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Zweiter Corona-Impfstoff für die USA
FDA entscheidet über Zulassung von mRNA-1273 von Moderna
Schon am Freitag könnte ein zweiter Corona-Impfstoff in den Vereinigten Staaten zugelassen werden, am heutigen 17. Dezember berät das „Vaccines and Related Biological Products Advisory Committee“ über die Moderna-Vakzine mRNA-1273. Es wäre nach BNT162b2 von Biontech/Pfizer die Zulassung der zweiten mRNA-Corona-Vakzine innerhalb kürzester Zeit. Logistisch bringt mRNA-1273 Vorteile: Der Moderna-Impfstoff kann bis zu 30 Tage bei normalen Kühlschranktemperaturen gelagert werden, BNT162b2 hingegen benötigt -60 °C bis -80 °C. Hingegen könnte die Biontech/Pfizer-Vakzine bei den Nebenwirkungen möglicherweise verträglicher sein.
Die der FDA vorliegenden Daten „FDA Briefing Document Moderna COVID-19 Vaccine“ stimmen zuversichtlich, eine baldige Zulassung von mRNA-1273 zu erreichen. Zulassungsrelevant ist unter anderem eine noch laufende, randomisierte, Beobachter-verblindete, placebokontrollierte Phase-3-Studie (mRNA-1273-P301) zu Wirksamkeit, Sicherheit und Immunogenität von mRNA-1273. Von 30.351 Teilnehmern erhielt die Hälfte (15.181) zwei Dosen mRNA-1273 à 100 µg im Abstand von 28 Tagen, die restlichen Probanden (15.170) erhielten stattdessen intramuskuläre Placebo-Injektionen. Die Studie war multizentrisch angelegt und fand an 99 Studienorten in den Vereinigten Staaten statt. 82,1 Prozent der Teilnehmer hatten ein berufliches Risiko für eine SARS-CoV-2-Infektion, von denen waren 25,1 Prozent im Gesundheitswesen tätig.
mRNA-1273 verhindert COVID-19 zu 94,1 Prozent
Primärer Endpunkt der Studie war die Impfwirksamkeit von mRNA-1273, also die Verhinderung von COVID-19 mindestens 14 Tage nach der zweiten Dosis. Eine COVID-19-Erkrankung im Sinne des Studienprotokolls lag dann vor, wenn SARS-CoV-2 mittels RT-PCR labordiagnostisch bestätigt wurde (Nasenabstrich, Speichelprobe, Probe aus den Atemwegen) und mindestens zwei der folgenden Symptome auftraten: Fieber (≥38 ºC), Schüttelfrost, Myalgie, Kopfschmerzen, neu aufgetretene Geruchs- und Geschmacksstörungen oder mindestens ein respiratorisches Symptom, wie Husten, Kurzatmigkeit, Atembeschwerden beziehungsweise klinische oder röntgenologische Anzeichen einer Lungenentzündung.
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Moderna hatte bereits Mitte November erste Daten der Studie veröffentlicht und dabei von einer Wirksamkeit von 94,1 Prozent gesprochen. Wie die der FDA vorliegenden Daten zeigen, gab es in der Impfstoffgruppe insgesamt elf COVID-19-Fälle, in der Placebogruppe kam es zu 185 COVID-19-Erkrankungen, sodass sich eine Impfwirksamkeit von 94,1 Prozent ergibt (KI 89,3 – 96,8 Prozent).
Auch bei älteren Menschen wirksam
Auch bei älteren Menschen (ab 85 Jahren) wirkt mRNA-1273 der Studie zufolge gut – 86,4 Prozent –, wenn auch die Impfwirksamkeit bei Senioren in der Studie etwas niedriger war als bei Jüngeren (95,6 Prozent bei 18 bis <65 Jahren). Alle 30 schweren COVID-19-Fälle (sekundärer Endpunkt) traten in der Placebogruppe auf.
Verursacht mRNA-1273 mehr Nebenwirkungen als BNT162b2?
Die FDA bescheinigt mRNA-1273 nicht nur die Wirksamkeit, sondern auch die Sicherheit. Lokale Reaktionen an der Injektionsstelle und systemische unerwünschte Ereignisse nach der Impfung waren häufig und meist leichter bis mittelschwerer Natur. Die häufigsten unerwünschten Wirkungen waren mit 91,6 Prozent Schmerzen an der Injektionsstelle, Müdigkeit (68,5 Prozent), Kopfschmerzen (63,0 Prozent), Muskelschmerzen (59,6 Prozent), Gelenkschmerzen (44,8 Prozent) und Schüttelfrost (43,4 Prozent). 0,2 Prozent bis 9,7 Prozent der unerwünschten Ereignisse wurden als schwerwiegend eingestuft, wobei schwerwiegende unerwünschte Wirkungen nach der zweiten Dosis häufiger auftraten als nach der ersten.
Diese Beobachtung machte die FDA auch beim bereits zugelassenen Biontech/Pfizer-Impfstoff BNT162b2. Der Corona-Impfstoff von Biontech/Pfizer könnte etwas besser verträglich sein, zumindest was die Häufigkeit der berichten Ereignisse angeht, auch wenn man die Zahlen der beiden Studien nicht ohne Weiteres direkt miteinander vergleichen kann. Bei BNT162b2 waren die häufigsten unerwünschten Ereignisse Reaktionen an der Injektionsstelle (84,1 Prozent), Müdigkeit (62,9 Prozent), Kopfschmerzen (55,1 Prozent), Muskelschmerzen (38,3 Prozent), Schüttelfrost (31,9 Prozent), Gelenkschmerzen (23,6 Prozent), Fieber (14,2 Prozent). Schwere unerwünschte Reaktionen traten bei bis zu 4,6 Prozent der Teilnehmer auf. Das „Ärzteblatt“ vermutet, dass die geringeren Nebenwirkungen bei BNT162b2 der Dosis geschuldet sind, so enthält der Moderna-Impfstoff 100 µg, die Biontech/Pfizer-Vakzine 30 µg Wirkstoff.
