Novartis vs. Amgen bei Erenumab

Kampf um Aimovig-Vermarktungsrechte

New York / Basel / Stuttgart - 09.04.2019, 15:15 Uhr

Novartis und Amgen sind sich uneins: Es geht um die Vermarktungsrechte vom Migräne-Antikörper Aimovig. ( r / Foto: imago | amgen.com)

Novartis und Amgen sind sich uneins: Es geht um die Vermarktungsrechte vom Migräne-Antikörper Aimovig. ( r / Foto: imago | amgen.com)


Will Amgen nur alle Erenumab-Gewinne?

Zum 2. April hat laut Berichten der Deutschen Presse-Agentur (dpa) Amgen die Migräne-Kooperationsvereinbarung nun aufgekündigt. Der Vorwurf an Novartis: Die Novartis-Tochter Sandoz arbeite gemeinsam mit Alder Biopharmaceuticals an einem Erenumab-Konkurrenten – Eptinezumab. Amgen sieht in dieser Zusammenarbeit – Sandoz und Alder – eine wesentliche Verletzung des Kooperationsvertrages. Laut Medienagentur Reuters versucht Amgen, diesen nun zu kündigen und Schadenersatz zu fordern.

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Migräne stark unterschätzt

Eptinezumab greift, wie auch Erenumab, in das CGRP-System ein, jedoch neutralisiert Eptinezumab das Neuropeptid Calcitonin Gene-Related Peptide direkt, wohingegen Erenumab an den CGRP-Rezeptor bindet. Eptinezumab stammt aus der Pipeline von Alder Biopharmaceuticals und wird derzeit in klinischen Studien (Phase III) erforscht. Eine Zulassung ist bislang weder bei der FDA noch bei der EMA beantragt.

CGRP-Hypothese bei Migräne

CGRP spielt nach aktuellen Erkenntnissen eine wichtige Rolle im Entzündungsgeschehen und somit der Pathogenese bei Migräne.

Man geht heute davon aus, dass der Migränekopfschmerz Folge einer erhöhten Aktivität von Trigeminusneuronen ist, die durch Vasodilatation via CGRP, Stickstoffmonoxid (NO), Vasoaktivem Intestinalem Peptid (VIP) und Substanz P vermittelt wird. Hierdurch kommt es zur Stimulation afferenter C-Fasern und einer, unter anderem durch Prostaglandine vermittelten, perivaskulären Entzündung. Die CGRP-Hypothese wird durch zwei Beobachtungen gestützt: So weisen Patienten während einer Migräne-Attacke erhöhte Spiegel an CGRP auf. Dieser klare funktionelle Zusammenhang zwischen Migräne und CGRP konnte bereits 1990 an 20 Migränepatienten in einer schwedischen Untersuchung gezeigt werden die erhöhte CGRP-Werte (Halsvenen) während ihrer Migräneattacke aufwiesen.

Zudem sind Injektionen mit dem proinflammatorischen Neuropeptid in der Lage, bei Migränikern Anfälle auszulösen. Diese lassen sich durch Triptane wieder abschwächen, da Triptane die CGRP-Freisetzung aus dem trigeminalen System abschwächen.

Novartis verteidigt sich und klagt

Nicht überraschen dürfte, dass Novartis mit der Vertragsaufkündigung nicht einverstanden ist. Der Schweizer Pharmakonzern reagierte auf Amgens Vorwurf und hat laut Reuters beim U.S. District Court in Manhattan nun Klage eingereicht. Die Klage zielt darauf ab, auf die Kooperationsvereinbarungen zwischen Amgen und Novartis zu bestehen und die angebliche Kündigung Amgens für nichtig zu erklären, denn laut dpa hält Novartis „die Kündigung für ungerechtfertigt und ohne rechtlichen Grund". Die Verträge blieben in Kraft, solange keine endgültige und verbindliche Gerichtsentscheidung diesbezüglich vorliege, so Novartis. Gegenüber Reuters äußerte sich Novartis: „Amgen will nun die Gewinne von Aimovig® für sich behalten und Novartis Pharma sein vertragliches Recht nehmen, am Erfolg des Produkts teilzuhaben und seine erheblichen Investitionen zu amortisieren." 

Migräne scheint ein profitabler Markt zu sein: Das Analytikunternehmen GlobalData schätzt die weltweiten Medikamentenumsätze zur Behandlung von Migräne bis zum Jahr 2026 auf etwa 8,7 Milliarden US-Dollar.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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