- DAZ.online
- News
- Apotheke
- Wird jetzt auch ...
Nachdem Indien Anfang März Exportverbote für verschiedene Wirkstoffe – darunter auch Paracetamol – erlassen hat, gibt es nun erste Meldungen darüber, dass es Lieferschwierigkeiten für Paracetamol-Präparate geben soll. Hersteller führen dies nicht auf Produktionsausfälle zurück, sondern auf die stark gestiegene Nachfrage. Denn nachdem unter anderem die WHO nun von der Einnahme von Ibuprofen abgeraten hat, fokussieren sich Hamsterkäufer auf die Alternative Paracetamol.
Nicht nur gängige Haushaltsartikel werden in Deutschland aufgrund der hohen Nachfrage knapp, sondern auch einige OTC-Mittel. Nachdem die WHO vergangene Woche vorsichtshalber – bis sich die Lage geklärt habe – von der Einnahme von Ibuprofen abgeraten hatte, scheinen sich Hamsterkäufer nun auf die Alternative Paracetamol zu konzentrieren. Großhändler und Hersteller verzeichnen derzeit eine erhöhte Nachfrage, weshalb es zu einzelnen Meldungen über Lieferschwierigkeiten entsprechender Paracetamol-Präparate kommt.
„Momentan ist die Nachfrage nach Paracetamol überall so groß, dass alle Anbieter es kaum schaffen, den Bedarf zu befriedigen“, teilte eine Sprecherin der Stada auf Nachfrage von DAZ.online mit. Bei Stada hätten sie zwar noch mehrere hunderttausend Packungen auf Lager, bei Aliud seien sie allerdings kurzfristig nicht mehr lieferfähig. Stada erklärt: „Wir setzen alles daran, so schnell wie möglich neue Ware zu produzieren und in den Markt zu bringen, das nötige API haben wir schon in den Produktionsstätten.“
Mehr zum Thema
WHO, EMA, AMK, Schweiz, Frankreich
Ibuprofen bei Covid-19: eine Übersicht
Hexal teilte mit, dass die Tabletten sowohl von Hexal als auch von 1A Pharma aktuell wieder lieferfähig seien, der Paracetamol-Saft allerdings erst ab Mitte April. Berlin Chemie und Ratiopharm scheinen nach wie vor lieferfähig zu sein. Apotheker berichten hier über größere Lieferungen, die allesamt regulär eingingen (s. Foto).
Die teils angespannte Situation der Hersteller macht sich auch bei den Großhändlern bemerkbar. Die Phoenix sei aus heutiger Sicht mit Einschränkungen lieferfähig. Aber: „Da uns diese Produkte durch die Hersteller aktuell nur kontingentiert zur Verfügung gestellt werden, können wir diese momentan auch bei uns nur als kontingentierte Artikel anbieten“, erklärte ein Phoenix-Sprecher. Auch die Noweda sei lieferfähig, allerdings seien auch bei der Genossenschaft bereits einige große Bestellungen von einzelnen Herstellern abgesagt bzw. kontingentiert worden. Die Gehe berichtete, dass die apothekenseitige Nachfrage nach Paracetamol das Angebot aktuell übersteige. Daher könne man derzeit nicht alle Paracetamol-Bestellungen vollumfänglich bedienen.
Mehr zum Thema
COVID-19-Epidemie
Coronavirus SARS-CoV-2
Thema
Lieferengpässe
Behörden ergreifen Maßnahmen gegen OTC-Hamsterkäufe
„Um eine kontinuierliche, ausreichende und wirtschaftliche Versorgung von Patientinnen und Patienten, die zwingend auf Arzneimittel angewiesen sind, sicherzustellen“, hatte sich das Bundesgesundheitsministerium für Gesundheit (BMG) bereits Montag über die Kassenärztliche Bundesvereinigung mit Hinweisen zum Verordnungsverhalten an die Ärzteschaft gewandt. Auch an die ABDA hat sich das BMG in einem Brief gerichtet. Dort heißt es: „Vergleichbare Anforderungen ergeben sich auch für die Apotheken bei der Abgabe von nicht verschreibungspflichtigen Arzneimitteln und apothekenüblichen Waren. Durch die Abgabe von bedarfsgerechten Mengen kann auch bei diesen Produkten Versorgungsengpässen entgegengewirkt werden. Die Apotheken werden gebeten, dies zu berücksichtigen.“
Auch die französische Gesundheitsbehörde ANSM empfiehlt, dass Paracetamol zur Behandlung von Schmerzen und/oder Fieber zu bevorzugen sei, warnt aber gleichzeitig davor paracetamolbasierte Medikamente unnötig zu verschreiben oder abzugeben. Daher dürfen Apotheker in Frankreich ab heute nur noch eine Schachtel pro Patient ohne Symptome oder zwei Packungen bei Symptomen abgeben. Der Internet-Verkauf von Paracetamol, Ibuprofen und Medikamenten auf ASS-Basis wird ausgesetzt. Die Behörde sieht vor allem Überdosierungen als Gefahr an, da diese zu schweren und irreversiblen Leberschäden führen können.
Mehr zum Thema
Arzneimittelengpässen vorbeugen
BMG: Apotheken sollen Arzneimittel „bedarfsgerecht“ abgeben
Sind das schon die Auswirkungen indischer Exportverbote?
Indien hatte Anfang März Exportverbote für viele verschiedene Wirkstoffe erlassen – darunter auch Paracetamol. Da in China und Indien die meisten Wirkstoffe produziert werden, gibt es nach wie vor Befürchtungen, dass dies mittelfristig erhebliche Auswirkungen auf die Arzneimittelversorgung in Deutschland habe. Hexal sieht hierfür bei sich jedenfalls noch keinen Anlass: Man habe eine erste Überprüfung der möglichen Auswirkungen der von Indien angekündigten Exporteinschränkungen durchgeführt und erwarte derzeit keine daraus resultierenden Störungen der Lieferkette, erklärte eine Pressesprecherin des Unternehmens gegenüber DAZ.online.
1 Kommentar
Paracetamolknappheit
von Roland Mückschel am 19.03.2020 um 12:10 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.