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Verband innovativer Apotheken
Via: Kassen bremsen Modellprojekte zur Grippeimpfung aus
Der Verband innovativer Apotheken moniert den mangelnden Willen der Krankenkassen, Vereinbarungen zu Modellprojekten zur Grippeimpfung in den Apotheken zu schließen. Einer der Gründe: Laut via fürchten die Kassen steigende Kosten, wenn sich mehr Menschen impfen lassen würden.
Mit dem Masernschutzgesetz hat die Bundesregierung den Weg frei gemacht für Modellprojekte zur Grippeimpfung in den Apotheken. Demnach dürfen die Standesvertreter der Apotheker auf Landesebene oder Gruppen von Apotheken solche Projekte anstoßen. Um sicherzustellen, dass diese dann auch wirklich zustande kommen, hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) einen Kniff ins Gesetz eingebaut: Die Kassen sind verpflichtet, mit den Apothekern entsprechende Verträge abzuschließen, wenn sie es einfordern.
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Doch aus der Sicht des Verbands innovativer Apotheken (via) untergraben die Kostenträger den eindeutigen Willen des Gesetzgebers. „Wir stoßen weitgehend auf taube Ohren“, berichtet via-Vorstandsmitglied Arndt Lauterbach in einem Pressegespräch am heutigen Montag. Der Verband fühlt sich hingehalten. Bereits Anfang April habe via erste Gespräche mit den Kassen geführt. Vor allem mit regional starken Betriebskrankenkassen wollte man Lauterbach zufolge anbandeln – bisher ohne Erfolg. Ein Argument: Die Kassen fürchten, dass sich im Rahmen der Modellprojekte auch Versicherte impfen lassen würden, die nicht zu einer Risikogruppe zählen. Die anfallenden Kosten wollen sie offenbar nicht tragen.
Via-Vorstand Lauterbach verweist in diesem Zusammenhang auf eine Studie des Gesundheitsökonomen Professor Uwe May, wonach eine Steigerung der Impfquote gegen Grippe um 12 Prozentpunkte dazu führen würde, dass pro Saison rund 900.000 Menschen weniger an Grippe erkrankten. Somit ließen sich den Berechnungen von May und Kollegen zufolge neun Millionen Krankheitsfälle, knapp 2,9 Millionen Arbeitsunfähigkeitstage und 41 Todesfälle verhindern.
Warum sollen Apotheken Geld fürs Impfen bekommen?
Unter dem Strich ließe sich folglich durch die Grippeimpfung in den Apotheken sogar Geld sparen, betonte Lauterbach. Doch das scheint den Kostenträgern nicht genug zu sein: Bestimmte Krankenkassen gehen demnach so weit, dass sie hinterfragen, ob denn die Grippeimpfung in der Apotheke überhaupt etwas kosten müsse. Immerhin übernähmen die Offizinen hierzulande doch auch viele andere Aufgaben ohne Bezahlung. Und eine große private Krankenversicherung aus München gab an, ihre Zusammenarbeit mit einem Versandhändler nicht durch eine entsprechende Kooperation mit den Präsenzapotheken gefährden zu wollen. Ob für Privatversicherer der Passus zur Grippeimpfung gilt, den die Regierung per Masernschutzgesetz ins Sozialbuch geschrieben hat, ist allerdings fraglich.
Was die Blockadehaltung der Gesetzlichen Krankenversicherung betrifft, stehe via im Austausch mit Apotheker Ralf König, der als Mitarbeiter im sogenannten Health Innovation Hub (hih) vor allem Minister Spahn bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens berät. Dort dürfte der Verband offene Türen einrennen: König hatte erst kürzlich im Interview mit DAZ.online die mangelnde Bereitschaft der Apotheker kritisiert, sich auf Neues einzulassen. Als Negativbeispiel nannte er die Resolution, in der Ärzte und Apotheker aus Brandenburg solchen Modellprojekten eine klare Absage erteilt hatten.
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„Wir haben als Berufsstand versagt“
Lauterbach ist mit Blick auf die fehlende Kooperationsbereitschaft der Kassen ernüchtert, gibt aber die Suche nach einem Vertragspartner nicht auf. „Bei uns stehen alle Ampeln auf Grün“, unterstrich er. Die rund 300 Mitgliedsapotheken der Kooperation zeigten großes Interesse, die Grippeimpfung anzubieten, sollte dies möglich werden. Und seine Hausaufgaben hat der Verband offenbar erledigt: Schon vor der ersten Kontaktaufnahme mit einer Krankenkasse habe man sich bei den Schweizer Kollegen ausgetauscht, die seit vielen Jahren impfen dürfen. Ein Schulungskonzept für die impfwilligen Apotheker etwa habe bereits bei den ersten Gesprächen mit den Kassen vorgelegen.
Die möglichen Modellprojekte sind laut Masernschutzgesetz zunächst regional begrenzt angelegt. Für die Apothekenkooperation seien dabei vor allem Ballungsgebiete interessant, sagte Lauterbach. Via bemüht sich nach eigenen Angaben allerdings auch um ein bundesweites Projekt. Dazu liefen bereits Anfragen bei großen Krankenkassen.
1 Kommentar
for nothing?
von Uwe Hansmann am 04.08.2020 um 17:00 Uhr
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