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Infektionsschutz
Apotheker verkauft Atemschutz-Halbmasken wegen Coronavirus
Der einfache OP-Mundschutz ist in Zeiten der Angst vor dem neuen Coronavirus SARS-CoV-2 bereits seit einiger Zeit Mangelware und vielerorts auch in Apotheken ausverkauft. Die Stuttgarter Internationale Apotheke hat indes ihr Sortiment um professionelle Halbmasken erweitert – die sich gut verkaufen.
Panik vor dem in China und mittlerweile etlichen weiteren Ländern grassierenden neuen Coronavirus, der kürzlich noch nCoV-2019 hieß, habe er keine, sagt Apotheker Nikolaus Kondraschov, der in der baden-württembergischen Landeshauptstadt Stuttgart in der Stadtmitte die Internationale Apotheke betreibt. „Aber wir haben uns rechtzeitig gut vorbereitet“, sagt er. So wie damals bei der „Schweinegrippe“ H1N1, die im Winter 2009/2010 grassierte. „Damals verkauften sich auch Desinfektionsmitteln und Atemmasken sehr gut“, sagt er. Die hatte er auch im Anfang Januar in großer Menge eingekauft, als die ersten Meldungen über das neue Coronavirus auftauchten, das in China auftauchte.
Mittlerweile hat die Krankheit den neuen Namen Covid-19 (Corona Virus Disease 2019) erhalten, das Virus wurde auf SARS-CoV-2 getauft und der angeschaffte große Vorrat an Desinfektionsmitteln und Atemmasken ist größtenteils verkauft. „Das ist alles weg. Die schützenden FFP3-Einwegsmasken sind ausverkauft. Wir haben nur noch ein paar einfache FFP1-Masken, die eigentlich nicht schützen. Das erklären wir den Kunden, die kaufen die dann aber trotzdem“, sagt Kondraschov.
FFP steht für „Filtering Face Piece“ und beschreibt als „Schutzklasse“, wie viele kleinste Partikel ein Filter noch durchlässt. Das Robert-Koch-Institut empfiehlt als wirksamen Schutz vor einer möglichen Ansteckung mit dem Coronavirus für das medizinische Personal mindestens eine FFP2-Maske.
Lange Bestellzeiten, teure Preise
Die Bestellfristen für die höherklassigen Masken liegen mittlerweile bei sechs bis zwölf Wochen. Auch die Preise sind dramatisch in folge der hohen Nachfrage gestiegen. Beim Online-Händler Amazon etwa bekommt man auch „Angebote“ über ganze fünf Einwegatemschutzmasken der Klasse FFP3 für knapp 100 Euro.
Apotheker Kondraschov muss indes nicht wie viele andere Apotheker in ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz seinen Kunden erklären, es gebe leider keine Atemschutzmasken zu kaufen. Stattdessen kann er auf ein besonderes Angebot verweisen, das er recht spektakulär in seinem Schaufenster bewirbt.
Neben einer Schaufensterpuppe mit Einwegmaske steht dort auch eine, die eine professionelle Halbmaske mit zwei Filterkartuschen trägt. Ein derzeit viel fotografiertes Motiv sei das Schaufenster so geworden, schreibt die Stuttgarter Zeitung.
„Das ist eine Atemschutzmaske mit Filterfunktion und austauschbaren Schutzfiltern“, sagt der Apotheker. Und für rund 60 Euro gibt es die auch in seiner Apotheke zu kaufen. „Wir haben davon noch einige auf Lager. Und die werden auch gar nicht so selten von den Kunden gekauft“, sagt Kondraschov. Wie viele genau er noch hat, will er aber nicht verraten.
Nicht absehbare Situation
Solche Masken finden sonst etwa Verwendung beim Lackieren oder bei staubigen Arbeiten als Schutz vor giftigen Dämpfen, Stäuben und organischen Stoffen – und sie schützen eben auch vor dem Einatmen von Viren. „Ich hatte die Masken eigentlich erstmal als Vorbereitung für das Personal gekauft“, sagt der Apotheker. Dass sie nun auch zum Verkauf stehen, habe sich dann so ergeben.
Von vielen Kunden bekomme er positive Reaktionen auf die Schaufensterdekoration. Er versteht sie nicht als Panikmache. „Das ist eine ganz normale Dekoration“, sagt er – und er verkaufe die entsprechenden Masken ja auch schließlich. Von den Kunden habe er jedenfalls noch nichts Negatives dazu gehört. „Und es ist ja auch nicht abzusehen, wie sich die Situation mit dem Coronavirus noch entwickelt“, sagt der Apotheker.
Die Schaufensterpuppen mit ihren Masken sollen nun noch mindestens zwei Wochen werben – oder je nachdem wie sich die Lage entwickelt. „Aber wenn wir dann irgendwann auch diese Masken alle verkauft haben, brauchen wir die dann auch nicht mehr zu bewerben“, sagt der Apotheker.
Eigentlich keine Notwendigkeit für Atemmasken
Aktuell hat sich an der Zahl der mittlerweile 16 gemeldeten Covid-19-Fällen in Deutschland nichts geändert. Alle gingen bislang auf die Einschleppung des Virus durch eine Chinesin bei einem Betrieb in Bayern zurück und befinden sich isoliert in Quarantäne. Eine Notwendigkeit, Atemschutzmasken zu tragen, besteht damit nicht unmittelbar in Deutschland. Allerdings heißt es vom RKI dazu, die Frage der Bedeutung des Virus für Deutschland sei noch nicht abschließend geklärt: „Erkrankungen mit neuartigen Erregern sind sehr schwer einzuschätzen …“, heißt es etwa in den „Antworten auf häufig gestellte Fragen zum Coronavirus SARS-CoV-2“ im Internetangebot des Instituts.
Schützen würden die professionellen Halbmasken natürlich auch vor der durchaus gefährlichen aktuellen Grippewelle. Aktuell meldet das RKI besonders in den Ballungsräumen Deutschlands stark erhöhte Aktivität respiratorischer Erkrankungen. Für die Meldewoche 6 des Jahres 2020 gingen beim RKI bislang 20629 labordiagnostisch bestätigte Influenzafälle ein. Anders als vor dem Coronavirus schützt vor der echten Influenza eine Grippeimpfung, die auch noch jetzt sinnvoll sein kann.
1 Kommentar
G26-Untersuchung
von Desinfektor am 04.03.2020 um 8:38 Uhr
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