Deutscher Apothekerverband

Becker kritisiert „zynische“ Arzneimittelversender

Berlin - 23.03.2020, 14:59 Uhr

DAV-Chef Becker kritisiert das Verhalten der Versandhändler in der Krisensituation deutlich. Die Arzneimittelversender sollten seiner Meinung nach mehr Demut vor den Leistungen anderer vor Ort zeigen, statt weitere Privilegien einzufordern. (m / Foto: Schelbert)

DAV-Chef Becker kritisiert das Verhalten der Versandhändler in der Krisensituation deutlich. Die Arzneimittelversender sollten seiner Meinung nach mehr Demut vor den Leistungen anderer vor Ort zeigen, statt weitere Privilegien einzufordern. (m / Foto: Schelbert)


Sowohl die deutschen Versandhändler als auch der DocMorris-Mutterkonzern Zur Rose haben sich kürzlich zur Coronakrise geäußert und steigende Bestellzahlen gemeldet. Fritz Becker, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbandes (DAV), antwortete nun auf eine Pressemitteilung des Verbandes Deutscher Versandapotheker (BVDVA). Becker findet deutliche Worte und kritisiert das Verhalten der Arzneimittelversender als „ebenso unsensibel wie zynisch“.

In der Pressemitteilung prognostizierte der Versender-Verband einen „Ansturm auf Online-Shops“ und forderte daher „eine Priorisierung von Arzneimittellieferungen durch die Logistikunternehmen und Paketdienste von der pharmazeutischen Industrie zur Apotheke und von der Apotheke zum Patienten beziehungsweise Kunden“.

Nun äußerte sich Fritz Becker, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbandes (DAV), öffentlich zu den Forderungen des BVDVA: 


Das Verhalten der Arzneimittelversender in der Coronakrise ist ebenso unsensibel wie zynisch. Ausgerechnet jetzt den störanfälligen Versandhandel als Lösung in der Krise darstellen zu wollen, ist eine Frechheit. Welcher Versender macht Nacht- und Notdienst und stellt Desinfektionsmittel her? Welcher Versender versorgt jeden Patienten mit viel Aufwand individuell in Zeiten von Lieferengpässen? Wer die schwierigen Aufgaben ohnehin den Apotheken vor Ort überlässt, ist wirklich nicht in der Position, noch weitere Privilegien einzufordern.“

DAV-Chef Fritz Becker


Becker: Der Versandhandel überlässt die schwierigen Aufgaben den Apotheken vor Ort

In der von Becker kritisierten Pressemitteilung hatte BVDVA-Chef Buse auch erklärt: „Es dürfte viele Patienten nun sehr froh machen, dass Bundesgesundheitsminister Spahn dem Ruf nach einem Versandverbot für verschreibungspflichtige Arzneimittel nicht gefolgt ist.“ Becker hält dagegen: „Wer sich selbst als Krisengewinner aus der Ferne feiert, sollte etwas Demut vor den Leistungen anderer vor Ort zeigen.“

Becker hebt diese Leistungen hervor: „Was die Patienten jetzt brauchen, sind Rat und Tat der Apotheken vor Ort, die seit Wochen unermüdlich zu Corona beraten, Lieferengpässe bekämpfen, selbst Desinfektionsmittel herstellen, Mitarbeiter und Patienten in der Offizin vor Ansteckung schützen – und übrigens auch noch die ganz normale Erkältungs- und Allergiesaison bewältigen.“ Gerade jetzt zeige sich der Vorteil dezentraler Versorgungsstrukturen, die flexibel, nah am Menschen und ausfallsicher sind, so der DAV-Chef. 


Wer als Patient den Nacht- und Notdienst ansteuert, eine dringende Rezeptur braucht oder einen individuell je nach Risikostatus und Krankenstand vereinbarten Botendienst sucht, der wird in der Apotheke um die Ecke, nicht aber im Versandhandel fündig.“

DAV-Chef Fritz Becker




Svea Türschmann
redaktion@daz.online


Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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5 Kommentare

Zynische Versandhändler ... immer schön auf der "Welle" reiten ...

von Christian Timme am 24.03.2020 um 20:07 Uhr

Bevor uns die "Apotheker ausgehen" könnte man mal bei Rowa anrufen ... oder stehen die "guten Ideen" schon im Museum?

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Kritik

von Dr. Radman am 23.03.2020 um 17:35 Uhr

Jetzt hat Herr Spahn mehr Kompetenzen. Wir fordern Arzneimittelvessndverbot. Und nicht nur RXVV. Es geht dem Versandhandel nicht um die Versorgung der Bevölkerung. Das wohl klar.

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Zynische Versandhändler

von Roland Mückschel am 23.03.2020 um 16:43 Uhr

Leider Herr Becker, leider, gehen ihre wohl wahren Worte
den Adressaten, Politik wie Presse, wohl auch den Patienten
an dem zur Zeit wohlgewärmten Allerwertesten vorbei.

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Daz Löschungszensur

von Conny am 23.03.2020 um 15:41 Uhr

Das böse Wort mit A hätte ich mal schreiben sollen !

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Kritik

von Dr. Radman am 23.03.2020 um 15:20 Uhr

Seine Kritik wird nichts bringen, außer Lob der eigenen Leiten. Bei docMo geht seine Kritik am A... vorbei.

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