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Kundenzeitschriften
Erster Mini-Eklat zwischen Noweda/Burda und dem Wort & Bild-Verlag
Zwischen dem „Zukunftspakt Apotheke“ (Noweda, Burda-Verlag) und dem Wort & Bild-Verlag („Apotheken Umschau“) ist es zu einem ersten kleinen Eklat gekommen. Noweda/Burda machen der „Umschau“ mit ihrer Kundenzeitschrift „My life“ derzeit Konkurrenz. In einem Medienmagazin meldete sich nun eine Chefredakteurin des Wort & Bild-Verlages zu Wort und beschwerte sich über „fiese Methoden“ in der Branche, ohne dabei jedoch Namen zu nennen. Im „Focus“ reagierte der Burda-Verlag und bezeichnete den Text als „schmutzige Kampagne“. Obwohl das Medien-Magazin „Meedia“ den Beitrag wieder gelöscht hat, steht der Wort & Bild-Verlag zu seinem Text.
Im Markt der Apotheken-Kundenzeitschriften ist derzeit einiges los. Bislang war es der Wort & Bild-Verlag schlichtweg nicht gewohnt, ernstzunehmende Konkurrenz zu seiner „Apotheken Umschau“ zu haben. Das hat sich nun aber geändert: Die Apothekergenossenschaft Noweda und der Burda-Verlag haben mit Ihreapotheken.de nicht nur eine Vorbestell-Plattform gelauncht, um dem Versandhandel Paroli zu bieten. Der sogenannte „Zukunftspakt“ hat auch die Kundenzeitschrift „My life“ auf den Markt geworfen. Wie bei der „Umschau“ hat die „My life“ inzwischen sogar schon Schwester-Produkte, wie etwa einen Senioren-Ratgeber.
Laut Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern (IVW) kommt „My life“ für das zweite Quartal 2019 bereits auf eine Auflage von 1,15 Millionen Exemplaren pro Heft. Zum Vergleich: Die Apotheken Umschau liegt bei 4,45 Millionen pro Heft. Noweda/Burda versuchen die Apotheker auch mit attraktiven Preisen zu überzeugen. Im ersten Jahr bekommen Apotheken demnach je ein Paket mit 150 Heften „My life“ gratis. Ab 2020 zahlen Noweda-Mitglieder dann 99 Euro pro Monat. Das Angebot steht jedoch allen Vor-Ort-Apotheken offen. Wer kein Noweda-Mitglied ist, für den kostet es 150 Euro im Monat. Der Wort & Bild-Verlag schweigt traditionell zu seinen Verkaufspreisen. Dem Vernehmen nach liegen Noweda/Burda aber weit darunter.
Wort & Bild-Chefredakteurin: Die Sitten verrohen
Kein Wunder also, dass beim Wort & Bild-Verlag derzeit die Alarmglocken läuten. Wie sehr die neue Konkurrenzsituation den Markt anheizt, zeigt sich derzeit in einem medial ausgetragenen Fernduell beider Konzerne. Den Aufschlag zur Debatte hatte Anfang Oktober ein Kommentar von Anne-Bärbel Köhle gegeben. Köhle ist Chefredakteurin des „Diabetes Ratgebers” aus dem Wort & Bild-Verlag. Ihr Kommentar erschien im Medienmagazin „Meedia.de“ in der Reihe „Werteorientierte Digitalisierung“. Köhles These: „Digitale Disruption ist noch lange kein Grund, mit unlauteren Mitteln zu kämpfen oder ethisches Verhalten in der Arbeitswelt aus den Augen zu verlieren.“
Die Chefredakteurin beschwert sich in dem Meinungsbeitrag unter anderem darüber, dass die Sitten in der Branche verrohen. Erstes Beispiel dafür: die teils „armselige“ Bezahlung freier Journalisten. Schließlich bringt Köhle ein weiteres Beispiel an, diesmal geht es um den Apothekenmarkt. Sie nennt den Burda-Verlag nicht wörtlich. Bei der Lektüre des Textes dürfte aber schnell klar werden, um wen es der Wort & Bild-Mitarbeiterin geht. Köhle erhebt schwere Vorwürfe. Unter anderem soll dieses angesprochene Unternehmen an Apotheker Fax-Formulare austeilen, mit denen sie die Hefte des „Traditionsunternehmens“ abbestellen können. Das Vorgehen vergleicht sie mit dem Agieren von rechtsradikalen Vereinigungen. Hier die wörtliche Textpassage:
Ein weiteres Beispiel: Ein großer, international agierender Verlag kopiert derzeit das Geschäftsmodell eines anderen Medienhauses, macht jede einzelne von dessen Zeitschriftentiteln in Konzept und Aufmachung nach, so dass es Zeitschriften nun quasi doppelt auf dem Markt gibt. Zeitgleich liefert der Nachmacher an seine möglichen Neu-Kunden gleich ein Abbestell-Fax für die Hefte des Traditionsunternehmens mit. Solche Kopier- und Plattmacher-Methoden kannte ich bislang eigentlich nur von auf Messen herumspionierenden chinesischen Technologiekonzernen. Die altmodische Sache mit dem Fax greift auch im Osten der Republik um sich: Dort verteilt derzeit eine rechtsnationale Partei Abbestell-Briefe für die örtliche Tageszeitung, in der eine befreundete Redakteurin arbeitet: Weg mit der Lügenpresse!“
„Focus“: schmutzige Kampagne
Eine erste Anfrage von DAZ.online bei Noweda-Kunden ergab: Ein solches Abbestell-Fax hat bislang niemand gesehen. Köhles Kommentar blieb nicht folgenlos. Offenbar gab es einige Beschwerden beim Medienmagazin „Meedia“, wo der Text erschien. Nur vier Tage nach seiner Veröffentlichung wurde der Kommentar dann von der Seite gelöscht. Meedia-Verleger Timo Busch meldete sich auf seiner Seite diesbezüglich zu Wort und bezeichnete die Veröffentlichung als „Fehler“. Offenbar wusste die Meedia-Redaktion nicht, dass Köhle Chefredakteurin im Wort & Bild-Verlag ist. Die Möglichkeit, einen Kommentar zu veröffentlichen, erhielt sie, weil sie unter anderem an der Hamburg Media School Dozentin ist. Meedia-Chef Busch schrieb dazu: „Sich über die Verrohung der Sitten aufzuregen und gleichzeitig durch die Hintertür einer Essay-Reihe der Hamburg Media School unsere Plattform für die Auseinandersetzung mit dem Wettbewerber zu nutzen, erscheint nicht wirklich werteorientiert. In jedem Fall ist es etwas, was wir bei Meedia nicht akzeptieren können und werden.“
Auch beim zu Burda gehörenden „Focus“ scheint man aufgebracht zu sein. In der aktuellen Ausgabe veröffentlichte das Magazin einen Beitrag (nicht als Meinungsbeitrag gekennzeichnet!) mit dem Titel „Schmutzige Kampagne“. Darin wird Köhles Text als „untauglicher Versuch, in einem freien Markt Wettbewerb zu verhindern“ bezeichnet. Der „Focus“ erklärt Köhles Funktion im konkurrierenden Verlag und weist auf die Löschung hin.
Eine Sprecherin des Wort & Bild-Verlages wies gegenüber DAZ.online darauf hin, dass man zu Köhles Kommentar stehe und ihn daher auf den eigenen Internetseiten veröffentlicht habe. Die Sprecherin wiederholte den Hinweis, dass Köhle in ihrem Text „mit keinem Wort ein anderes Unternehmen“ erwähne. Auf Nachfrage, welches Unternehmen sonst gemeint sein könnte, erklärte die Sprecherin: „Wir schützen unsere Chefredakteurin.“
Bei der Noweda wollte man die Vorgänge nicht kommentieren. Ein Sprecher erklärte auf Nachfrage von DAZ.online:
Nur so viel: Die Herausforderungen für den Zukunftspakt Apotheke waren von Anfang an gewaltig. Die Noweda hat ihre Zusammenarbeit mit Burda im September 2018 verkündet und allen Vor-Ort-Apotheken – unabhängig von deren Geschäftsbeziehung zur Noweda – versprochen, noch im Frühjahr 2019 an den Start zu gehen. Wir freuen uns, dass uns dieser wichtige Schritt gelungen ist. Und wir freuen uns, dass wir neben dem sehr erfolgreichen Apotheken-Kundenmagazin My life mit der Plattform IhreApotheken.de bisher als einzige Kooperation eine marktfähige, bundesweite Omni-Channel-Lösung für die digitale Weiterentwicklung der Apotheke bieten. Daran werden wir konsequent weiterarbeiten.“
1 Kommentar
Och...
von Dominik am 22.10.2019 um 8:45 Uhr
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