Zur Rose-Chef Oberhänsli

„Das Coronavirus gibt uns massiven Rückenwind“

Berlin - 20.03.2020, 07:00 Uhr

Zur Rose-Chef Walter Oberhänsli erklärte am gestrigen Donnerstag, dass sein Konzern massiv von der derzeitigen Coronakrise profitiere. (Foto: dpa)

Zur Rose-Chef Walter Oberhänsli erklärte am gestrigen Donnerstag, dass sein Konzern massiv von der derzeitigen Coronakrise profitiere. (Foto: dpa)


Nicht nur in den Vor-Ort-Apotheken sorgt das sich ausbreitende Coronavirus derzeit für ein erhöhtes Kundenaufkommen. Auch die Versender geben an, deutlich mehr Bestellungen als sonst zu haben. In einer Telefonkonferenz zu den aktuellen Geschäftszahlen des Schweizer Pharmahändlers Zur Rose sagte Firmenchef Walter Oberhänsli, dass das Coronavirus seinem Konzern „massiven Rückenwind“ gebe. Das Bestellvolumen habe sich um bis zu 100 Prozent vermehrt. Obwohl beispielsweise Paracetamol am gestrigen Donnerstag bei DocMorris nicht mehr lieferbar war, gab der Konzern an, keine Lieferbeeinträchtigungen zu sehen.

Die Vor-Ort-Apotheken erleben in diesen Tagen eine Ausnahmesituation. Tausende Kunden strömen in die Apotheken und wollen sich insbesondere mit OTC-Arzneimitteln eindecken. Aus dem Großhandelslager hört man, dass die Nachbestellungen aus den Apotheken innerhalb weniger Tage um bis zu 40 Prozent zugenommen hätten. Doch eigenen Angaben zufolge sind zeitgleich auch die Bestellungen bei den Versandhändlern. In die Höhe geschnellt. Der Bundesverband Deutscher Versandapotheken (BVDVA) erklärt in einer Mitteilung, dass das Bestellvolumen um 60 Prozent zugenommen habe. Auf die Nachfrage von DAZ.online bei Verbandschef Christian Buse, ob dies auch zu Versorgungsengpässen führe, erklärte dieser: „Schmerzmittel werden schon immer gedeckelt und bedarfsgerecht abgegeben. Aktuell wird da sicher noch rigoroser gehandelt um mögliche und vorhandene Lieferengpässe im Sinne aller zu überwinden.“*

Und auch beim Pharmahandelskonzern Zur Rose sorgt die derzeitige Krisenstimmung offenbar für gute Laune. Zur Rose-Chef Walter Oberhänsli stellte am gestrigen Donnerstag die Geschäftszahlen für das Jahr 2019 in einer Telefonkonferenz vor. Den zuhörenden Journalisten erklärte er, dass es seines Wissens nach bislang keinen Erkrankungsfall im Konzern gebe. Sehr wichtig war es Oberhänsli dann allerdings die wirtschaftlichen Auswirkungen der Coronakrise auf sein Geschäft zu beschreiben: „Wir sehen ein Anstieg in allen Segmenten. Das Coronavirus gibt uns massiven Rückenwind. In der Schweiz sehen wir insbesondere im Rx-Geschäft einen großen Anstieg.“

Oberhänsli erklärte, dass die Digitalisierung durch das Virus eine „öffentliche Akzeptanz“ bekomme und zitierte hierzu das Magazin „The Economist“: „Die Covid-19-Epidemie hat Millionen von Menschen ins Internet geführt. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sie dort bleiben.“ Wörtlich heißt es in seiner begleitenden Präsentation: „Covid-19 ist ein Impulsgeber für die Verschiebung in Richtung Versandapotheken und E-Rezept.“ Oberhänsli erklärte, dass man bei den Bestellungen „bis zu 100 Prozent“ Anstieg sehe.

DocMorris: Die meisten Paracetamol-Marken ausverkauft

Wie DAZ.online bereits berichtete, führen die vielen OTC-Käufe in Apotheken derzeit allerdings schon zu den ersten Versorgungsengpässen. Besonders betroffen ist Paracetamol. Der Grund hierfür könnte auch sein, dass unter anderem die WHO derzeit von der Ibuprofen-Einnahme abrät. Das Bundesgesundheitsministerium hat deswegen schon reagiert und den Apotheken empfohlen, die Präparate nur noch in bedarfsgerechten Mengen abzugeben. Trotzdem schaffen es die Apotheken derzeit meistens noch, Paracetamol über den Großhandel zu beschaffen.

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Anders sah es zumindest gestern bei der Zur Rose-Tochter DocMorris aus: Am gestrigen Donnerstag waren zahlreiche Paracetamol-Produkte nicht mehr lieferfähig. Betroffen waren unter anderem die Präparate von Ratiopharm, 1a Pharma, Aliud und anderer großer Anbieter. DocMorris-Chef Olaf Heinrich erklärte in der Telefonkonferenz, dass man eine „Explosion“ bei den Paracetamol-Bestellungen sehe. Es gebe allerdings „keine Lieferbeeinträchtigungen“ – die Versorgungskette sei stabil.

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*Hinweis der Redaktion: Wir haben den Text mit einem Statement von BVDVA-Chef Christian Buse ergänzt.

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Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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6 Kommentare

Ohne Kometar

von Abolhassan Hadjiheidari am 22.03.2020 um 19:27 Uhr

„In der Krise beweist sich der Charakter.“


Helmut Schmidt

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Dieser Kommentar wurde von der Redaktion aufgrund eines Verstoßes gegen die allgemeinen Verhaltensregeln gelöscht.
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Löschung Daz

von Conny am 20.03.2020 um 9:02 Uhr

Vielen Dank DAZ. Herr Oberhänsli ist für mich ein Wohltäter mit Charakter.Ich freue mich für Zur Rose das Sie kräftig an der Krise verdienen. Ist es so besser ?.


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Klima und Versender bedanken sich bei Corona ...

von Christian Timme am 20.03.2020 um 8:51 Uhr

... und die Apotheken haben die Probleme ...

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Unfassbar niederträchtig

von Christian Grabenhorst am 20.03.2020 um 8:22 Uhr

Mit Corona mehr Profit machen und dann auch noch damit prahlen!

Wir verkaufen unseren Arztpraxen grad Schutzmasken zum EK von 170€/15 Stück weiter und so ein arrogantes Stück Mensch rühmt sich damit, wie cool so eine Pandemie ist um Geld damit zu machen ?!

Ich wünsche mir, dass die Kunden mal vor der Konzernzentrale schlange stehen, die Telefonkräfte anhusten und um Paracetamol und Handdesinfektion betteln...

Kommt alle gut durch den Tag

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