Gesundheitsministerin Agnès Buzyn

Frankreich streicht Kostenerstattung für Homöopathie

Berlin - 10.07.2019, 10:20 Uhr

Frankreichs Gesundheitsministerin Agnès Buzyn will einen stufenweisen Ausstieg aus der Kostenerstattung für Homöopathika. (s / Foto: imago images / IPS press)

Frankreichs Gesundheitsministerin Agnès Buzyn will einen stufenweisen Ausstieg aus der Kostenerstattung für Homöopathika. (s / Foto: imago images / IPS press)


Homöopathie-Lobby übte großen Druck aus

Zuletzt hatten etwa 1 Million Franzosen an einer Petition teilgenommen und sich für den Erhalt der Kostenerstattung bei der Homöopathie ausgesprochen. Buzyn weist in diesem Zusammenhang daraufhin, dass schon jetzt einige Homöopathika nicht mehr erstattet werden und dass sich die ausgezahlten Gelder im Rahmen halten: 2018 habe der höchste Erstattungswert bei 25 Euro pro Jahr gelegen. „Ich glaube nicht, dass unsere Maßnahme die Homöopathie behindern wird“, resümiert die Ministerin.

Wie funktioniert die Kostenerstattung von Homöopathika in Frankreich?

Wenn es um die Rechtfertigung der Erstattung geht, sind homöopathische Arzneimittel sehr „speziell“. Während die HTA-Institutionen, wie die französische Haute Autorité de Santé (HAS) sich bei zugelassenen Arzneimitteln wenigstens darauf verlassen können, dass die Medikamente wirksam sind  – sonst wären sie nicht zugelassen – trifft das bei Homöopathika nicht unbedingt zu. Nach dem erleichterten Registrierungsverfahren, dass überall in der EU implementiert ist, reicht bei homöopathischen Arzneimitteln, die keine „allgemeingültige“ Indikation beanspruchen, ein abgespecktes Dossier, um die Verkehrsfähigkeit zu erlangen. Unterlagen zur Wirksamkeit brauchen nicht vorgelegt zu werden. Was wem wofür verschrieben wird, entscheidet der Arzt. Dies entspricht dem Prinzip der Homöopathie. Die Patienten bekommen Homöopathika direkt in der Apotheke und zahlen sie auch selbst. Sie können ihre Rechnung dann bei der Krankenversicherung einreichen.

Zuletzt hatten die Homöopathie-Unterstützer noch einmal Hoffnung gesehen, als Staatspräsident Emmanuel Macron sagte, dass eine Streichung der Kostenerstattung „unpopulär“ sein könnte. Zur Erklärung: Die Befürworter und Homöopathie-Industrie hatten ebenfalls starken Druck auf Macron ausgeübt. Ende Mai hatten Gewerkschaftsvertreter von Boiron dem Elysée-Palast rund 2.000 Briefe von Angestellten des Unternehmens übergeben, die bei einem Erstattungsausschluss um ihre Arbeitsplätze fürchteten.



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1 Kommentar

In Europa sind uns fast alle Länder voraus

von ratatosk am 11.07.2019 um 9:56 Uhr

Wir fallen immer mehr zurück. Eine klare vernünftige Entscheidung. Auch hier wieder die Frage - wo sind die sonst so unvermeidlichen sog. Experde Lauterbach und Glaeske ? sonst immer Klappe auf, hier hätten sie mal Grund, aber man hört nichts. Kein bezahltes Gutachten dazu im Auftrag, das man evaluieren und QMS technischer erstellten kann?

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