Europäische Impfwoche

Mythen und Fakten zum Thema Impfen

Berlin - 24.04.2019, 07:00 Uhr

Über das Thema Impfen wird derzeit viel diskutiert. Aber welche Behauptungen stimmen und welche sind reine Mythen? (Foto: Redpixel/adobe.stock.com)

Über das Thema Impfen wird derzeit viel diskutiert. Aber welche Behauptungen stimmen und welche sind reine Mythen? (Foto: Redpixel/adobe.stock.com)


Die Diskussionen rund um das Thema Impfen nehmen zu: Es geht um Grippeimpfungen in Apotheken, aber auch um die Impfpflicht. Insbesondere in Schulen sind manchmal zu wenige Kinder gegen Masern immunisiert. Geht es ums Impfen, wird es schnell emotional. Argumente von Impfbefürworten treffen auf Äußerungen von Impfgegnern. Vielleicht wird man auch in der Apotheke oder privat mit so mancher Aussage konfrontiert. Was stimmt und was stimmt nicht? Ein Faktencheck zur Europäischen Impfwoche vom 24. bis zum 30. April.

„Es gibt immer mehr Impfgegner.“

BEWERTUNG: Das stimmt nicht.

FAKTEN: Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung untersucht regelmäßig die Einstellung zum Impfen. Die jüngste Befragung von 2016 zeigt, dass der Anteil der Impfbefürworter gestiegen ist, von 69 Prozent im Jahr 2014 auf 77 Prozent 2016. Der Anteil der Befragten mit Vorbehalten gegen Impfungen ist dagegen deutlich gesunken, von 25 Prozent 2014 auf 18 Prozent 2016. Der Anteil der Befragten mit einer ablehnenden oder eher ablehnenden Haltung ist leicht gesunken, von 6 Prozent 2014 auf 5 Prozent 2016.

„Wenn man sich impfen lässt, kann die Krankheit erst Recht ausbrechen.“

BEWERTUNG: Das ist falsch, mit extrem seltenen Ausnahmen.

FAKTEN: „Die meisten Impfstoffe heute sind Impfstoffe, in denen nur noch Teile des Erregers vorkommen“, erläutert Klaus Cichutek, Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI). In diesen Mitteln seien also keine vermehrungsfähigen Erreger, die Krankheiten auslösen könnten. Im Unterschied dazu gebe es Lebendimpfstoffe, die abgeschwächte Varianten eines Erregers enthielten. Beispiele dafür sind Impfungen gegen Masern, Mumps, Röteln und Gelbfieber. „Diese Erreger können sich begrenzt vermehren“, sagt Cichutek. „Aber sie können die entsprechende Infektionskrankheit nicht mehr auslösen.“

Es gibt aber Ausnahmen: Im Ausland könne es auf drei bis vier Millionen mit Polio-Lebendimpfstoff - der in Deutschland nicht mehr gegeben wird - immunisierte Menschen im Schnitt bei einem Menschen zu Rückmutationen kommen, sagt Cichutek. Das heißt, dass dieser Mensch wirklich durch die Impfung Polio bekommt. Dieses sehr seltene Risiko werde aber toleriert, um Polio weltweit ausrotten zu können und damit noch mehr Menschen vor dem Tod oder lebenslangen Behinderungen zu bewahren.

Bei den Masern gibt es zudem eine Besonderheit. So bekämen etwa 5 bis 15 Prozent der Geimpften besonders nach der ersten Masern-Immunisierung sogenannte «Impfmasern» mit mäßigem Fieber, flüchtigem Ausschlag und Symptomen im Bereich der Atemwege. Meist passiere das in der zweiten Woche nach der Impfung. Impfmasern seien aber nicht ansteckend und verursachten nur milde Symptome, die von selbst abklingen.

„Sein Kind impfen zu lassen, hilft der Gesellschaft.“

BEWERTUNG: Das stimmt.

FAKTEN: Der Gemeinschaftsschutz, die sogenannte Herdenimmunität, ist nach Angaben auf den Internetseiten des Robert Koch-Instituts ein wichtiger Vorteil beim Impfen. Ein Mensch schütze mit der Impfung nicht nur sich selbst, sondern indirekt auch die anderen. Wenn ausreichend viele Menschen geimpft seien, könne sich ein Erreger nicht mehr in der Bevölkerung verbreiten. Erst dann seien auch Säuglinge oder Schwangere geschützt, die zum Beispiel nicht gegen Masern geimpft werden können.



bro / dpa
brohrer@daz.online


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