Gesundheitskompetenz

Chancen durch die Digitalisierung trotz Plattformen und Fake News

Süsel - 20.10.2020, 09:15 Uhr

Wenn es um Gesundheit geht, muss man sich in die Augen schauen, meint der bekannte Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar. (m / Foto: Schelbert)

Wenn es um Gesundheit geht, muss man sich in die Augen schauen, meint der bekannte Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar. (m / Foto: Schelbert)


„Wenn es um Gesundheit geht, muss man sich in die Augen schauen“

Ein weiteres Problem seien die Gefahren durch „Fake News“. Denn die „kommerzielle Betriebsgrammatik“ der neuen Medien habe den Kollateralschaden, dass sie Aufmerksamkeit suche. So würden sich gerade „Fake News“ besonders schnell verbreiten. Um diesem Effekt zu begegnen, sei Vertrauenswürdigkeit nötig. Angesichts des großen Vertrauens, das Apotheker genießen, seien sie daher als Ansprechpartner besonders wichtig, folgerte Yogeshwar und ergänzte: „Wenn es um Gesundheit geht, muss man sich in die Augen schauen.“

Digitalisierung als Hausaufgabe für die Gesellschaft

Yogeshwar zeigte sich optimistisch für die vielen Chancen der Digitalisierung bei reflektiertem Einsatz, machte aber die Risiken großer Plattformen deutlich, die meist nicht aus Europa kämen. Maschinelle Intelligenz untersuche Korrelationen und übergehe damit die Frage nach der Kausalität. Menschen sollten nicht auf Daten reduziert werden, denn „Menschen sind ganzheitlich“. Dies sei eine „Hausaufgabe für uns als Gesellschaft“. Auch der Gesetzgeber müsse erst noch die nötige Sensibilität dafür entwickeln. Da einzelne Unternehmen sehr viele Daten sammeln, entstehe langsam ein „Datenkartellrecht“. Und die Technik entwickle sich extrem schnell. Die „Lern- und Bewegungsfähigkeit des Gesetzgebers“ sei dagegen extrem langsam, mahnte Yogeshwar.

Burs ergänzte dazu mit Blick auf E-Rezept, Makelverbot und E-Patientenakte, der Patient müsse stets die Hoheit über seine Daten haben. Das müssten die Apotheker der Politik vermitteln „und das werden wir auch tun“, versicherte Burs. Zum Umgang mit den Patienten erklärte Burs, sei der „adressatengerechte Austausch“ entscheidend. Diesen könnten Medien nicht leisten, aber Apotheker im direkten Gespräch. Wie dies gelingt, machten sie in der Corona-Pandemie deutlich.

Programm der Digitalkonferenz

Bei der Digitalkonferenz am Donnerstag wird Burs als Gastgeberin den Staatssekretär im Niedersächsischen Gesundheitsministerium, Heiger Scholz, für ein Grußwort erwarten. Außerdem stehen neben Yogeshwar folgende Referenten auf dem Programm:

  • Dr. Alexander Schachinger: „Der digitale Patient – Internet, Apps und Startups und ihre Auswirkungen auf das Gesundheitssystem“
  • Professor Marie-Luise Dierks: „Informierte Patienten – Gesundheit und Gesundheitskompetenz in der digitalen Welt“
  • Mina Ahmadi: „Das Nationale Gesundheitsportal – Verlässliche Gesundheitsinformationen als Orientierungshilfe“


Dr. Thomas Müller-Bohn (tmb), Apotheker und Dipl.-Kaufmann
redaktion@daz.online


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