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Sollen sich Apotheker gegen Grippe impfen lassen?

Stuttgart - 31.10.2019, 15:00 Uhr

Für Apotheker ist eine Impfung auch sinnvoll, schließlich haben sie viel Kontakt mit Menschen(Foto: imago images / Westend61)

Für Apotheker ist eine Impfung auch sinnvoll, schließlich haben sie viel Kontakt mit Menschen(Foto: imago images / Westend61)


Jetzt ist die beste Zeit für eine Grippeimpfung. Doch für wen eigentlich? Die Frage ist berechtigt, denn zumindest in den Augen der STIKO ist die Impfung gegen saisonale Influenza nicht bei allen indiziert. Anders sehen das die Impfexperten von der sächsischen Impfkommission, die empfehlen nämlich die Impfung für alle ab 7 Monaten.

Grippeimpfung ja oder nein? Hier gibt es je nach Land unterschiedliche Empfehlungen. So empfiehlt in den USA das US-amerikanische STIKO-Pendant ACIP (Advisory Committee on Immunization Practices) eine Grippeimpfung pauschal für alle Personen ab einem Alter von sechs Monaten. Diese Empfehlung existiert in den USA bereits seit 2010. Ähnlich lautet die Empfehlung in Sachsen, wo die sächsische Impfkommission eine Grippeimpfung standardmäßig ab einem Alter von 7 Monaten empfiehlt. Die STIKO, die für die deutschlandweiten Impfempfehlungen maßgeblich ist, empfiehlt sie nur für bestimmte Patientengruppen. Nämlich

  • alle über 60,
  • alle Schwangeren ab dem 2. Trimenon, bei erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge eines Grundleidens ab 1. Trimenon,
  • Personen mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge eines Grundleidens (wie z. B. chronische Krankheiten der Atmungsorgane, Herz- oder Kreislaufkrankheiten, Leber- oder Nierenkrankheiten, Diabetes oder andere Stoffwechselkrankheiten, chronische neurologische Grundkrankheiten wie z. B. Multiple Sklerose mit durch Infektionen getriggerten Schüben, angeborene oder erworbene Immundefizienz oder HIV),Bewohner von Alters- oder Pflegeheimen sowie für
  • Personen, die als mögliche Infektionsquelle im selben Haushalt lebende oder von ihnen betreute Risikopersonen gefährden können.

Apotheker haben berufliches Risiko

Geimpft werden sollten im Rahmen eines erhöhten beruflichen Risikos außerdem

  • Personen, die als mögliche Infektionsquelle für von ihnen betreute Risikopersonen fungieren können,
  • Personen mit erhöhter Gefährdung (z. B. medizinisches Personal),
  • Personen in Einrichtungen mit umfangreichem Publikumsverkehr.

Für Apotheker ist demnach eine Impfung auch sinnvoll, einmal haben sie viel Kontakt mit Menschen, zum anderen stellen sie eine mögliche Infektionsquelle für die Patienten, die in die Apotheke kommen, dar, die ja oft zu den besonders gefährdeten Gruppen gehören.

Warum nicht alle Kinder?

Auf die Frage, warum in Deutschland im Gegensatz zu anderen Ländern die Impfung gesunder Kinder nicht empfohlen wird, erklärt die STIKO auf ihrer Seite, dass es zur Verhinderung von Influenza-Erkrankungen durch Impfung verschiedene Strategien gebe. Die meistgewählte Strategie, die auch in Deutschland praktiziert wird, sei die Impfung von Risikogruppen, die ein deutlich erhöhtes Risiko haben, dass eine Influenza-Erkrankung schwer verläuft oder zum Tod führt, und die daher besonders profitierten. Andere Strategien wären die Impfung der gesamten Bevölkerung oder die gezielte Impfung von Kindern, wodurch – bei entsprechend hohen Impfquoten – auch ältere Altersgruppen indirekt geschützt würden, weil Kinder oftmals die Infektionsquelle sind bzw. die Virus-Zirkulation in der Bevölkerung insgesamt reduziert werden kann (Gemeinschaftsschutz). Bevor man eine Impfempfehlung für alle Menschen aussprechen könne, insbesondere für alle gesunden Kinder, würden mehr Daten benötigt. Man behalte das Thema aber im Blick und bewerte fortlaufend die entsprechende Literatur.



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