Keine anaphylaktischen Reaktionen auf die Corona-Impfung
Es kam zu keinen anaphylaktischen Reaktionen unter mRNA-1273, allerdings wurden zahlenmäßig mehr Überempfindlichkeitsreaktionen in der mRNA-1273-Gruppe berichtet als in der Placebogruppe (1,5 Prozent vs. 1,1 Prozent).
Bis zum 3. Dezember 2020 wurden laut den der FDA vorliegenden Daten insgesamt 13 Todesfälle in der Studie berichtet (sechs unter mRNA-1273, sieben unter Placebo). Diese Todesfälle repräsentierten Ereignisse und Raten, die in der allgemeinen Bevölkerung von Personen in diesen Altersgruppen aufträten, liest man in dem Dokument. Die Häufigkeit der nicht-tödlichen schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse war gering und ohne signifikanten Unterschied zwischen Verum und Placebo.
Wirksam auch bei asymptomatischen Infektionen?
Zum aktuellen Zeitpunkt lässt sich nicht sagen, wie lange der Impfschutz anhält. Auch gibt es keine Daten dazu, ob Patienten mit bereits einmal durchgemachter SARS-CoV-2-Infektion von einer mRNA-1274-Impfung profitieren, wie Sicherheit und Wirksamkeit bei Kindern sind (waren nicht im Studienkollektiv abgebildet) oder ob die Impfung vor Langzeitschäden durch COVID-19 schützt. Wie sich mRNA-1273 auf die COVID-19-bedingte Sterblichkeit auswirkt, müssen nach Ansicht der FDA größere Datenmengen zeigen. Auch lässt sich mit den bislang gewonnen Daten keine Aussage treffen, ob die Impfung auch die Ansteckung anderer Menschen mit SARS-CoV-2 verhindert, was die Ausbreitung der Pandemie bremsen würde.
Wenige Daten gibt es zudem bislang dazu, ob eine mRNA-1273-Impfung auch eine asymptomatische Infektion verhindert. Allerdings hat Moderna der FDA für ihre Sitzung am 17. Dezember noch Daten nachgereicht. Man habe je vor Verabreichung der ersten und zweiten Dosis nasopharyngeale Abstriche auf SARS-CoV-2 untersucht, um einen Eindruck einer möglichen Prävention einer asymptomatischen Infektion zu erhalten. Zu Beginn der Studie waren alle Probanden seronegativ, nach dem Abstrich vor der zweiten Dosis hatten 14 Probanden in der mRNA-1273-Gruppe und 38 Teilnehmer der Placebogruppe positive SARS-CoV-2-Nachweise, obwohl sie keinerlei Symptome für eine Infektion zeigten. In der Impfstoffgruppe waren etwa zwei Drittel weniger Abstriche positiv als in der Placebogruppe zum Zeitpunkt vor der zweiten Dosis, was darauf hindeutet, dass einige asymptomatische Infektionen bereits nach der ersten Dosis verhindert würden, so die Aussage.
Leichter Transport und Lagerung von mRNA-1273
Laut der „New York Times“ plant die FDA mRNA-1273 noch am Freitag (18. Dezember 2020) zuzulassen, die Zeitung beruft sich hierbei auf Informanten, die „mit den Plänen der Behörde vertraut sind“. Damit käme Moderna exakt eine Woche nach Biontech/Pfizer zu einer Notfallzulassung. Vorteil könnte bei mRNA-1273 sein, dass die Vakzine zwar als gefrorene Suspension zwischen -25 °C und -15 °C geliefert wird, die Ampullen sodann aber vor dem ersten Gebrauch bis zu 30 Tage gekühlt bei 2 °C bis 8 °C gelagert werden können. BNT126b2 von Biontech/Pfizer benötigt Transport- und Lagertemperaturen (bis zur Applikation) zwischen -60 °C und -80 °C. Ungeöffnete Fläschchen mit mRNA-1273 können hingegen sogar bis zu zwölf Stunden zwischen 8 °C und 25 °C gelagert werden. Nachdem die erste Dosis entnommen wurde, sollte die Durchstechflasche zwischen 2 °C und 25 °C gelagert und nach sechs Stunden verworfen werden.
Zwei Dosen im Abstand von vier Wochen
Erhält mRNA-1273 die Zulassung der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde, wäre es weltweit die erste Zulassung des Moderna-Corona-Impfstoffs. Nur kurze Zeit später könnte Europa nachziehen: Wie am Donnerstagabend bekannt wurde, will die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA am 6. Januar 2021 über eine entsprechende Zulassung für die EU-Mitgliedstaaten entscheiden.* Für eine Impfserie sind zwei Dosen vorgesehen, die im Abstand von 28 Tagen verabreicht werden. BNT162b2 wird ebenfalls zweimal geimpft, allerdings im Abstand von 21 Tagen.
Beide Impfstoffe enthalten Boten-Ribonukleinsäure (mRNA), die für das präfusionsstabilisierte Spike-Glykoprotein (S) des SARS-CoV-2-Virus kodiert. Nach Applikation wird an den menschlichen Ribosomen das SARS-CoV-2-Antigen synthetisiert.
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* Der Hinweis auf die bevorstehende Entscheidung der EMA am 6. Januar wurde am 17. Dezember 2020 um 19.25 Uhr ergänzt.
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