Mehrarbeit durch Arzneimittellieferengpässe

SPD: „offen“ für Zusatzvergütung für Apotheker

Berlin - 15.01.2020, 17:55 Uhr

Die SPD-Gesundheitsexpertinnen Sabine Dittmar und Bärbel Bas zeigten sich offen für Gespräche über Zusatzvergütungen für Apotheker wegen Mehrarbeit durch Lieferengpässe. (m / Foto: imago images / Steiner)

Die SPD-Gesundheitsexpertinnen Sabine Dittmar und Bärbel Bas zeigten sich offen für Gespräche über Zusatzvergütungen für Apotheker wegen Mehrarbeit durch Lieferengpässe. (m / Foto: imago images / Steiner)


Dittmar bei Rabattverträgen „knochenhart“

Die beiden SPD-Expertinnen stellten zudem klar, dass sie noch weitere Ideen in das GKV-FKG einbringen wollen. In erster Linie gehe es darum, mehr Transparenz in die Lieferkette und das „Marktgeschehen“ zu bringen. Konkret forderte Dittmar, dass das BfArM nicht nur auf Anordnung Daten zur Lieferfähigkeit von Arzneimitteln beziehen solle. Vielmehr müssten „automatisch“ Daten zur Liefersituation bei versorgungskritischen Wirkstoffen gesammelt werden. Dittmar wörtlich: „Es wäre wichtig, ein kontinuierliches Monitoring über die Bestände versorgungskritischer Wirkstoffe zu haben. Denn es bringt nichts, dass wir Meldungen über schon aufgetretene Engpässe erhalten.“

Wer dieses kontinuierliche Monitoring wie aufbauen solle, erklärte die SPD-Politikerin nicht. Die Forderung ähnelt aber einem Vorschlag des Großhändlers AEP: Die AEP hatte in einem Positionspapier vorgeschlagen, dass der pharmazeutische Großhandel Daten über die Bestände von Arzneimitteln sammelt und diese an eine Behörde weitergibt, damit sie dort ausgewertet werden können. Die Idee hatten kürzlich auch die Grünen in einem Autorinnenpapier aufgegriffen.

Seit Wochen wird auch über weitere wichtige Änderungen am Rabattvertragssystem gesprochen. Die Unionsfraktion hatte gefordert, dass Rabattverträge nur noch auf regionaler Ebene und kassenübergreifend ausgeschrieben werden, um den Apothekern die Arbeit zu vereinfachen. Auch die Generika-Industrie und die ABDA fordern seit Jahren Änderungen am Rabattvertragssystem – insbesondere die Streichung der Exklusivverträge steht immer wieder in deren Forderungsfokus. Das BMG hatte allerdings schon vor Wochen klargestellt, dass es keinen Änderungsbedarf sehe, weil die Rabattverträge nicht die Ursache der Lieferprobleme seien.

SPD will keine Änderungen an Rabattverträgen

Eigentlich hatte auch die SPD-Fraktion in ihrem Positionspapier die Streichung der Exklusiv-Rabattverträge zumindest erwähnt. Dittmar stellte am heutigen Mittwoch aber klar, dass sie der Meinung des BMG sei: „Da bleibe ich knochenhart. Die Rabattverträge sind nicht die Ursache dieser Probleme. Wir haben das in unserem Positionspapier auch als Fragestellung formuliert. Man sollte diese Entscheidung, ob exklusiv ausgeschrieben wird oder nicht, den Kassen überlassen. Viele verzichten ja von sich aus darauf.“

Auch Bas erklärte, dass in den Überlegungen der Großen Koalition vielmehr eine Rolle spiele, herauszufinden „wo die Lieferengpässe herkommen“. Beide SPD-Politikerinnen erinnerten zudem daran, dass die Kassen gegenüber nicht-lieferfähigen Herstellern Sanktionsmöglichkeiten durchsetzen können. Bas forderte zudem, dass Deutschland das Thema der Lieferengpässe im Rahmen der diesjährigen EU-Ratspräsidentschaft in den Fokus rücken solle.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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2 Kommentare

Zusatzvergütung.

von Roland Mückschel am 16.01.2020 um 10:15 Uhr

Was wir brauchen ist eine Honorarerhöhung die den
Flächendeckern wieder eine Zukunft gibt.
Mit ein paar Cents Zusatzvergütung können wir
nichts anfangen.

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Dynamische Vergütungserhöhung aus den Augen verloren?

von Andreas Grünebaum am 15.01.2020 um 18:37 Uhr

Denkt niemand in der ABDA endlich mal über eine allgemeine und dynamisierte Erhöhung der Packungspauschale nach? Es war niemals die Absicht, die Packungspauschale als "Honorar" für z.B. Beratung oder sonstiges einzuführen. Inzwischen wurde uns jeglicher Einkaufsvorteil jenseits von Skonti (umstritten) und "Kulanten" (umstritten) gestrichen, während die Packungspauschale auf dem Niveau von 2003 verblieb. Müssen wir dafür bestraft werden, dass ausländische Versender von einer höheren Packungspauschale noch höhere Boni vergeben könnten? Hat die ABDA Führung vielleicht deswegen Angst, eine Erhöhung derselben zu fordern? Das wäre praktisch Selbstmord aus Angst vor dem Tod!

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