- DAZ.online
- News
- Pharmazie
- Krebs: Möglicher Gewinn ...
Deutsches Krebsforschungszentrum
Krebs: Möglicher Gewinn an Lebensjahren durch Vitamin D
Wissenschaftler vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) haben auf Basis dreier Metaanalysen der letzten Jahre für die Situation in Deutschland errechnet: Bei einer Vitamin-D-Supplementierung aller Deutschen über 50 Jahre könnten möglicherweise bis zu 30.000 Krebstodesfälle pro Jahr vermieden und mehr als 300.000 Lebensjahre gewonnen werden. Offenbar sinkt die Krebssterblichkeit durch Vitamin D-Supplementierung um rund 13 Prozent – über alle Krebserkrankungen hinweg.
Viele Menschen setzen viel Hoffnung in Vitamin D – in allen möglichen Bereichen. Um den Nutzen von Vitamin D wird dabei teils kontrovers bis leidenschaftlich gestritten, vor allem im Bereich der Prävention. Die DAZ 35/2018 ging der Frage „Vitamin D für alle?“ nach – darin zu finden ist auch eine Tabelle der DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) von 2015.
Mehr zum Thema
Beratungswissen rund um Vitamin-D-aktive Verbindungen
Vitamin D für alle?
Supplementation
Vitamin D
Sie gibt einen Überblick über die Evidenzbewertung der präventiven Effekte von Vitamin D für ausgewählte Erkrankungen. Die Evidenz für präventive Effekte auf Krebserkrankungen (gesamt) galt damals als unzureichend. Für das kolorektale Karzinom wurde eine „mögliche“ Risikosenkung durch Vitamin-D-Supplementation angegeben (in Interventionsstudien) beziehungsweise mit steigenden 25(OH)D-Serumkonzentrationen (in Beobachtungsstudien). Bei Brustkrebs galt als „möglich“, dass kein Zusammenhang mit Vitamin D existiert, bei Prostatakrebs galt dies als „wahrscheinlich“, ebenso bei malignen Tumoren des Endometriums, Ösophagus und Magens, der Nieren, der Ovarien sowie bei Non-Hodgkin-Lymhomen. Bei Pankreaskrebs wurde sogar eine umgekehrte Beziehung als „möglich“ festgestellt: eine Risikoerhöhung mit steigenden 25(OH)D-Serumkonzentrationen (in Beobachtungsstudien) bei Serumkonzentration > 100 nmol/l.
Auch das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) schreibt in einer aktuellen Pressemitteilung, dass seit einigen Jahren Wissenschaftler:innen den Einfluss einer ausreichenden Versorgung mit Vitamin D auf die Prognose zahlreicher Erkrankungen untersuchen. Im Fokus stünden dabei insbesondere entzündliche Krankheiten, Diabetes, Atemwegserkrankungen und Krebs. Das DKFZ kommt laut Mitteilung nun zu dem Ergebnis:
Zur Frage, wie sich die Vitamin-D-Versorgung auf die Sterberaten an Krebs auswirkt, sind in den vergangenen Jahren gleich drei Metaanalysen großer klinischer Studien erschienen. Die Untersuchungen kamen zu einem übereinstimmenden Ergebnis: Um rund 13 Prozent sinkt bei einer Vitamin D-Supplementierung die Krebssterblichkeit – über alle Krebserkrankungen hinweg.“
An dieser Stelle ist anzumerken, dass es hier nicht um die Prävention von Krebs geht, sondern die Prognose eines Krankheitsverlaufs. Das wird auch in den Fazits der drei angegebenen Studien deutlich. Alle drei Studien stammen aus dem Jahr 2019:
- „Vitamin D supplementation and total cancer incidence and mortality: a meta-analysis of randomized controlled trials“; Fazit: „In einer aktualisierten Meta-Analyse von RCTs reduzierte eine Vitamin-D-Supplementierung signifikant die Gesamtkrebssterblichkeit, aber nicht die Gesamtkrebsinzidenz.“
- „The role of vitamin D supplementation for primary prevention of cancer: meta-analysis of randomized controlled trials“; Fazit: „Unter Einbeziehung von Studien, die Vitamin D nicht primär zum Zweck der Krebsprävention oder zur Senkung der Krebsmortalität untersuchten, hebt unsere Meta-Analyse hervor, dass die Verwendung von Vitamin-D-Supplementierung zur primären Prävention von Krebs empfohlen wird, da sie möglicherweise die krebsbedingte Mortalität senkt, sobald Krebs diagnostiziert wurde; sie hat jedoch keine Rolle oder Wirkung auf die Krebsinzidenz.“
- „Meta-analysis of randomized controlled trials on vitamin D supplement and cancer incidence and mortality“; Fazit: „Unsere Ergebnisse unterstützen einen vorteilhaften Effekt der Vitamin-D-Ergänzung auf die Senkung der Krebsmortalität, insbesondere in Subpopulationen ohne Krebsvorgeschichte, ohne zusätzliche Einnahme von Vitamin D oder Calciumergänzung.“
Das DKFZ schreibt, dass in die Metaanalysen ausschließlich methodisch hochwertige randomisierte Studien aus allen Teilen der Welt einbezogen wurden. Welche biologischen Mechanismen dem positiven Effekt von Vitamin D zugrunde liegen könnten, sei jedoch noch nicht genau geklärt.
