Arzneiverordnungsreport 2020

Kassen sparen 5 Milliarden Euro durch Rabattverträge

Berlin - 17.09.2020, 14:30 Uhr

Mithilfe von Rabattverträgen konnten die Krankenkassen im vergangenen Jahr satte 5 Milliarden Euro sparen. (m / Foto: Schelbert)

Mithilfe von Rabattverträgen konnten die Krankenkassen im vergangenen Jahr satte 5 Milliarden Euro sparen. (m / Foto: Schelbert)


Die Gesetzliche Krankenversicherung konnte im Jahr 2019 rund 5 Milliarden Euro allein durch Rabattverträge einsparen. Stärker ins Gewicht fielen nur die Festbeträge: Mit ihrer Hilfe ließen sich die Kosten für Arzneimittel um mehr als 8 Milliarden Euro reduzieren. Das geht aus dem aktuellen Arzneiverordnungsreport hervor.

Rabattverträge und Festpreise sind offenbar noch immer die wichtigsten Sparinstrumente für Krankenkassen: Zusammen ließen sich die Kosten für Medikamente zulasten der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) im Jahr 2019 um etwa 13,2 Milliarden Euro (5 beziehungsweise 8,2 Milliarden Euro) drücken. Das ist ein Ergebnis des diesjährigen Arzneiverordnungsreports. Die Analyse basiert auf den Verordnungsdaten des GKV-Arzneimittelindex, der vom Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO) erstellt wird.

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Die frühe Nutzenbewertung durch den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) hat demnach vergleichsweise geringe Auswirkungen. Sie trug lediglich mit 3,6 Milliarden Euro zur Kostensenkung bei Arzneimitteln bei, heißt es in einer Pressemitteilung. Im Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetz (AMNOG) ist vorgesehen, dass der G-BA – mit Unterstützung durch das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) – im ersten Jahr nach Markteintritt eines Medikaments mit einem neuen Wirkstoff prüft, ob das Mittel einen Zusatznutzen gegenüber der Standardtherapie bietet. Auf Basis dieser Bewertung verhandeln Hersteller und GKV-Spitzenverband anschließend den Erstattungsbetrag.

Dass die Arzneimittelausgaben im Vergleich zu 2018 im vergangenen Jahr trotz jährlicher Einsparungen von 16,8 Milliarden Euro durch die genannten gesetzlichen Regelungen um 5,4 Prozent auf 43,4 Milliarden Euro angestiegen sind, führen die beiden Herausgeber des AVR, Professor Ulrich Schwabe und Professor Wolf-Dieter Ludwig, auf eben diese neuen patentgeschützte Arzneimittel, die sogenannten AMNOG-Präparate, zurück. Die hohen Preise stünden in keiner erkennbaren Relation zum erzielten therapeutischen Fortschritt. Nach zehn Jahren AMNOG zeige eine Analyse der frühen Nutzenbewertung, dass nur in 45 Prozent der Beschlüsse des G-BA ein belegter Zusatznutzen erkannt wurde.

BAH sieht keinen „kontinuierlichen Ausgabenboom“

Besonders starke Preiszuwächse beobachten Schwabe und Ludwig bei Onkologika (8,2 Milliarden Euro, plus 13,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr), Immunsuppressiva (5,6 Milliarden Euro, plus 7,5 Prozent), Antithrombotika (2,6 Milliarden Euro, plus 10,0 Prozent) und Dermatika (1,9 Milliarden Euro, plus 13,5 Prozent). Ein Hauptgrund für den Kostenanstieg ist aus der Sicht der Herausgeber ein sechsfacher Anstieg der durchschnittlichen Jahrestherapiekosten neu eingeführter Patentarzneimittel von 34.253 Euro auf 217.312 Euro in den vergangenen zehn Jahren. 

Der Bundesverband der Arzneimittelhersteller (BAH) wehrt sich gegen die in der Pressemitteilung aufgestellte These, es habe in diesem Zeitraum einen „kontinuierlichen Ausgabenboom“ gegeben. BAH-Hauptgeschäftsführer Dr. Hubertus Cranz kann einen solchen nicht erkennen. „Seit dem Jahr 2010 ist der Ausgabenanteil für Arzneimittel an den Gesamtausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung von 17,1 auf 16,3 Prozent im Jahr 2019 gesunken“, betont er.

Belastungen für die Hersteller nehmen zu

Stattdessen leitet er aus den Zahlen eine wachsende Belastung für die Pharmaindustrie ab. „So sind die Rabattzahlungen seitens der Hersteller von anfänglich jährlich 310 Millionen Euro (2008) auf mittlerweile 4,9 Milliarden Euro (2019) angestiegen. Insgesamt summieren sich die Rabattzahlungen der Hersteller auf nun fast 34 Milliarden Euro.“ Angestiegen seien zudem die gesetzlichen Abschläge und Einsparungen aus dem AMNOG-Verfahren von 2,4 Milliarden Euro im Jahr 2015 auf knapp 4,9 Milliarden Euro im Jahr 2019. „Einen Boom sehen wir daher vielmehr bei den Belastungen der Hersteller.“



Christina Müller, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (cm)
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

Kassen

von Karl Friedrich Müller am 17.09.2020 um 23:00 Uhr

Sparen Apotheken zu Tode

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Eine von vielen Umsonst-Dienstleistungen!

von Thomas Eper am 17.09.2020 um 16:22 Uhr

Die Apotheken setzen für die Kassen die Rabattverträge um.
Haben dadurch erheblichen Mehraufwand.
Honorierung: 0 €

Und wir denken über neune Dienstleistungen nach...

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

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