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Interview mit Kordula Schulz-Asche und Janosch Dahmen
„Ich würde mir wünschen, dass die Apotheker sich nicht länger so klein machen“
Kooperation mit Ärzten und lokale Gesundheitsnetzwerke als Schlüssel
Frau Schulz-Asche, Sie begleiten die Apotheker seit einigen Jahren. Haben Sie den Eindruck, dass diesbezüglich Bewegung reinkommt?
Schulz-Asche: Ja, ich glaube, dass sich aktuell der Blick verändert auf pharmazeutische Kompetenzen, aber auch auf die Bedeutung der Apotheker:innen für die Gesundheitsversorgung allgemein – nicht nur vonseiten der Apothekerschaft, sondern vor allem auch bei den Patient:innen und im ärztlichen Bereich. Es ist an der Zeit, dass Berufe, die so zentral sind für eine gute Patientenbetreuung, auf Augenhöhe zusammenarbeiten. Dazu zwingt uns auch der demografische Wandel: Immer weniger Fachkräfte müssen immer mehr multimorbide Menschen versorgen. Die Gesundheitsberufe müssen jetzt neue Aufgaben in der Versorgung kranker Menschen, aber auch in der Prävention übernehmen und kooperieren.
Fürchten Sie, dass es in diesem Zuge zu einer gewissen Selektion kommen wird? Nicht alle Apotheken haben optimale Voraussetzungen beziehungsweise die Ressourcen, den Wandel vollumfänglich mitzugehen.
Schulz-Asche: Ich habe in den vergangenen Jahren deutschlandweit jede Apotheke besucht, die mich eingeladen hat. Was mich dabei ganz besonders beeindruckt hat, war die Vielfalt, die ich kennenlernen durfte. Natürlich haben einige Betriebe derzeit Schwierigkeiten, am Markt zu bestehen. Das hat unterschiedliche Gründe. Ich glaube, ein Schlüssel ist, die Kooperation mit Ärzt:innen zu suchen und eingebunden zu sein in lokale Gesundheitsnetzwerke. Das ist eine Überlebensmöglichkeit für Apotheken, ob sie nun digital gestützt ist oder auf den direkten menschlichen Kontakt aufbaut. Zentral ist, dass ein Vertrauensverhältnis zwischen Arzt, Apotheker und Patient existiert. Wir müssen darauf achten, dass die Menschen in ganz Deutschland auch in Zukunft noch Zugang zu einer Vor-Ort-Apotheke haben. In diesem Zusammenhang muss man auch über mögliche Kooperationen unter den Apotheker:innen sprechen – denn ähnlich wie im ärztlichen Bereich sind viele junge Approbierte heute nicht mehr bereit, das Risiko einer Selbstständigkeit einzugehen und gleichzeitig sehr viel Zeit in den eigenen Betrieb investieren zu müssen.
Was ist dagegen aus Ihrer Sicht zu tun?
Schulz-Asche: Wir müssen uns überlegen, wie wir es für die Absolvent:innen wieder attraktiv machen, nach dem Studium nicht in die Pharmaindustrie zu gehen, sondern in die Apotheke vor Ort. Dabei spielt auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf eine Rolle. Neben dem demografischen Wandel muss man auch den gesellschaftlichen im Blick behalten: Es ist gut, dass junge Paare heute vermehrt Wert darauf legen, sich gleichermaßen am Familienleben beteiligen zu können. Besitzt einer von beiden aber eine Apotheke, die sechs Tage in der Woche geöffnet hat und für Notdienste eingeteilt ist, gestaltet sich dies schwierig. Also müssen wir die Angebote den Bedürfnissen anpassen und das kann geschehen, indem man Kooperationen ermöglicht. Die langwierige Diskussion um das Rx-Versandverbot hat in den vergangenen Jahren leider völlig davon abgelenkt, Wege zu suchen, wie sich das Modell Apotheke weiterentwickeln kann und muss, um zukunftsfähig zu sein. Das sollten wir jetzt dringend nachholen.
Dahmen: Es gibt Regionen, in denen offensichtlich wird, dass mit den bestehenden Möglichkeiten eine gute Gesundheitsversorgung kaum aufrechterhalten werden kann. Ein Teil der Lösung könnte ein Fondssystem sein, wie wir es bereits vorgeschlagen haben. Ein anderer könnte sein, das Mehrbesitzverbot punktuell und sehr vorsichtig dann zu lockern, wenn man feststellt, dass sich an einem Ort einfach niemand findet, der bereit ist, dort eine Apotheke zu betreiben.
6 Kommentare
Impfzentrum / Mitarbeit
von Dr. Albrecht Emmerich am 15.01.2021 um 20:04 Uhr
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AW: Impfzentrum / Mitarbeit
von Recovering Pharmacist am 17.01.2021 um 11:47 Uhr
Wünsch Dir was...
von Thomas Eper am 15.01.2021 um 12:26 Uhr
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Ich kann's nicht mehr hören...
von Dr. Christian Redmann am 15.01.2021 um 10:18 Uhr
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da wird mir
von Karl Friedrich Müller am 15.01.2021 um 9:16 Uhr
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AW: da wird mir
von Karl Friedrich Müller am 15.01.2021 um 9:28 Uhr
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