Deutsches Krebsforschungszentrum

Krebs: Möglicher Gewinn an Lebensjahren durch Vitamin D

Stuttgart - 15.02.2021, 07:00 Uhr

Wie beeinflusst Vitamin D unsere Gesundheit? (c / Foto: alexkich / stock.adobe.com)

Wie beeinflusst Vitamin D unsere Gesundheit? (c / Foto: alexkich / stock.adobe.com)


Wissenschaftler vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) haben auf Basis dreier Metaanalysen der letzten Jahre für die Situation in Deutschland errechnet: Bei einer Vitamin-D-Supplementierung aller Deutschen über 50 Jahre könnten möglicherweise bis zu 30.000 Krebstodesfälle pro Jahr vermieden und mehr als 300.000 Lebensjahre gewonnen werden. Offenbar sinkt die Krebssterblichkeit durch Vitamin D-Supplementierung um rund 13 Prozent – über alle Krebserkrankungen hinweg. 

Viele Menschen setzen viel Hoffnung in Vitamin D – in allen möglichen Bereichen. Um den Nutzen von Vitamin D wird dabei teils kontrovers bis leidenschaftlich gestritten, vor allem im Bereich der Prävention. Die DAZ 35/2018 ging der Frage „Vitamin D für alle?“ nach – darin zu finden ist auch eine Tabelle der DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) von 2015. 

Mehr zum Thema

Beratungswissen rund um Vitamin-D-aktive Verbindungen

Vitamin D für alle?

Vitamin D

Supplementation

Vitamin D

Sie gibt einen Überblick über die Evidenzbewertung der präventiven Effekte von Vitamin D für ausgewählte Erkrankungen. Die Evidenz für präventive Effekte auf Krebserkrankungen (gesamt) galt damals als unzureichend. Für das kolorektale Karzinom wurde eine „mögliche“ Risikosenkung durch Vitamin-D-Supplementation angegeben (in Interventionsstudien) beziehungsweise mit steigenden 25(OH)D-Serumkonzentrationen (in Beobachtungsstudien). Bei Brustkrebs galt als „möglich“, dass kein Zusammenhang mit Vitamin D existiert, bei Prostatakrebs galt dies als „wahrscheinlich“, ebenso bei malignen Tumoren des Endometriums, Ösophagus und Magens, der Nieren, der Ovarien sowie bei Non-Hodgkin-Lymhomen. Bei Pankreaskrebs wurde sogar eine umgekehrte Beziehung als „möglich“ festgestellt: eine Risikoerhöhung mit steigenden 25(OH)D-Serumkonzentrationen (in Beobachtungsstudien) bei Serumkonzentration > 100 nmol/l.

Auch das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) schreibt in einer aktuellen Pressemitteilung, dass seit einigen Jahren Wissenschaftler:innen den Einfluss einer ausreichenden Versorgung mit Vitamin D auf die Prognose zahlreicher Erkrankungen untersuchen. Im Fokus stünden dabei insbesondere entzündliche Krankheiten, Diabetes, Atemwegserkrankungen und Krebs. Das DKFZ kommt laut Mitteilung nun zu dem Ergebnis:


Zur Frage, wie sich die Vitamin-D-Versorgung auf die Sterberaten an Krebs auswirkt, sind in den vergangenen Jahren gleich drei Metaanalysen großer klinischer Studien erschienen. Die Untersuchungen kamen zu einem übereinstimmenden Ergebnis: Um rund 13 Prozent sinkt bei einer Vitamin D-Supplementierung die Krebssterblichkeit – über alle Krebserkrankungen hinweg.“

Mitteilung des DKFZ Nr. 07 | 11.02.2021 


An dieser Stelle ist anzumerken, dass es hier nicht um die Prävention von Krebs geht, sondern die Prognose eines Krankheitsverlaufs. Das wird auch in den Fazits der drei angegebenen Studien deutlich. Alle drei Studien stammen aus dem Jahr 2019:

Das DKFZ schreibt, dass in die Metaanalysen ausschließlich methodisch hochwertige randomisierte Studien aus allen Teilen der Welt einbezogen wurden. Welche biologischen Mechanismen dem positiven Effekt von Vitamin D zugrunde liegen könnten, sei jedoch noch nicht genau geklärt.

