Engpass durch Coronavirus

China first! – Großhändler bekommen keine Atemschutzmasken

Berlin - 18.02.2020, 14:00 Uhr

Der Coronavirus sorgt dafür, dass in Apotheken Atemschutzmasken restlos ausverkauft sind. Auch die Großhändler können derzeit keine neue Ware beschaffen. (Foto: imago images / Peters)

Der Coronavirus sorgt dafür, dass in Apotheken Atemschutzmasken restlos ausverkauft sind. Auch die Großhändler können derzeit keine neue Ware beschaffen. (Foto: imago images / Peters)


Dass Atemschutzmasken in Apotheken ausverkauft sind, darüber berichtete DAZ.online bereits. Nun melden auch immer mehr Großhändler, dass sie keine Ware mehr nachbestellen können. Wann die Hersteller entsprechend nachproduziert haben, ist für sie derzeit nicht absehbar. Die Noweda kann allerdings noch liefern.

In diesen Tagen werden die Apotheker in Deutschland häufig mit Fragen nach Atemschutzmasken konfrontiert. Vielerorts sind die Masken derzeit ausverkauft. Aber wie sieht es beim Großhandel aus? Können die Grossisten nachbestellen? Oder wird aus dem vorübergehenden Engpass ein dauerhafter? DAZ.online hat bei vier großen Unternehmen nachgefragt. Die Großhändler Phoenix, Alliance Healthcare und Gehe melden allesamt massive Lieferengpässe bei allen Arten von Atemschutzmasken.

So berichtet ein Unternehmenssprecher von Alliance Healthcare, dass der Großhändler derzeit keine Schutzmasken mehr auf Lager habe. Auch ein Phoenix-Sprecher bestätigt auf Anfrage von DAZ.online, dass die meisten Artikeln ausverkauft seien oder sich nur noch kleine Restmengen im Lager befänden. Auch Rückfragen bei den großen Lieferanten hätten ergeben, dass aktuell keinerlei Ware mehr verfügbar sei. Und in einem Artikel von Zeit.online erklärt Gehe-Chef Dr. Peter Schreiner, dass die Apotheker derzeit vermehrt Atemmasken bestellten, alle Versuche, bei den Herstellern Neuware zu beschaffen, seien aber gescheitert.

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Einzig die Apothekergenossenschaft Noweda meldet noch Bestände von Atemschutzmasken. „Zurzeit haben wir bei der Noweda eine Reihe von Atemschutzmasken (FFP2 und FFP3) auf Lager“, berichtet ein Sprecher gegenüber DAZ.online. Aber auch er bestätigt, dass es derzeit schwierig sei, Atemschutzmasken in großen Mengen zu erhalten. „Unser Einkauf arbeitet mit Hochdruck daran, Atemschutzmasken von verschiedenen Herstellern zu beziehen.“

Doch das wird schwierig, da ein Großteil der Masken in China produziert wird. Gehe-Chef Schreiner sieht darin auch ein systemrelevantes Problem: In dem Zeit-Bericht verweist er auf die Arzneimittel-Lieferengpässe und fordert, dass Medikamente wieder häufiger in Europa produziert werden. Die brauchen sie jedoch gerade dringend selber. Laut Zeit.online hat China sogar mittlerweile einen Ausfuhrstopp auf Atemschutzmasken erlassen. So dürften, so das Nachrichtenmagazin, selbst deutsche Hersteller, die in China produzieren, keine Masken mehr ausführen.

Gehe-Chef Schreiner: So eine Situation kommt nur alle zehn Jahre vor

Die Situation sei zirka alle zehn Jahre so angespannt, das letzte Mal bei SARS oder der Schweinegrippe, berichtet Gehe-Chef Schreiner im Bericht von Zeit.online. „Es gehen gerade Kontingente über den Ladentisch, die normalerweise in einem Jahr verkauft werden“, bestätigt auch der Sprecher von Alliance Healthcare. Die Leute würden „alles“ kaufen, dabei seien viele Masken unwirksam gegen Viren und Bakterien. Nur die Atemschutzmaske mit mindestens dem FFP2-Standard helfe wirksam, da sie dicht abschließe. Diese sei aber sehr unbequem zu tragen.

Laut den Großhändlern konnten bislang auch die Hersteller keine Auskunft darüber geben, wann und in welcher Menge Atemschutzmasken aller Art wieder lieferfähig sein werden.


Mareike Spielhofen, Autorin, DAZ.online
daz-online@deutscher-apotheker-verlag.de


Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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