Einsparung von jährlich 254 Millionen Euro durch Vitamin D
Hermann Brenner, Epidemiologe vom DKFZ, hat nun mit Kollegen errechnet, welche Kosten durch eine Vitamin D-Supplementierung der gesamten Bevölkerung Deutschlands ab einem Alter von 50 Jahren entstehen würden. Ein Vitamin-D-Mangel sei in der älteren Bevölkerung und insbesondere bei Krebspatienten weit verbreitet. Für die Berechnung legten die Wissenschaftler:innen eine tägliche Gabe von 1.000 internationalen Einheiten Vitamin D zu einem Preis von 25 Euro pro Person und Jahr zugrunde. Bezogen auf das Jahr 2016, da lebten in Deutschland circa 36 Millionen Menschen über 50 Jahre, errechneten sich jährliche Kosten für die Supplementierung von 900 Millionen Euro.
Dieser Summe stellten die Forscher:innen mögliche Einsparungen für Krebstherapien gegenüber. Die Kosten einer Krebsbehandlung wurden der wissenschaftlichen Literatur entnommen, zudem wurde von zusätzlichen mittleren Behandlungskosten von 40.000 Euro allein für das letzte Lebensjahr der an Krebs verstorbenen Patienten ausgegangen. Das Ergebnis: „Eine um 13 Prozent verringerte Krebssterblichkeit in Deutschland entsprach im Jahr circa 30.000 weniger krebsbedingten Todesfällen, deren Behandlungskosten sich in der Modellrechnung auf 1,154 Milliarden Euro beliefen. Verglichen mit den Kosten für die Vitamin-Supplementierung errechnet sich in diesem Modell eine Einsparung von jährlich 254 Millionen Euro.“
Keine Spiegelbestimmung nötig bei 1.000 I.E.
Kosten und Aufwand einer routinemäßigen Bestimmung des Vitamin-D-Spiegels hält Brenner laut Mitteilung für verzichtbar. Denn bei einer Supplementierung von 1.000 Internationalen Einheiten sei eine Überdosierung nicht zu befürchten. Eine solche vorherige Bestimmung sei auch in den klinischen Studien nicht vorgenommen worden.
„Angesichts der möglicherweise erheblichen positiven Effekte auf die Krebssterblichkeit – zusätzlich verbunden mit einer möglichen Kostenersparnis – sollten wir nach neuen Wegen suchen, die in Deutschland in der älteren Bevölkerung weit verbreitete Vitamin D-Unterversorgung zu verringern. In einigen Ländern werden sogar Nahrungsmittel seit vielen Jahren mit Vitamin D angereichert – etwa in Finnland, wo die Sterberaten an Krebs um rund 20 Prozent niedriger sind als in Deutschland. Ganz abgesehen davon, dass sich die Hinweise auf weitere positive Gesundheitseffekte einer ausreichenden Vitamin-D-Versorgung verdichten, etwa bei den Sterberaten an Lungenerkrankungen“, sagt Brenner.
Mehr zum Thema
Um den eigenen Vitamin D-Spiegel völlig kostenfrei zu verbessern, empfiehlt der Krebsinformationsdienst des DKFZ übrigens, sich bei Sonnenschein im Freien aufzuhalten: „Zwei- bis dreimal pro Woche für etwa zwölf Minuten. Gesicht, Hände und Teile von Armen und Beinen sollten für diese Zeitspanne unbedeckt und ohne Sonnenschutz sein.“
8 Kommentare
Vitamin - D Spiegel nicht notwendigerweise ermitteln
von Prof. Dr. Wolfgang Schrott am 16.02.2021 um 16:52 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Wissenschaftler machen sich zunehmend unglaubwürdig
von Prof. Dr. Wolfgang Schrott am 16.02.2021 um 15:31 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Im Ernst?
von Stefan Haydn am 16.02.2021 um 11:11 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: Im Ernst
von Hans Dieter am 16.02.2021 um 12:38 Uhr
Krebs: Möglicher Gewinn an Lebensjahren durch Vitamin D
von Jörg Spaltenberger am 16.02.2021 um 10:15 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Lächerlich!
von Dieter Meyer am 16.02.2021 um 10:12 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Corona Vitamin D Mangel
von Matthias Schefer am 15.02.2021 um 14:27 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: Corona Vitamin D Mangel
von Andres Fuente am 15.02.2021 um 21:59 Uhr
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.