Corona

Schützt eine BCG-Tuberkulose-Impfung vor COVID-19?

Stuttgart - 22.05.2020, 10:15 Uhr

Die Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut empfiehtl die BCG-Impfung bereits seit 1998 nicht mehr Auch die WHO rät, in Populationen, deren Infektionsrisiko für Tuberkulose unter 0,1 Prozent  liegt, keine generelle BCG-Impfung durchzuführen.(Foto: yamasan / Stock.adobe.com)

Die Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut empfiehtl die BCG-Impfung bereits seit 1998 nicht mehr Auch die WHO rät, in Populationen, deren Infektionsrisiko für Tuberkulose unter 0,1 Prozent  liegt, keine generelle BCG-Impfung durchzuführen.(Foto: yamasan / Stock.adobe.com)


Jüngst kam der Verdacht auf, dass COVID-19-Patienten, die gegen Tuberkulose geimpft sind, mildere Verläufe einer Corona-Erkrankung zeigen. Schützt eine Bacille-Calmette-Guérin(BCG)-Impfung gegen Tuberkulose vielleicht vor Corona? Neue Daten gibt es aus Israel.

Weltweit traten in Regionen mit hoher Tuberkulose-Durchimpfungsrate vergleichsweise wenig schwere COVID-19-Infektionen auf. In den letzten 
Wochen kam daher immer wieder die Frage auf, ob eine Tuberkulose-Impfung möglicherweise vor einem schweren COVID-19-Verlauf schützen kann. Im Zuge eines nationalen Impfprogramms hatte Israel zwischen 1955 und 1982 routinemäßig alle Neugeborenen mit dem auf attenuierten Tuberkulose-Bakterien basierenden BCG-Impfstoff (Bacille Callmette-Guerin) immunisiert. Nach 1982 wurden nur noch Einwanderer aus Ländern mit hoher Tuberkuloseprävalenz geimpft. Dieser Wandel konnte jetzt in einer israelischen Studie genutzt werden, um zu prüfen, ob 
eine vorhandene BCG-Impfung vor schweren COVID-19-Verläufen schützen kann.

Das „Pandemie Spezial“ in der DAZ

Dieser Artikel ist ursprünglich in der DAZ 21/2020 erschienen. Seit der DAZ 12/2020 können Sie in einem „Pandemie Spezial“ das Geschehen rund um das neuartige Coronavirus verfolgen. Dort finden Sie viele Hintergrundberichte.

Dazu wurden zwei Gruppen mit unterschiedlichem Impfstatus gebildet: 
Personen, die drei Jahre vor und drei Jahre nach Beendigung des BCG-Impfprogramms geboren wurden. Derzeit werden in Israel alle Patienten, die Symptome (Husten, Fieber, Atemnot) aufweisen, auf SARS-CoV-2 
getestet. Von allen 72.060 getesteten Patienten waren 3.064 im Zeitraum zwischen 1979 und 1981 geboren (also mit hoher Wahrscheinlichkeit geimpft). 2.869 Patienten hingegen waren im Zeitraum von 1983 bis 1985 
geboren und daher wahrscheinlich nicht gegen BCG geimpft. Der positiv 
auf das Coronavirus getestete Anteil lag in der geimpften Gruppe bei 
11,7 Prozent, in der Kontrollgruppe bei 10,4 Prozent. Auch die Berechnung der Positivraten pro 100.000 Einwohner ergab nur eine Differenz von 21 Personen (121 in der geimpften Gruppe gegenüber 100 in der nicht geimpften Gruppe).

Keine COVID-19-Prävention

In beiden Fällen konnte kein statistisch signifikanter Unterschied erkannt werden. Es muss beachtet werden, dass von der Positivrate nicht auf die Gesamtbevölkerung geschlossen werden darf, da nur Patienten getestet 
wurden, die zuvor Symptome aufgewiesen haben. In beiden Gruppen gab es jeweils nur einen schweren Erkrankungsfall, ein Patient musste maschinell beatmet werden, der andere auf einer Intensivstation behandelt werden. Ein Zusammenhang zwischen BCG-Status und dem 
Schweregrad der Erkrankung ist nicht zu erkennen. Die Studie bildet eine 
große Kohorte der Bevölkerung ab und vergleicht zwei ähnliche Altersgruppen, wodurch Störfaktoren auf ein Minimum beschränkt werden. Die Vermutung, dass eine Tuberkulose-Impfung im Kindesalter vor einer 
COVID-19-Erkrankung im Erwachsenenalter schützt, lässt sich durch diese Daten nicht bestätigen.


Marina Buchheit-Gusmão, Apothekerin
redaktion@daz.online


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