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Johannes Bauernfeind
Die AOK Baden-Württemberg bekommt einen neuen Chef
Im Krankenkassenlager endet eine Ära: Dr. Christopher Hermann, Chef der AOK Baden-Württemberg, wird sein Amt als Vorstandsvorsitzender der AOK Baden-Württemberg zum Ende des Jahres abgeben. Neuer Chef der (nach Versichertenzahlen) fünftgrößten Kasse in Deutschland wird Johannes Bauernfeind, der bei der AOK bislang in den Bereichen Klinikversorgung und Controlling tätig war.
DAZ.online berichtete bereits im vergangenen Jahr darüber, dass an der Spitze der AOK Baden-Württemberg ein bedeutender Wechsel anstehen könnte: DAZ.online lagen damals (Mai 2018) offizielle Ausschreibungen der Kasse vor, in denen es um die Neubesetzung des Vorstandsvorsitzenden ging. Die AOK selbst wollte im Mai noch nichts zum genauen Zeitpunkt von Hermanns Ausscheiden sagen, man führe eine „allgemeine Markterkundung“ durch.
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„Erfinder der Rabattverträge“
AOK sucht nach Nachfolger für Christopher Hermann
Nun steht aber fest: Der Vertrag des 64-jährigen Kassenmanagers läuft Ende des Jahres aus. Sein Nachfolger Johannes Bauernfeind übernimmt also zum 1. Januar 2020. Die AOK-Baden-Württemberg teilte am heutigen Freitag mit, dass der Verwaltungsrat der Kasse Bauernfeind gewählt habe. „Der Verwaltungsrat freut sich, dass mit Johannes Bauernfeind eine hervorragend geeignete Persönlichkeit ab 2020 in der Nachfolge von Herrn Dr. Christopher Hermann an die Spitze der AOK Baden-Württemberg tritt“, so die alternierende Vorsitzende des Verwaltungsrats der AOK Baden-Württemberg, Monika Lersmacher, nach einer Sondersitzung des Gremiums.
Bauernfeind: Krankenhausversorgung Versorgungscontrolling
Der 52-jährige Bauernfeind ist Diplom-Volkswirt und bei der AOK Baden-Württemberg seit vielen Jahren in verschiedenen Führungspositionen tätig, zunächst als Fachbereichsleiter Krankenhaus und Leiter der von ihm selbst aufgebauten Stabsstelle Versorgungscontrolling und Analytik in der Hauptverwaltung in Stuttgart, in den vergangenen fünf Jahren als Geschäftsführer der Bezirksdirektion Neckar-Fils mit Sitz in Esslingen.
Die AOK ist überzeugt, dass Bauernfeind der Richtige ist. In der Mitteilung heißt es: „Bauernfeind kennt damit sowohl die strategischen als auch die operativen Notwendigkeiten und Herausforderungen für die fünftgrößte Krankenkasse in Deutschland im hart umkämpften Krankenversicherungsmarkt in geradezu vorbildlicher Art und Weise.“
„Erfinder der Rabattverträge“ geht
Für die Apotheker ist die Position Hermanns keine unbedeutende: Stellvertretend für alle elf AOKen handelt die AOK Baden-Württemberg mit den Pharmaunternehmen die Arzneimittel-Rabattverträge aus. Vor etwa elf Jahren war es Hermann, der die Rabattverträge forcierte und fortlaufend mit DAV-Chef Fritz Becker die Abgabemodalitäten in den Apotheken aushandelte. Im Kassenlager und bei den Apothekern gilt er daher als der „Erfinder der Rabattverträge“. Zwischen Hermann und dem DAV kam es in diesen Jahren oftmals zu Spannungen. In den vergangenen Jahren zeigten sich Hermann und Becker aber dann teils auch vereint: Es ging um die Streichung der Importquote. Sowohl Hermann als auch Becker fordern seit Jahren, dass die Quote abgeschafft wird, teilweise sogar in gemeinsamen Pressemitteilungen.
Mit Hermann geht aber auch ein Kassenmanager, der den Apothekenmarkt stets deregulieren wollte. Schon 2002 zeigte sich, dass Hermann eine enge Bindung zu Politikern und Wissenschaftlern hat, die dafür bekannt sind, Regulierungen im Apothekenmarkt zu hinterfragen. Damals legte eine Gruppe SPD-naher Gesundheitswissenschaftler in einem gemeinsamen Positionspapier Eckpunkte für eine Gesundheitsreform vor, als Vorschlag für das damalige SPD-Wahlprogramm. Zu dieser 24-köpfigen Gruppe gehörten einige Namen, die den Apothekern bekannt vorkommen dürften: Gerd Glaeske von der Uni Bremen, Karl Lauterbach von der Uni Köln, Christopher Hermann sowie Jürgen Wasem von der Uni Greifswald.
Und auch nach dem EuGH-Urteil zur Rx-Preisbindung zeigte sich, dass der AOK-Chef gerne liberalisiert hätte, statt Grenzen zum Versandhandel aufzuziehen. Hermann erklärte gegenüber DAZ.online, wie die Arzneimittelversorgung ohne Preisbindung im Alltag konkret aussehen könnte: Er wollte mit Versandapotheken einzeln Abgabepreise aushandeln und die jeweiligen Konditionen in einem Verbraucher-Portal im Internet veröffentlichen.
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