Einsparung von jährlich 254 Millionen Euro durch Vitamin D

Hermann Brenner, Epidemiologe vom DKFZ, hat nun mit Kollegen errechnet, welche Kosten durch eine Vitamin D-Supplementierung der gesamten Bevölkerung Deutschlands ab einem Alter von 50 Jahren entstehen würden. Ein Vitamin-D-Mangel sei in der älteren Bevölkerung und insbesondere bei Krebspatienten weit verbreitet. Für die Berechnung legten die Wissenschaftler:innen eine tägliche Gabe von 1.000 internationalen Einheiten Vitamin D zu einem Preis von 25 Euro pro Person und Jahr zugrunde. Bezogen auf das Jahr 2016, da lebten in Deutschland circa 36 Millionen Menschen über 50 Jahre, errechneten sich jährliche Kosten für die Supplementierung von 900 Millionen Euro.

Dieser Summe stellten die Forscher:innen mögliche Einsparungen für Krebstherapien gegenüber. Die Kosten einer Krebsbehandlung wurden der wissenschaftlichen Literatur entnommen, zudem wurde von zusätzlichen mittleren Behandlungskosten von 40.000 Euro allein für das letzte Lebensjahr der an Krebs verstorbenen Patienten ausgegangen. Das Ergebnis: „Eine um 13 Prozent verringerte Krebssterblichkeit in Deutschland entsprach im Jahr circa 30.000 weniger krebsbedingten Todesfällen, deren Behandlungskosten sich in der Modellrechnung auf 1,154 Milliarden Euro beliefen. Verglichen mit den Kosten für die Vitamin-Supplementierung errechnet sich in diesem Modell eine Einsparung von jährlich 254 Millionen Euro.“

Keine Spiegelbestimmung nötig bei 1.000 I.E.

Kosten und Aufwand einer routinemäßigen Bestimmung des Vitamin-D-Spiegels hält Brenner laut Mitteilung für verzichtbar. Denn bei einer Supplementierung von 1.000 Internationalen Einheiten sei eine Überdosierung nicht zu befürchten. Eine solche vorherige Bestimmung sei auch in den klinischen Studien nicht vorgenommen worden.

„Angesichts der möglicherweise erheblichen positiven Effekte auf die Krebssterblichkeit – zusätzlich verbunden mit einer möglichen Kostenersparnis – sollten wir nach neuen Wegen suchen, die in Deutschland in der älteren Bevölkerung weit verbreitete Vitamin D-Unterversorgung zu verringern. In einigen Ländern werden sogar Nahrungsmittel seit vielen Jahren mit Vitamin D angereichert – etwa in Finnland, wo die Sterberaten an Krebs um rund 20 Prozent niedriger sind als in Deutschland. Ganz abgesehen davon, dass sich die Hinweise auf weitere positive Gesundheitseffekte einer ausreichenden Vitamin-D-Versorgung verdichten, etwa bei den Sterberaten an Lungenerkrankungen“, sagt Brenner.

Um den eigenen Vitamin D-Spiegel völlig kostenfrei zu verbessern, empfiehlt der Krebsinformationsdienst des DKFZ übrigens, sich bei Sonnenschein im Freien aufzuhalten: „Zwei- bis dreimal pro Woche für etwa zwölf Minuten. Gesicht, Hände und Teile von Armen und Beinen sollten für diese Zeitspanne unbedeckt und ohne Sonnenschutz sein.“



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


8 Kommentare

Vitamin - D Spiegel nicht notwendigerweise ermitteln

von Prof. Dr. Wolfgang Schrott am 16.02.2021 um 16:52 Uhr

Die Feststellung des Vitamin D- Spiegels, und auch des Selen-Spiegels, wird von den Krankenkassen gefordert, ist aber bei moderater Dosierung(!) nicht unbedingt notwendig. Ich versuche seit Sommer ein bundesweites Präventionskonzept zu etablieren, auch um die Intensivmedizin zu entlasten. Die Testlabore ziehen dabei nicht mit, da sie derzeit schon überlastet sind und kein zusätzliches Geschäft benötigen. Es geht bei NEM nicht um sinnvolle Lösungen, sondern weiter um das Geschäft der Schulmedizin und Pharma-Unternehmen abzuschotten.
Prof. Dr. W. Schrott
schrott.wolfgang@yahoo.de

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Wissenschaftler machen sich zunehmend unglaubwürdig

von Prof. Dr. Wolfgang Schrott am 16.02.2021 um 15:31 Uhr

Ich kenne keinen Wissenschaftler/in, der von der Pharma-Industrie und Schulmedizin unabhängig ist, der/die mittlerweile die Chancen einer Vitamin D3 und Selenit-Supplementierung zur Vorbeugung gegen schwere Krankheitsverläufe und Todesfällen bei COVID-19 nicht eindeutig positiv ggü. den Risiken sieht. Während BMG und RKI weiter nur die Infektion (Verhalten und Impfstoff) im Auge hat, werden verfügbare und kostengünstige Präventionsmaßnahmen gegen schwere Krankheitsverläufe aus dem Bereich der NEM weiter ignoriert. Ich nehme täglich 4000 I.E. D3 und 100yg Se täglich. Als Industrieverband würde ich der Bevölkerung die Produkte schenken!
Prof. Dr. W. Schrott

