur Vorbeugung gegen Krebs. Der nach Naturheilmitteln lechzende Verbraucher steht vor einer breiten Palette an Kosmetika, Nahrungsergänzungs- und Lebensmitteln, die Aloe vera enthalten. Meist kommen die Verkaufsverpackungen bewusst schlicht daher: grün-weißes Design mit einer mehr oder weniger stilisierten Abbildung der Pflanze beziehungsweise der charakteristischen, lanzettenförmigen Blätter. Weniger schlicht sind dagegen die blumigen Heilversprechen und persönlichen Erfahrungsberichte, die im Internet für Aloe-vera-Produkte werben. 

Beratungswissen

Superfood

Es gibt zahlreiche Online-Shops, die Aloe vera anpreisen und vermarkten. Manche auf Fuerteventura und Mallorca ansässige Aloe-vera-Farmen bieten „Produkte direkt vom Hersteller“, selbstverständlich alle in Topqualität. Selbsternannte Fachleute erstellen Expertisen mit wissenschaftlichem Anstrich und verweisen auf jahrzehntelange medizinische Forschung. Die Diskussionen in den Foren rund um das „Allheilmittel Aloe vera“ können mitunter einen pseudoreligiösen Eindruck erwecken, wenn zum Beispiel berichtet wird, dass die Einnahme von Aloe vera „das Leben verändert“ habe oder die Pflanze  „zur besten Freundin“ geworden sei. 

Die Fakten

Ursprünglich stammt die zu den Liliengewächsen zählende Aloe vera aus Süd- und Ostafrika sowie den arabischen Ländern. In ihren Heimatländern wurde die Wüstenpflanze mit den dicken, fleischigen Blättern seit Jahrhunderten volksmedizinisch genutzt, und zwar äußerlich gegen Verbrennungen und innerlich als Abführmittel und zur Bekämpfung von Würmern. Von den 300 verschiedenen Aloe-Arten werden vor allem Aloe vera barbadensis miller besondere Wirkungen nachgesagt, sodass sich diese Art durchgesetzt hat. Durch weltweite, höchst erfolgreiche Marketingstrategien stieg der Bedarf an Aloe vera so rasant, dass das Dickblattgewächs inzwischen in vielen subtropischen Regionen auf speziellen Farmen und riesigen Plantagen in Monokulturen angebaut wird. 

Die Aloe vera verarbeitende Industrie setzt auf zwei Rohstoffe, die aus der Pflanze gewonnen werden: Zum einen das Aloe-Latex, zum anderen das Gel aus dem Blattinneren. Als Aloe-Latex wird der gelbliche Saft bezeichnet, der sich unterhalb der grünen Blattrinde bildet. Aloe-Latex enthält die als Laxanzien bekannten Anthrachinone, deren Einnahme heutzutage als riskant und bei längerer Anwendung als krebserregend gilt. Das Bundesinstitut für Risikobewertung warnt deshalb vor der Verwendung von Aloe-vera-Zubereitungen, die ganze beziehungsweise ungeschälte Aloe-Blätter enthalten. 



Reinhild Berger, Apothekerin
redaktion@daz.online


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