VOASG im Bundestag

Spahn: „Kein Wildwest mehr beim Bonus“

Berlin - 11.09.2020, 16:50 Uhr

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn ist überzeugt: Das Gesetz zur Stärkung der Vor-Ort-Apotheken verdient seinen Namen. (m / Foto: imago images / Political-Moments)

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn ist überzeugt: Das Gesetz zur Stärkung der Vor-Ort-Apotheken verdient seinen Namen. (m / Foto: imago images / Political-Moments)


FDP und Grüne: Ja zu vergüteten Dienstleistungen, aber sonst auf Konfrontationskurs

Für FDP und Grüne ist dagegen weder das Rx-Versandverbot noch die sozialrechtliche Boni-Lösung eine Option. Die gesundheitspolitische Sprecherin der Liberalen, Christine Aschenberg-Dugnus, ist überzeugt: Das VOASG ist EU-rechtswidrig und kann sogar zu Schadenersatzforderungen gegen Deutschland führen. Dass die EU-Versender im VOASG über das Sozialrecht an die Festpreise gebunden werden sollen, sei ein „Taschenspielertrick“, der dazu diene das EuGH-Urteil von 2016 zu umgehen. Ohnehin basiert das Gesetz aus ihrer Sicht auf einer falschen Annahme: Die Rx-Boni der Versender bedrohten die flächendeckende Versorgung gar nicht – die Patienten seien nämlich schon viel weiter und brächten ihre Rezepte trotz Boni weiter lieber in die Apotheke vor Ort. Immerhin: Auch die FDP begrüßt, dass künftig weitere pharmazeutische Dienstleistungen vergütet werden sollen.

Letzteres kann auch Kordula Schulz-Asche (Grüne) mittragen. Eine bessere Vergütung für die pharmazeutische Beratung statt einer ausschließlichen Abhängigkeit des Honorars von der Packungsabgabe, ist für sie wesentlich für die Zukunft der Apotheken. Die Diskussionen um ein Rx-Versandverbot seit dem EuGH-Urteil waren für die Grüne aber ein großes „Trauerspiel“. Es habe mit dem VOASG, einer „juristische Finte“, seinen Höhepunkt erreicht. Schulz-Asche bezweifelt stark, dass das Gesetz vor dem EuGH Bestand haben wird. Auch wenn die Apotheken vor Ort „unverzichtbar“ seien – um sie zu erhalten, schweben den Grünen andere Maßnahmen vor. Unter anderem müsse das Betreiben einer Apotheke durch mehrere Apotheker erleichtert werden.

Hennrich: Flagge zeigen bei Zur Rose / Teleclinic

Dass es im weiteren Gesetzgebungsverfahren noch einiges zu diskutieren gibt, wurde schon in dieser ersten Debatte klar. So erklärte Hennrich beispielsweise, dass auch Privatversicherte in das Boni-Verbot einbezogen werden müssten. Dies sei umso wichtiger, wenn das E-Rezept komme und den EU-Versendern ein neuer Wettbewerbsvorteil erwachse. Hennrich sprach überdies den Teleclinic-Kauf durch Zur Rose an: Seit 780 Jahren gebe es die Regel, dass Ärzte nicht am Medikamentenverkauf verdienen sollen – doch diese wurde nun gebrochen. Das sei ein „fundamentaler Paradigmenwechsel“. Hennrich wünscht sich, dass hier Flagge gezeigt und eine Regelung gefunden wird, die dieses Thema beendet.



Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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2 Kommentare

Spahns„ Wildwestritt“

von Heiko Barz am 11.09.2020 um 18:59 Uhr

Es gibt nur zwei Möglichkeiten „gleIchlange Spieße“ zu bekommen, 1. wenn die Deutschen Basis Apotheken den Zustand von vor 2004 erlangen, 2. RXVV.
Zu 1. Beratungsgebühr weg und den normalen Einkauf/ Verkauf wiederherstellen, dann ergibt das mit der Industrie-und Handelskammer wieder Sinn. Dann ist auch ein Bonus kalkulierbar, obwohl auch das im Sinne des „Perspektiv-Papiers 2030“ irreal wäre. Auch wäre dann die Rosinenpickerei von DOMO vorbei. Die Rabatte, die wir früher aushandelten, um die schlagen sich jetzt die KKassen und Hersteller im Bereich ihrer Rabattverträge. Über diese Preiskriege haben aber alle Bundestagsredner heute geflissentlich geschwiegen. Ich bin überzeugt davon, dass außer der „!Linken“ Moderatorin diese System keiner gar nicht verstehen will. Die einzige Alternative ist 2. nur das RXVV!! Alles andere ist politische Dummschwätzerei besonders Spahns Behauptung, das RXVV wäre nicht Europakonform. Etc!
Mir kommt’s gleich hoch. Ich bin mal gespannt, wie lange die ABDA nun braucht, um sich in diesem Umfeld zu rechtfertigen.

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von Anita Peter am 11.09.2020 um 17:41 Uhr

"Es müsse wieder gleich lange Spieße zwischen EU-Versendern und inländischen Apotheken geben"

Liebe Frau Dittmar, befassen Sie sich eigentlich mit der Thematik, oder wollen Sie uns für dumm verkaufen?? Wissen Sie überhaupt, was die Vor Ort Apotheke alles leisten MUSS, und sich der Versand locker flockig vom Acker macht? Wissen Sie was der Versand alles für Vorteile geniesst, von denen wir nur träumen können?

Ich möchte von Ihnen jetzt wissen, wie sie auf allen Ebenen gleichlange Spiesse herstellen wollen. Ich bitte um eine Antwort!

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