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Reform der PTA-Ausbildung
PTA-Schulleiter warnt Länder vor Reform-Blockade
Die Stellungnahme des Bundesrats zum PTA-Reformgesetz trifft auf ein geteiltes Echo. Während sich der Bundesverband PTA und die Apothekengewerkschaft Adexa freuen – vor allem wegen der von den Ländern geforderten längeren Ausbildungsdauer – dürfte die ABDA enttäuscht sein, dass das Bundesratsplenum ihre Einwände nicht berücksichtigt hat. Hart ins Gericht mit den Länder-Forderungen geht auch Burkhard Pölzing, Schulleiter der Völker-Schule in Osnabrück, die unter anderem PTA ausbildet.
Burkhard Pölzing, Schulleiter der Völker-Schule in Osnabrück und Vorstandsmitglied der AG „Theoretische und Praktische Ausbildung“ (TuPA) in der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft (DPhG) ist von den Vorschlägen des Bundesrats ganz und gar nicht überzeugt. Er meint, die von den Ländern geforderten Änderungen bei der Dauer und Struktur der Ausbildung würden den Beruf der PTA keinesfalls attraktiver machen – und könnten auch nichts gegen den Fachkräftemangel ausrichten. In diesen Punkten sieht er sich ganz auf einer Linie mit der AG TuPA der DPhG und dem Bundesgesundheitsministerium.
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Im Gespräch mit DAZ.online erklärt Pölzing seine Kritik an einer um ein halbes Jahr verlängerten Ausbildung: Sie bedeute eine Kostensteigerung von 20 Prozent für die Auszubildenden und die Schulträger. Zudem kämen die Absolventen schlicht später auf den Arbeitsmarkt, es wären immer ein Fünftel Abgänger weniger als zurzeit, wenn die Schulplätze ein halbes Jahr länger besetzt blieben. Dass sich diese Ausfälle durch ebenso viele neue Schulplätze und Bewerber kompensieren ließen, glaubt Pölzing nicht.
Er verweist auf Erfahrungen mit der Ausbildung der pharmazeutisch-kaufmännischen Angestellten (PKA). Der Ausbildungsberuf der früheren Apothekenhelferin wurde 1993 von zwei auf drei Jahre verlängert. Das Ergebnis: „Der Beruf ist kontinuierlich auf dem Rückzug“, so Pölzing. Auch die Ausbildung zum Physio- oder Ergotherapeuten – die ebenfalls an der Völker-Schule angeboten wird – sei zwar länger, aber in ihrer Struktur nicht mit der PTA-Ausbildung vergleichbar. Ähnlicher seien hingegen die Ausbildung zum Chemisch- oder Biologisch-Technischen Assistenten – und diese dauere wie derzeit die PTA-Ausbildung zwei Jahre.
Verzahnte Struktur: Für Schulen kaum umsetzbar
Doch es ist nicht nur die Dauer an sich, die der PTA-Schulleiter nicht antasten möchte. Der Bundesrat will die theoretischen und praktischen Teile verzahnen – wobei er laut Pölzing außer Acht lässt, dass auch die Schule und nicht nur die Apotheke praktische Ausbildungsinhalte hat: die Praktika in Chemie, Galenik und Drogenkunde. Die Ausbildung soll aus Ländersicht künftig mehrere Abschnitte haben, die in der Apotheke absolviert werden. Auch das kennt man aus der Ausbildung für Physio- und Ergotherapeuten. Doch für Pölzing ist das kein Vorbild für die PTA – oder jedenfalls „organisatorisch eine extreme Herausforderung“.
Bei einzügigen Schulen könne das noch funktionieren, aber bei mehrzügigen, wie die Völker-Schule in der PTA-Ausbildung, könne man bei neun bis zwölf Klassen in verschiedenen Stufen kaum einen verlässlichen Stundenplan gestalten, der jedes Jahr rund zehn Wochen praktische Apothekenausbildung einbezieht. Zudem müssten diese Praktikumsplätze in den Apotheken erst einmal zur Verfügung stehen: Bei diesem Praktikum, so meint Pölzing, hätten die Apotheken auf dem Land das Nachsehen, während vor allem die nachgefragt seien, die sich in derselben Stadt wie die Schule befinden.
Knackpunkte Ausbildungsvergütung und Gesamtverantwortung
Auch die von den Ländern geforderte Vergütung über die gesamte Ausbildungsdauer ruft Kritik bei dem Schulleiter hervor. Natürlich, so räumt er ein, mache eine Vergütung die Ausbildung attraktiver. Aber wie die Länder diese regeln wollen, gefällt ihm gar nicht.
In der Bundesratsempfehlung heißt es dazu, es bedürfe einer Finanzierungsregelung, die im Gleichklang mit der Finanzierungsregelung in den anderen Gesundheitsfachberufen stehe. Konkret im Blick haben sie offenbar die Lösung, die Krankenhäuser und die Gewerkschaft verdi gefunden haben: Hier bekommen die Auszubildenden durchschnittlich circa 1.000 Euro im Monat, wenn sie eine vom Krankenhaus betriebene Schule besuchen. Die Länder schlagen daher vor, auch PTA in den Katalog der Berufe aufzunehmen, die nach dem Krankenhausfinanzierungsgesetz eine Ausbildungsvergütung durch die Kliniken erhalten sollen – dies gilt etwa auch für Physiotherapie-Schulen.
Dass die Länder Kooperationsmöglichkeiten für PTA-Schulen mit Kliniken vorsehen, um die Finanzierung zu sichern, hilft aus seiner Sicht wenig. Dies werfe viele weitere Fragen auf: Wer müsste mit wem Verträge welcher Art schließen? Nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass den PTA-Schulen aus Ländersicht auch die Gesamtverantwortung für die Ausbildung übertragen werden soll, befürchtet Pölzing großen Verwaltungsaufwand auf die Schulen zukommen. Diese Verantwortung lehnt er ohnehin ab – hier stimme er mit der ABDA überein, die darin auch einen Eingriff in den Verantwortungsbereich der ausbildenden Apotheke sieht.
Die Kritik Pölzings betrifft noch viele weitere Punkte der Bundesratsstellungnahme, zum Beispiel die Ausbildungsinhalte oder das Prüfverfahren. In einem Punkt ist er allerdings mit den Ländern einig: „Das Schulgeld muss zwingend abgeschafft werden.“ Doch zugleich befürchtet er: Kommt es nun zu einer Blockade der PTA-Reform im Bundesrat, finde sich auch hierfür keine bundesweite Lösung. Pölzing ist überzeugt – lenken die Länder nicht ein, würde dies großen Schaden verursachen und Leidtragende wären die Schülerinnen und Schüler.
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