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Im Ernst?

von Stefan Haydn am 16.02.2021 um 11:11 Uhr

Das ist doch einfach nur noch lächerlich!
Ist den "Experten" eigentlich klar, was sie da von sich geben?
1000 I.E. am Tag reichen den meisten Erwachsenen nicht aus um den Spiegel zu halten.
10-12 Minuten in der Sonne?! Andere Empfehlungen sagen für den Tagesbedarf 30-40 Minuten.
Ja was denn nun, mal davon abgesehen, dass viele Ältere kaum D zu produzieren scheinen, da die Spiegel am Ende des Sommers kaum Veränderung zum Frühjahr zeigen, trotz Freizeit im Garten. Von der miserablen Versorgung Schwangerer und Kinder will ich gar nicht erst anfangen.

Diese "Experten" in Deutschland lassen mich immer mehr fassungslos zurück.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Im Ernst

von Hans Dieter am 16.02.2021 um 12:38 Uhr

Vitamin D Forschung ist extrem komplex. Viel komplexer und schwieriger als einen Menschen zum Mond zu schießen.

Da braucht man nicht nur Ärzte, sondern auch Astrophysiker, die feststellen können, dass zwischen Oktober und März die Sonne so tief steht, dass (fast) kein Vitamin D gebildet werden kann - selbst man von morgens bis abends nackt auf einer Südwiese liegt.

Und man braucht hochqualifiziertes Fachpersonal, das feststellen kann, dass ein Säugling, der 500-1000IE Vitamin D3 bekommt zur Rachitis-Prophylaxe 5-10kg wiegt. Ein erwachsener Mensch hingegen 50-100kg wiegt. Nur wenige Menschen sind in der Lage zu erkennen, dass man bei Gewichtsangaben die 0 en nicht streichen darf. In der Vitamin D Forschung haben das bislang nur Dr. Reimund von Helden, Prof. Spitz und wenige andere geschafft die 0 bei Gewichtsangaben zu berücksichtigen. Die meiste Ärzte bezweifeln leider weiterhin, dass 0 en bei Angaben zum Körpergewicht berücksichtigt werden müssen.

Krebs: Möglicher Gewinn an Lebensjahren durch Vitamin D

von Jörg Spaltenberger am 16.02.2021 um 10:15 Uhr

Das DKFZ Schreibt :"Welche biologischen Mechanismen dem positiven Effekt von Vitamin D zugrunde liegen könnten, sei jedoch noch nicht genau geklärt"
Das ist nicht nur nicht richtig sondern eine absichtliche Falsch Aussage .Vergleiche hierzu https://www.chemie.de/lexikon/Calcitriol.html den Abschnitt 4.1 und 4.2
Calcitriol ist die vom Körper durch Umwandlung gebildete aktive Form des Vitamin D3 Moleküls die innerhalb der Zellen etwa 2000 Gene steuert. Das GAnze ist seit Jahrzehnten bekannt.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Lächerlich!

von Dieter Meyer am 16.02.2021 um 10:12 Uhr

Die Wirksamkeit von Vitamin D3 wird in Zweifel gezogen und vor einer möglichen Überdosierung wird vollkommen grundlos Angst gemacht.
Eine Chemotherapie mit schwersten Schädigungen des gesamten Körpers hingegen wird als üblicher Standard verharmlost.

Betrachtet man die Kosten von max. 20€ für eine tägliche Dosis von 10.000IE Vitamin D3 pro Jahr vs. 40k€ pro Monat für einen Krebspatientin, ist plötzlich nachvollziehbar warum in einer Apotheker Zeitung dieser Artikel erscheint.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Corona Vitamin D Mangel

von Matthias Schefer am 15.02.2021 um 14:27 Uhr

Schwere Corona Verläufe könnten durch Beseitigung des Vitamin d Mangels vermieden werden! Man müsste nur bei jedem den Vitamin D ermitteln und würde feststellen das viele unter Vitamin d leiden besonders im Winter!

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Corona Vitamin D Mangel

von Andres Fuente am 15.02.2021 um 21:59 Uhr

Ja aber dann würden wir ja länger leben und das auch noch gesünder!
Das will kein Pharma Konzern ganz zu schweigen unsere Regierung.

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.