Verband innovativer Apotheken

Via: Kassen bremsen Modellprojekte zur Grippeimpfung aus

Berlin - 03.08.2020, 13:00 Uhr

Der via-Vorstand, bestehend aus Dr. Ann-Katrin Gräfe-Bub, Thomas Anthes, Arndt Lauterbach und Ursula Krüger (von rechts), ärgert sich über das geringe Interesse der Krankenkassen an möglichen Modellprojekten zur Grippeimpfung in den Apotheken. (m / Foto: via)

Der via-Vorstand, bestehend aus Dr. Ann-Katrin Gräfe-Bub, Thomas Anthes, Arndt Lauterbach und Ursula Krüger (von rechts), ärgert sich über das geringe Interesse der Krankenkassen an möglichen Modellprojekten zur Grippeimpfung in den Apotheken. (m / Foto: via)


Der Verband innovativer Apotheken moniert den mangelnden Willen der Krankenkassen, Vereinbarungen zu Modellprojekten zur Grippeimpfung in den Apotheken zu schließen. Einer der Gründe: Laut via fürchten die Kassen steigende Kosten, wenn sich mehr Menschen impfen lassen würden.

Mit dem Masernschutzgesetz hat die Bundesregierung den Weg frei gemacht für Modellprojekte zur Grippeimpfung in den Apotheken. Demnach dürfen die Standesvertreter der Apotheker auf Landesebene oder Gruppen von Apotheken solche Projekte anstoßen. Um sicherzustellen, dass diese dann auch wirklich zustande kommen, hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) einen Kniff ins Gesetz eingebaut: Die Kassen sind verpflichtet, mit den Apothekern entsprechende Verträge abzuschließen, wenn sie es einfordern.

Mehr zum Thema

Doch aus der Sicht des Verbands innovativer Apotheken (via) untergraben die Kostenträger den eindeutigen Willen des Gesetzgebers. „Wir stoßen weitgehend auf taube Ohren“, berichtet via-Vorstandsmitglied Arndt Lauterbach in einem Pressegespräch am heutigen Montag. Der Verband fühlt sich hingehalten. Bereits Anfang April habe via erste Gespräche mit den Kassen geführt. Vor allem mit regional starken Betriebskrankenkassen wollte man Lauterbach zufolge anbandeln – bisher ohne Erfolg. Ein Argument: Die Kassen fürchten, dass sich im Rahmen der Modellprojekte auch Versicherte impfen lassen würden, die nicht zu einer Risikogruppe zählen. Die anfallenden Kosten wollen sie offenbar nicht tragen.

Via-Vorstand Lauterbach verweist in diesem Zusammenhang auf eine Studie des Gesundheitsökonomen Professor Uwe May, wonach eine Steigerung der Impfquote gegen Grippe um 12 Prozentpunkte dazu führen würde, dass pro Saison rund 900.000 Menschen weniger an Grippe erkrankten. Somit ließen sich den Berechnungen von May und Kollegen zufolge neun Millionen Krankheitsfälle, knapp 2,9 Millionen Arbeitsunfähigkeitstage und 41 Todesfälle verhindern.



Christina Müller, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (cm)
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


1 Kommentar

for nothing?

von Uwe Hansmann am 04.08.2020 um 17:00 Uhr

. . . Doch das scheint den Kostenträgern nicht genug zu sein: Bestimmte Krankenkassen gehen demnach so weit, dass sie hinterfragen, ob denn die Grippeimpfung in der Apotheke überhaupt etwas kosten müsse. Immerhin übernähmen die Offizinen hierzulande doch auch viele andere Aufgaben ohne Bezahlung. . . .
Solange diese Denke in den Kassenfunktionärsköpfen vorherrscht, muss einen nichts wundern.
Dazu noch - berechtigten!? - Gegenwind der docters.

Viel Spaß weiterhin.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.