Heidelberger Herbstkongress 2019

Erst Anamnese, dann Allergietest

Heidelberg - 28.11.2019, 16:30 Uhr


Wann Apotheker genauer hinschauen sollten

Als schwerste Form der allergischen Reaktion ging Spindler außerdem auf die Anaphylaxie ein, auch wenn sie bei Kindern im Vergleich zu Erwachsenen eine eher kleine Rolle spiele – die Inzidenz soll insgesamt zunehmen. Er verwies auf die Wichtigkeit der Verordnung und Erläuterung eines Notfallsets. Denn sind die Symptome schwer beziehungsweise ist der Zusammenhang der Reaktion mit einer Allergenaufnahme gesichert, ist die Gabe von Adrenalin der erste Handlungsschritt. Und so solle man beim Kauf von Antiallergika ohne ärztliche Verordnung in der Apotheke immer nachfragen, warum der Kunde diese möchte. Eine Selbstmedikation verbiete sich, ohne vorherige Abklärung beim Allergologen, bei jedem Hinweis auf eine systemische Reaktion.

Asthma: Ärzte auf neue Leitlinie hinweisen

Beim Thema Asthma ging Spindler schließlich vor allem auf die neue Nationale Versorgungsleitlinie ein, bei deren Erstellung er beteiligt war. Er betonte, dass in der neuen Leitlinie die Einsparung von Kosten keine Rolle mehr spiele, was in der alten noch anders gewesen sei. Das betreffe vor allem die neuen teuren Medikamente, die bei Kindern aber eher eine Rarität darstellen sollen, weil bei ihnen kaum schwere Verlaufsformen des Asthmas auftreten.

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Insgesamt wird das Asthma nicht mehr in Schweregrade, sondern die Therapie in Stufen eingeteilt. Spindler betonte dabei, dass LABA (Langwirkende Beta-2-Sympathomimetika) nur noch in Kombination mit inhalativen Corticosteroiden (ICS) erlaubt sind. Sollte ein Apotheker eine LABA-Monotherapie bemerken, sei es durchaus seine Aufgabe, den Arzt auf die bestehende Leitlinienempfehlung hinzuweisen.

Grundsätzlich seien Arzneimittel in der Therapie nicht wichtiger als die Auslöser-Vermeidung. Allerdings ist damit nicht etwa Anstrengung oder Sport gemeint: „Es gibt kein Anstrengungsasthma mehr!“, betonte Spindler. Man spricht nur noch von anstrengungsinduzierten Symptomen.



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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