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Reaktionen auf Gematik-Zuschlag an IBM/eHealth-Tec
Schulz-Asche: „Fast schon zynisch“
Dass eine Zur Rose-Tochter daran mitarbeiten wird, den E-Rezept-Dienst in Deutschland auszugestalten, schlägt hohe Wellen. Auch für die Grünen-Gesundheitspolitikerin Kordula Schulz-Asche hat der von der Gematik erteilte Zuschlag „mindestens einen herben Beigeschmack“. Und die Apothekengewerkschaft Adexa sieht „massive Interessenkonflikte vorprogrammiert“.
Am vergangenen Montag erschütterte eine Meldung zum E-Rezept die Apothekenlandschaft: Nach einem europaweiten Vergabeverfahren hat die Gematik der IBM Deutschland GmbH den Zuschlag für die Entwicklung und den Betrieb des E-Rezept-Fachdienstes erteilt. Das Brisante daran: Hinter „IBM“ stehen weitere Partner – darunter auch der TI-Ableger eHealth-Tec der Schweizer Zur Rose-Gruppe. Ein Unternehmen, das unter anderem schon beim E-Rezept-Projekt der Techniker Krankenkasse mitwirkt.
Auch in der Politik zeigt sich Verständnis, dass die deutschen Apotheker:innen Probleme mit dieser Vergabe haben. Vor allem die Linken-Bundestagsabgeordnete Sylvia Gabelmann findet es „unerträglich“, wenn DocMorris als eHealth-Tec-Schwester nun indirekt an der Gestaltung des E-Rezepts beteiligt werden soll.
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„Der Albtraum aller Vor-Ort-Apotheken“
Nun hat sich auch Kordula Schulz-Asche, Bundestagsabgeordnete der Grünen-Fraktion, gegenüber DAZ.online geäußert. Zwar ist sie der Meinung, dass das E-Rezept eine „große Chance für die künftige Arzneimittel- und Gesundheitsversorgung sein wird“. Es sei auch sinnvoll, dass ein zentraler Fachdienst dafür sorgen soll, dass die Entwicklung des E-Rezepts voranschreitet.
„Völlig klar muss aber sein, dass Vor-Ort-Apotheken nicht benachteiligt werden dürfen“, so Schulz-Asche. „Dass die Gematik einer Zur Rose-Tochter den Zuschlag erteilte, hat mindestens einen herben Beigeschmack. Jens Spahn hat sich mit dem Vor-Ort-Apothekenstärkungsgesetz ohnehin einen sehr schlanken Fuß gemacht, wenn jetzt – erst wenige Wochen nach Abschluss der Beratungen des VOASG – Versandapotheken maßgeblich an der Entwicklung des E-Rezept-Fachdienstes beteiligt sind, ist das schon fast zynisch.“ Die Grünen-Politikerin erwartet von Spahn und Gematik nun gleichermaßen, dass sie „aktiv dazu beitragen, dass unsere Präsenzapotheken auch mit voranschreitender Digitalisierung gestärkt in die Zukunft gehen“.
Adexa schreibt offenen Brief an Spahn
Auch die Apothekengewerkschaft Adexa kann die neue Kooperation nicht unkommentiert lassen. In einem offenen Brief an Bundesgesundheitsminister Spahn (CDU) erklären die Vorstände Tanja Kratt und Andreas May, dass sie „mit großer Sorge auf die aktuellen Entwicklungen im Apothekenbereich“ blicken. Es gehe um die ungleichen Wettbewerbsbedingungen von ausländischen Versendern und inländischen Apotheken. Diese Unwucht werde durch das VOASG zwar verringert, aber keineswegs behoben.
Mit der Einführung des E-Rezepts drohe nun die sinnvolle Trennung von Verordnung und Rezeptbelieferung aufzuweichen – und wirtschaftliche Interessen gefährdeten die freie Apothekenwahl. Während der Einfluss der ausländischen Versender gestärkt werde, werde die wirtschaftliche Lage der Vor-Ort-Apotheken geschwächt – und damit, so die Adexa-Vorstände, die Versorgung der Patient:innen sowie heimische Arbeits- und Ausbildungsplätze. „Wenn bei der Telematik-Struktur des E-Rezepts eine Tochter des Schweizer DocMorris-Mutterkonzerns Zur Rose Group den zentralen E-Rezept-Dienst mit ausgestaltet, sind aus unserer Sicht massive Interessenskonflikte vorprogrammiert“, so May und Kratt.
Adexa will keine Abhängigkeit von Großkonzernen
Der Appell der Adexa-Vorstände an Spahn ist deutlich: „Sorgen Sie bitte dafür, dass die Arzneimittelversorgung nicht von ausländischen Großkonzernen abhängig wird, sondern weiter in der Hand von den heimischen Apothekenteams liegt, die hier ihre Steuern zahlen, der hiesigen Aufsicht unterliegen, die sich als Heilberufler:innen verstehen und die nicht Gewinnmaximierung als oberstes Ziel ansehen!“ Das Lob des Ministers für die Leistungen der Präsenzapotheken in der Pandemie erscheine den Apothekenangestellten vor diesem Hintergrund „kaum glaubwürdig“, so Kratt und May.
5 Kommentare
Huuuu....Frau Schulz-Asche...
von Christiane Patzelt am 20.11.2020 um 16:10 Uhr
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Zynik
von Reinhard Rodiger am 20.11.2020 um 12:23 Uhr
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Die Ahnungslosen ...
von Thomas Eper am 20.11.2020 um 10:42 Uhr
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.
von Anita Peter am 20.11.2020 um 10:06 Uhr
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AW: .Entschuldigung
von Frank Hartmann am 20.11.2020 um 11:56 Uhr
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