DAZ-Jahresrückblick

Schmerzen, Kopfläuse und HIV: Dos and Don'ts in der Schwangerschaft

Waren - 03.01.2020, 12:55 Uhr

Bei Arzneimitteln in der Schwangerschaft ist man auf Erfahrungen angewiesen, die in der Praxis gesammelt werden– und das werden Jahr um Jahr mehr.. 2019 wurden unter anderem die Empfehlungen zu Metamizol in der Schwangerschaft verschärft. (Foto: Александр Беспалый/stock.adobe.com)

Bei Arzneimitteln in der Schwangerschaft ist man auf Erfahrungen angewiesen, die in der Praxis gesammelt werden– und das werden Jahr um Jahr mehr.. 2019 wurden unter anderem die Empfehlungen zu Metamizol in der Schwangerschaft verschärft. (Foto: Александр Беспалый/stock.adobe.com)


Erhobener Zeigefinger

Bislang gab es keine Hinweise zur Anwendung Metamizol-haltiger Arzneimittel in der Frühschwangerschaft. Ende März wurden die Fach- und Gebrauchsinformationen geändert: Einzelgaben sind in den ersten sechs Schwangerschaftsmonaten akzeptabel, sofern keine anderen Schmerzmittel genommen werden (DAZ 31, S. 20). Im dritten Trimenon besteht ebenso wie bei Ibuprofen und anderen nicht­steroidalen Antirheumatika (NSAR) eine Kontraindikation, da fetale Nierenschäden sowie ein vorzeitiger Verschluss des Ductus arteriosus möglich sind. In der Stillzeit sollte ganz auf Metamizol verzichtet werden.

Nur im ersten Trimenon sollte man auf Permethrin als Kopfläusemittel bisher verzichten. Nun soll die Anwendungsbeschränkung sicherheitshalber auf die gesamte Schwangerschaft ausgedehnt werden. Die Datenlage ist nach wie vor nicht eindeutig, ein kanzerogenes Risiko kann aber nicht sicher ausgeschlossen werden. Therapie der ersten Wahl bei Kopfläusen in der Schwangerschaft sind physi­kalische Methoden. Erst wenn diese nicht greifen, ist Permethrin eine Zweitlinienoption.

Auch gegenüber Fluconazol ist Vorsicht geboten: Eine kanadische Nested-Fall-Kontroll-Studie mit Krankenkassendaten von 441.949 Schwangerschaften ergab ein erhöhtes Risiko für Spontanaborte bei Einnahme in der Frühschwangerschaft – und zwar unabhängig davon, ob Fluconazol niedrig (≤ 150 mg) oder hoch (> 150 mg) dosiert wurde (DAZ 13, S. 29). Bei einer vaginalen Pilzinfektion sollte grundsätzlich zunächst topisch behandelt werden. Leider sind gerade schwangere Frauen mit Vulvovaginal-Candidiasis wegen Resistenzen schwieriger zu behandeln, sodass die Therapie häufig zu schnell eskaliert wird. Gemäß Herstellerangaben sollte die Anwendung „nur bei eindeutiger Notwendigkeit in Standarddosen und als Kurzzeit­therapie“ erfolgen.

Eine weitere kanadische Fall-Kontroll-Studie beschäftigte sich mit der Frage, ob Benzodiazepine gleichermaßen das Risiko für kongenitale Missbildungen sowie Spontanaborte erhöhen (DAZ 31, S. 25). Das Ergebnis: Alle erfassten Wirkstoffe waren mit einem erhöhten Risiko assoziiert. Zwischen kurzwirksamen (Alprazolam, Bromazepam, Lorazepam, Oxazepam, Temazepam, Triazolam) und langwirksamen (Chlordiazepoxid, Clonazepam, Diazepam, Flurazepam, Nitrazepam) Benzodiazepinen er­gaben sich keine Unterschiede. Die Daten weisen zudem auf eine Dosis-Wirkungs-Beziehung hin.

Eine Forschungsgruppe aus den USA hat auf Basis von Versicherungsdaten die Risiken von Ondansetron im ersten Schwangerschaftsdrittel untersucht: Entwarnung gab es hinsichtlich kardialer Missbildungen, dafür scheint das Risiko für eine Kiefer-Gaumen-Spalte bei den Kindern erhöht zu sein (DAZ 6, S. 35). Besser erprobte Alternativen sind Meclozin, gegebenenfalls auch Dimenhydrinat oder Doxylamin.



Rika Rausch, Apothekerin
redaktion@daz.online


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