Was könnte ein Corona-Impfstoff kosten?

AstraZeneca will Covid-19-Vakzine zum Selbstkostenpreis anbieten

Remagen - 07.08.2020, 07:00 Uhr

Die bislang verlautbarten Preise potenzieller COVID-19-Impfstoffhersteller variieren stark, von Selbstkostenpreis bei AstraZeneca über 19,50 Euro bei Pfizer bis zu 37 Euro bei Moderna. (x / Foto: Lubo Ivanko stock.adobe.com)

Die bislang verlautbarten Preise potenzieller COVID-19-Impfstoffhersteller variieren stark, von Selbstkostenpreis bei AstraZeneca über 19,50 Euro bei Pfizer bis zu 37 Euro bei Moderna. (x / Foto: Lubo Ivanko stock.adobe.com)


Es ist noch nicht so weit mit einem Corona-Impfstoff. Trotzdem müssen sich die Regierungen schon jetzt Gedanken über den Zugang zu den Vakzinen und über die voraussichtlichen Kosten machen. Aus Sicht der Hersteller ist der Preis auch ein wesentliches Wettbewerbsinstrument. AstraZeneca meint, dass sein COVID-19-Impfstoff eventuell nur ein paar Dollar kosten könnte. Damit könnten Moderna und Pfizer wohl bei weitem nicht mithalten. 

AstraZeneca hat gerade bekannt gegeben, dass sein COVID-19-Impfstoff AZD1222 möglicherweise nur wenige Dollar pro Dosis kosten wird. Das berichtet das Pharma-Analystenportal „Evaluate“. Die Enthüllung sei während eines Media-Calls der Gruppe in der vergangenen Woche gemacht worden. Aus der Perspektive der Warenkosten könne man eine Dosis für ein paar Dollar produzieren, hieß es aus Unternehmenskreisen.

Dies könne zwei Rivalen von Astra in ernsthafte Verlegenheit bringen, meinen die Evaluate-Experten. Pfizer habe seinerseits kürzlich 19,50 US-Dollar als Kosten für seinen potenziellen COVID-19-Impfstoff BNT162b2 angekündigt, der gemeinsam mit Biontech entwickelt wird, allerdings mit einer Dynamisierung abhängig von der bestellten Menge. Je größer die Bestellung, umso geringer der Preis.

Moderna: 32 bis 37 US-Dollar pro Dosis

Demgegenüber scheint Moderna mit 25 bis 30 US-Dollar pro Dosis oder 50 bis 60 Dollar pro Behandlung mit mRNA-1273 um einiges höher einsteigen zu wollen. Diese Zahlen waren zunächst nicht offiziell, sondern stammen aus anonymen Quellen, auf die die Financial Times UK sich bezieht. Als Reaktion auf die Ankündigung von Astra wurde Moderna nun am Mittwoch bei der Bekanntmachung der Ergebnisse für das zweite Quartal 2020 konkreter. Man habe bereits Verträge über den Erwerb kleiner Mengen des Impfstoffs zum Preis von 32 bis 37 US-Dollar pro Dosis und bis zu 74 Dollar für eine volle Behandlung unterzeichnet, hieß es. Selbst die 74 Dollar lägen noch unter Wert, soll Chief Executive Stéphane Bancel betont haben, und der Preis könne bei größeren Abnahmemengen noch fallen.

Milliarden aus der „Operation Warp Speed“

Die Preisgestaltung hat durchaus eine gewisse Brisanz, weil alle drei Konkurrenten von dem US Projekt „Operation Warp Speed“ zur Beschleunigung der Entwicklung von COVID-19-Impfstoffen und Therapeutika in den USA profitiert haben, einer Partnerschaft zwischen dem US-Gesundheitsministerium, der FDA, dem NIH, Barda und dem Verteidigungsministerium.

An Moderna sind hierüber 955 Millionen US-Dollar geflossen. Pfizer darf mit einem Zuschuss in Höhe von 1,95 Milliarden US-Dollar rechnen, aber nur, wenn sein Impfstoff erfolgreich ist. Die Finanzierung ist im Wesentlichen eine Vorbestellung, die in einer Vereinbarung zum Kauf von 100 Millionen Dosen mit der FDA-Zulassung aufgeht. Astra bekommt 1,2 Milliarden US-Dollar aus den US-Steuergeldern.

180.000 Impfprobanden in Phase 3

Derweil gehen einige vielversprechende COVID-19-Impftstoffprojekte in den nächsten Wochen möglicherweise in die entscheidende Phase. Zusammen mit dem aktuellen Start der zentralen Studien für die mRNA-Projekte von Moderna (NCT04470427) und Biontech/Pfizer (NCT04368728) werden bis Ende dieses Jahres nicht weniger als 180.000 Menschen an sechs derartigen Versuchen teilnehmen. Biontech/Pfizer setzt übrigens in der finalen Phase 3 nicht auf BNT162b1, sondern auf BNT162b2, das kürzlich vielversprechende klinische Daten generiert hatte. Zwar produzierten beide ähnliche neutralisierende Antikörpertiter, aber b2 war besser verträglich. Die anderen vier Studien beziehen sich mit jeweils 30.000 Teilnehmern auf

  • AZD1222 von AstraZeneca (ab 14. August 2020),
  • den Adenovirus Typ 26-Impfstoff Ad26.COV2-S von Johnson & Johnson (ab 23. September 2020),
  • die Nanopartikel-Vakzine NVX‑CoV2373 von Novavax (ab 15. Oktober 2020) sowie
  • einen noch nicht näher bezeichneten Kandidaten von Sanofi (ab 25. November 2020).


Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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