DAZ.online: Zurück in die politische Realität: In diesen Tagen verhandeln BMG-Vertreter in Brüssel, ob dieser Plan, über den wir gerade sprechen, überhaupt Bestand haben könnte. Wenn die EU-Kommission die neue Boni-Regelung nicht will, könnte Spahn die Rx-Preisbindung auch im GKV-Bereich kippen. Dann würden die Apotheker tief fallen. Haben die Apotheker nicht zu viel zu verlieren, um alles auf diese Karte zu setzen?
Hubmann: Nein, nicht wir oder Herr Spahn haben viel zu verlieren, sondern das ganze System und die Versicherten. Denn dann gäbe es genau den ruinösen Wettbewerb zwischen der Vor-Ort-Apotheke und den Versendern, den wir nicht lange aushalten und der schnell zu einer gewaltigen Ausdünnung des Apothekennetzes führt. Herr Spahn will das Problem lösen – ohne Rx-Versandverbot aber mit der Gleichpreisigkeit, dies hat er auf dem Apothekertag 2018 und bei der Mitgliederversammlung erklärt. Man muss auch bedenken, dass auch in seiner Fraktion Rx-Boni ein absolutes No-go sind. Ich erlebe in meinen Gesprächen, dass das BMG hier sehr motiviert und beherzt vorgeht, um die Gleichpreisigkeit in Brüssel zu verteidigen. Außerdem möchte ich daran erinnern, dass wir keine besseren politischen Alternativen haben, wenn wir in die Zukunft blicken. Denn bei allen Regierungsbeteiligungen der Grünen und der FDP wäre ein Rx-Boni-Verbot im SGB V oder gar ein Rx-Versandverbot niemals herausgekommen.
Warum wirkt die Apothekerschaft so zerstritten?
DAZ.online: Herr Hubmann, ob man Ihre Meinung nun teilt oder nicht – in diesem Gespräch haben Sie nun zahlreiche Gründe dafür genannt, warum man den Kurs der ABDA durchaus verstehen kann. Warum ist es Ihnen und der ABDA-Kommunikation nicht gelungen, dieses Vorgehen auch der Basis verständlich zu machen? Warum wirkt die Apothekerschaft so zerstritten?
Hubmann: Weil wir natürlich wahrnehmen, dass es unterschiedliche Strömungen und Meinungen in der Apothekerschaft gibt. Und die ABDA vertritt alle Kammern und Verbände, wir können uns in der Kommunikation nicht klar gegen oder für eine Strömung aussprechen. Unsere Aufgabe ist es, die Beschlüsse der Mitgliederversammlung umzusetzen – und das tun wir. Außerdem möchte ich alle Apotheker, die uns stets so heftig kritisieren, herzlich dazu einladen, an politischen Diskussionen in Verbands- und Kammerversammlungen teilzunehmen, um die eigene Meinung einzubringen.
DAZ.online: Schon bei Ihnen in Bayern stoßen Sie mit ihrem Kurs auf Widerstand: Gesundheitsministerin Melanie Huml favorisiert noch das Rx-Versandverbot, Kammerpräsident Thomas Benkert sieht das ähnlich. Wie ist die Zusammenarbeit mit der Ministerin und Ihrem Kollegen in der Kammer?
Hubmann: Ich würde nicht von Widerstand sprechen, sondern von unterschiedlichen Meinungen, was der beste Weg zum Ziel ist. Wir sind mit der Ministerin ja nach wie vor der Meinung, dass ein Versandverbot für verschreibungspflichtige Arzneimittel der beste Weg zur Wiederherstellung der Gleichpreisigkeit wäre. Die Sache ist aber doch die: Wenn der Koalitionspartner deutlich erkennen lässt, dass die Fortsetzung der Koalition auf sehr wackligen Füßen steht, verursacht der Verweis auf den Koalitionsvertrag nicht mehr den entscheidenden Druck. Daher sehe ich im aktuellen Gesetzesverfahren die gangbare Alternative, die Gleichpreisigkeit möglichst weitgehend wiederherzustellen. Folgerichtig will ja Bayern ganz im Sinne unserer Stellungnahme auch gegen die Streichung des AMG-Satzes votieren. Mindestens ebenso wichtig ist die von Bayern angekündigte Ablehnung der Ausnahmeregelungen bei Abgabeautomaten für die Versender. Auch hier befinden wir uns im absoluten Gleichklang. Und für meinen Kollegen Thomas Benkert gilt: Man kann auch mal unterschiedlicher Auffassung über den richtigen Weg sein, das gehört dazu.
6 Kommentare
Verträge mit der PKV - eine Schnapsidee
von Dirk Krüger am 04.09.2019 um 13:50 Uhr
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Wortreiches Ablenkungsmanöver vom ABDA-Versagen zur Unzeit
von Dirk Krüger am 04.09.2019 um 13:25 Uhr
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Büchse der Pandora!
von Uwe Hansmann am 03.09.2019 um 18:41 Uhr
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Aber Herr Hubmann?!
von Heiko Barz am 03.09.2019 um 14:33 Uhr
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von Anita Peter am 03.09.2019 um 11:01 Uhr
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Apothekenreform
von Roland Mückschel am 03.09.2019 um 10:16 Uhr
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