Corona und Klimawandel

So viele FSME-Infektionen wie nie

Stuttgart - 11.03.2021, 14:15 Uhr

Ein neuer Rekord bei FSME-Infkektionen, was haben Corona und der Klimawandel damit zu tun? (s / Foto: Smileus / stock.adobe,com)

Ein neuer Rekord bei FSME-Infkektionen, was haben Corona und der Klimawandel damit zu tun? (s / Foto: Smileus / stock.adobe,com)


Klimawandel im Verdacht

Allerdings gehen die Fachleute davon aus, dass die FSME-Zahlen unabhängig von der Pandemie langfristig steigen könnten. Hier komme der Klimawandel mit ins Spiel. Verschiedene Hinweise darauf konnten die Wissenschaftler schon finden. So zeige sich zum Beispiel in Bayern und Österreich, dass die FSME-Gebiete seit Jahren höhere Lage auf bis zu 700 Meter erobern. Außerdem beginne die Zeckensaison immer früher im Jahr. Im Schnitt verlagere sie sich pro Jahr um 0,8 Tage nach vorne. Damit vergrößere sich auch die Zeitspanne, in der Menschen von Zecken gestochen und mit dem FSME-Virus infiziert werden können. Sogar winteraktive Zecken seien bereits festgestellt worden.

Impfmöglichkeit nutzen!

Immer noch werde die Möglichkeit der FSME-Impfung nicht genügend genutzt, beklagen die Experten. So seien in Deutschland nur rund 20 Prozent der Bevölkerung geimpft. In Österreich habe dagegen eine Durchimpfungsrate von über 80 Prozent die Erkrankungszahlen deutlich gesenkt.

Möglicher Mitspieler: Auwaldzecke

Als Hauptüberträger des FSME-Virus fungiert nach wie vor der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus). Doch zunehmend spielen auch andere Vertreter eine Rolle, hat die Zeckenforscherin Prof. Dr. Ute Mackenstedt von der Universität Stuttgart-Hohenheim festgestellt. So breite sich etwa die Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus) immer weiter aus. Sie ist größer als der Gemeine Holzbock und praktisch das ganze Jahr über aktiv (Ixodes ricinus ab 7 °C). Auch wenn die Auwaldzecke den Menschen nicht bevorzugt steche, könne sie Träger des FMSE-Virus sein und damit zu dessen Verbreitung beitragen.

Tropenzecke birgt neue Risiken

Seit wenigen Jahren sind die Zeckenforscher durch eine weitere Spezies beunruhigt: Immer häufiger wird bei uns die tropische Hyalomma-Zecke gefunden. Diese vermutlich durch Zugvögel eingeschleppte Zecke ist doppelt bis dreimal so groß wie unsere heimischen Zecken und hat auffallend gestreifte Beine. Hyalomma überträgt zwar nach derzeitigem Wissen weder das FSME-Virus noch den Borreliose-Erreger, beherbergt jedoch Rickettsien-Bakterien, die das Zecken-Fleckfieber verursachen.

Auffällige Zeckenfunde? – Bitte melden!

Da es sowohl zu Hyalomma wie auch zur Auwaldzecke noch viel Forschungsbedarf gibt, bittet Zeckenspezialistin Mackenstedt die Bevölkerung auch in diesem Jahr wieder um Mithilfe. So sollten verdächtige Zecken über die Mail-Adresse Tropenzecken@Uni-Hohenheim.de gemeldet werden oder in kleinen, festverschlossenen Behältern eingeschickt werden an:

Universität Hohenheim
Prof. Dr. Ute Mackenstedt
Fachgebiet Parasitologie
Emil-Wolff-Straße 34
70599 Stuttgart



Ulrike Weber-Fina, Diplom-Biologin, Autorin PTAheute.de
redaktion@daz.online


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