Misoprostol in Cytotec – Teil 1

Gefährlich oder Lebensretter für Frauen?

Stuttgart - 13.02.2020, 17:55 Uhr

Wie gefährlich ist Misoprostol in Cytotec? Oft sollen die wichtigen Aspekte der Therapie der postpartalen Blutung in der Berichterstattung nicht berücksichtigt werden. Weltweit werden dadurch aber Frauenleben durch Misoprostol geschützt. (Foto: DAZ.online)

Wie gefährlich ist Misoprostol in Cytotec? Oft sollen die wichtigen Aspekte der Therapie der postpartalen Blutung in der Berichterstattung nicht berücksichtigt werden. Weltweit werden dadurch aber Frauenleben durch Misoprostol geschützt. (Foto: DAZ.online)


Sollten Ärzte Cytotec nicht mehr anwenden? 

„Wie kann es sein, dass Ärzte Cytotec trotzdem immer noch verschreiben?“, fragt die SZ in ihrem Artikel auf Seite 3. Es wird dann der Off-Label-Use erklärt und der Vorwurf erhoben, dass Frauen nur manipulativ oder gar nicht über Alternativen aufgeklärt werden. Dann wird auch erwähnt, dass Ärzte Cytotec breit und offenbar auch gerne anwenden, weil es durch die orale Gabe einfach und praktisch zu sein scheint. Auch die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt den Einsatz von Misoprostol, allerdings in einer Dosis von 25 µg. 

Bei den (tragischen) geschilderten Fällen soll diese Dosis um das Doppelte bis Vierfache überschritten worden sein. „Es ist schon lange an der Zeit, diesen Unsinn mit Cytotec zu beenden“, sagt Peter Husslein, Professor für Geburtshilfe und Leiter der Universitätsfrauenklinik Wien in der SZ. 

Behandlungsfehler haben nichts mit dem Wirkstoff zu tun

„Cytotec wurde bei der Patientin offensichtlich überdosiert. Sie erhielt weiter Cytotec, obwohl sie bereits Wehen hatte. Dieser Behandlungsfehler hat aber nichts mit Cytotec zu tun, sondern wäre so mit jedem anderen Medikament auch passiert, wenn es die Kontraktionen anregt“, meint hingegen Dr. Christian Fiala von der österreichischen „Gynmed Clinic“. Er hat eine Doktorarbeit zu Misoprostol und Mifepriston in Zusammenhang mit Abtreibung geschrieben und extra eine Internetseite ins Leben gerufen, die über Misoprostol aufklären soll, um die Müttersterblichkeit zu reduzieren. Dabei scheint ihn auch seine Arbeit in Afrika stark geprägt zu haben.

Diese beiden Aussagen verdeutlichen die verschiedenen Standpunkte in der Debatte. Die SZ und Professor Husslein scheinen den Finger in eine Wunde zu legen, die sich schlecht wegdiskutieren lässt. Denn die SZ schildert, dass Anwälte für Medizinrecht regelmäßig mit Cytotec-Fällen zu tun haben. In einem konkreten Fall habe die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen eingestellt, „auch weil es schwer ist, einem Arzt eine zu hohe Dosis vorzuwerfen, wenn es keinen festgeschriebenen Höchstwert gibt.“ Allerdings könnte sich diese ungeregelte Situation, was die Dosierung angeht, schon bald ändern – und die „Wunde“ sich somit vielleicht schließen? 



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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