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Interessengemeinschaft der Heilberufe
Freie Heilberufler sorgen sich um Einflüsse von Kapitalinvestoren
Kapitalinvestoren bei Zahn- und Tierärzten
Die Vertreter der Heilberufe beschrieben anschließend ihre Erfahrungen mit berufsfremden Investoren. Dr. Michael Brandt, Präsident der Zahnärztekammer Schleswig-Holstein, erklärte Medizinische Versorgungszentren mit Zahnärzten seien besonders in Ballungsräumen aktiv. Die zahnärztliche Tätigkeit sei für Investoren attraktiv, weil es dort vielfältige Versorgungsformen gibt, die auch auf Ästhetik und Komfort zielen. Dr. Michael Diercks, Vorstandsvorsitzender der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein, ergänzte, dass größere Einheiten tendenziell höhere Fallwerte abrechnen. Dr. Evelin Stampa, Präsidentin der Tierärztekammer Schleswig-Holstein, berichtete über skandinavische Tierarztketten, die auch in Deutschland tätig sind. Die Tierärztekammer Schleswig-Holstein müsse jede Praxisübernahme genehmigen und mache dabei stets eine tierärztliche Leitung zur Auflage. Doch Stampa befürchtet steigende Behandlungskosten für die Tierhalter.
Sorgen vor Rosinenpickern
Dr. Monika Schliffke, Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein, erklärte, die Humanmediziner müssten bei ihren Abrechnungen keine Auskünfte über die Herkunft ihres Kapitals geben. Daher würden Daten zu dem Thema fehlen. In der Diskussion wurden Befürchtungen geäußert, dass Medizinische Versorgungszentren in den Händen berufsfremder Investoren als „Rosinenpicker“ an besonderen Standorten lukrative Leistungen anbieten, sodass die flächendeckende Versorgung leidet. Die FDP-Bundestagsabgeordnete Christine Aschenberg-Dugnus beschrieb dies am Beispiel zahnärztlicher Versorgungszentren, die sich auf Implantologie spezialisieren, aber den Versorgungsauftrag nicht wahrnehmen würden. Die schwankende Haltung der FDP zum Fremdbesitzverbot bei Apotheken wurde jedoch nicht angesprochen. Erst am Ende der Diskussion verwies Dr. Peter Froese, Vorsitzender des Apothekerverbandes Schleswig-Holstein, auf die europäische Dimension des Themas. Der Wettbewerb sei europäisch und ausländische Kapitalgeber würden das Thema offensiv in die Politik tragen. Außerdem werde die digitale Disruption „geradezu zur Religion erklärt“. Darum solle die Politik „nicht hin- und hereiern“, forderte Froese. Vielmehr sollten sich die Politiker im Interesse der Patienten klar zu den Heilberuflern bekennen und nicht mit einem kapitalgetriebenen System liebäugeln.
Bekenntnis der Politik gefordert
Auch in ihrer Pressemitteilung zum Thementag fordert die IDH die politischen Entscheidungsträger auf, sich stärker für den Erhalt und die Stärkung der freien Heilberufe einzusetzen. Sie seien aus der Gemeinnützigkeit entstanden und würden einen essentiellen Teil des solidarischen Gesundheitssystems Deutschlands darstellen.
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