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Skandinavische Registerstudie
Verursacht pränatale Analgetika-Exposition wirklich Asthma?
Frühere Studien legten nahe, dass Paracetamol in der Schwangerschaft Asthma beim Kind begünstigt. Ein britisch-schwedisches Wissenschaftlerteam hat diesen Zusammenhang neu beleuchtet: Den Ergebnissen ihrer Forschungsarbeit zufolge besteht offenbar eine Assoziation, aber nicht zwangsläufig eine Kausalität.
In der Schwangerschaft sollten Mütter besonders vorsichtig mit Schmerzmitteln sein. So legen epidemiologische Studien nahe, dass Analgetika wie beispielsweise Paracetamol unter anderem das Asthmarisiko beim Kind erhöhen. Sollten Apotheker Schwangeren raten, im Zweifelsfall ihre Schmerzen zum Schutz des Ungeborenen stumm zu ertragen?
Einer aktuellen Registerstudie zufolge ist das möglicherweise keine gute Idee. Denn das britisch-schwedische Forscherteam konnte zwar die Assoziation zwischen der pränatalen Analgetika-Exposition und dem erhöhtem Asthmarisiko im Kleinkindalter bestätigen. Weitere statistische Berechnungen sprachen jedoch nicht für eine Kausalität.
Paracetamol, Triptane und Opioide
Die Wissenschaftler hatten dazu die Daten von mehreren schwedischen Registern von rund 500.000 Müttern und ihren Familien nach unterschiedlichen Gesichtspunkten ausgewertet. Etwa 3,1 Prozent der Mütter wurde in der Schwangerschaft Paracetamol verschrieben, 4,4 Prozent erhielten Opioide. Ebenfalls untersucht wurde der Einfluss von Migräne-Medikamenten (0,8 Prozent). Die anderen Mütter, denen keine Schmerzmittel verschrieben wurden, dienten als Kontrollgruppe.
Asthmarisiko als Familienangelegenheit
Zum einen untersuchten die Forscher den Zusammenhang
zwischen Schmerzmittel-Verschreibungen in der Schwangerschaft und dem Auftreten
von Asthma oder Giemen beim Kind im Alter zwischen zwei und sechs Jahren.
Zusätzlich
untersuchten die Forscher ob sich eine Analgetika-Einnahme des Vaters auf das
Asthmarisiko des Kindes auswirkt. Außerdem verglichen die Wissenschaftler das Asthmarisiko
des untersuchten Kindes mit dem seiner Geschwister (Geschwister-Kontroll-Analyse).
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Mit einer Geschwister-Kontroll-Analyse lässt sich ein möglicher kausaler Zusammenhang grundsätzlich überprüfen, sofern die Daten verfügbar sind. Denn die Gene zwischen Vollgeschwistern ähneln sich zur Hälfte und sie wachsen normalerweise in der gleichen Umgebung auf. Je ähnlicher das Asthmarisiko zwischen Geschwistern ist, desto wahrscheinlicher kommen andere Faktoren außerhalb der pränatalen Analgetika-Exposition infrage.
Assoziation oder Kausalität?
Egal ob Paracetamol, Migräne (u.a. Triptane, Ergotaminderivate) oder Opioide (Codein, -derivate und Tramadol) – Schmerzmittelverschreibungen in der Schwangerschaft waren mit einem statistisch signifikant erhöhtem Asthmarisiko beim Kleinkind verbunden. Dieser Zusammenhang war unabhängig davon, ob die Väter Analgetika eingenommen hatten. Wurden die Schmerzmittel mehrfach verschrieben, verstärkte sich die Assoziation.
Die Geschwister-Kontroll-Analyse allerdings veränderte das Bild: Nach Berücksichtigung der Geschwisterdaten verlor sich die Signifikanz mit Ausnahme des Wirkstoffs Paracetamol bei dreijährigen Kindern. Dass bei den anderen Altersgruppen und Schmerzmitteln keine Signifikanz bestanden hatte, spricht eher gegen einen kausalen Zusammenhang.
Auch unbehandelte Schmerzen belasten das Ungeborene
Aus Sicht der Autoren sind andere physiologische Faktoren wahrscheinlicher als Ursache für das erhöhte Asthmarisiko als die Analgetika-Einnahme. Außerdem vermuten die Forscher, dass auch der Einnahmegrund an sich, also Schmerzen, eine Rolle bei der kindlichen Gesundheit spielen könnte. Handelt es sich um chronische Schmerzen, waren diese möglicherweise auch während der Schwangerschaften mit den Geschwisterkindern präsent. So zeigte eine frühere Studie, dass Schmerzen in der Schwangerschaft auch ohne Schmerzmitteleinnahme mit einem erhöhten Asthmarisiko beim Kind einhergehen können.
Die Studie besticht durch ihre hohe Fallzahl. Zu ihren Limitationen gehört allerdings, dass als Maß für die Analgetika-Exposition nur die Verschreibungen herangezogen wurden. OTC-Käufe wurden nicht herangezogen.
Heldin spielen ist auch keine Lösung
Die Einnahme von Schmerzmitteln in der Schwangerschaft ist nach wie vor sorgsam abzuwägen. Allerdings sollten werdende Mütter nicht unnötig starke Schmerzen ohne Behandlung ertragen müssen. Denn der Stress, mit dem die Schmerzempfindung verbunden ist, kann sich möglicherweise ebenfalls negativ auf die kindliche Gesundheit auswirken.
Das OTC-Analgetikum der Wahl in der Schwangerschaft ist Paracetamol. Im ersten und zweiten Trimeon darf auch Ibuprofen eingenommen werden. Für schwangere Migränepatientinnen ist laut der Datenbank Embryotox auch die Behandlung mit Sumatriptan möglich. Bei anderen starken Schmerzen kann nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung auch Tramadol zum Einsatz kommen.
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