Digitalisierung

Apotheker bekommen neue Pauschalen für die Telematikinfrastruktur

Berlin - 04.01.2019, 15:20 Uhr

Wenn Apotheker noch in diesem Jahr E-Medikationspläne lesen und ausstellen wollen, brauchen sie die nötige Telematikinfrastruktur. Für die anfallenden Kosten wurden nun Pauschalen vereinbart. (m / Foto: Schelbert)

Wenn Apotheker noch in diesem Jahr E-Medikationspläne lesen und ausstellen wollen, brauchen sie die nötige Telematikinfrastruktur. Für die anfallenden Kosten wurden nun Pauschalen vereinbart. (m / Foto: Schelbert)


Noch in diesem Jahr sollen Patienten, Ärzte und Apotheker in Deutschland erstmals auch elektronisch auf Medikationspläne zugreifen können. Damit das möglich wird, müssen Apotheken allerdings noch an die Telematikinfrastruktur (TI) angebunden werden. Dieser Vorgang läuft noch. Nun steht allerdings fest, wie viel Geld die Apotheker für die Einrichtung der neuen technischen Ausrüstung und die Verwendung der TI regelmäßig erhalten sollen.

Derzeit müssen Patienten und Ärzte hierzulande noch ein Papierblatt verwenden, um den Medikationsplan zu nutzen. Damit soll aber bald Schluss sein: Das Gesetz sieht die Einführung des digitalen Medikationsplans vor. In einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) erklärte Alexander Beyer, Geschäftsführer der Gematik, dass Patienten noch in diesem Jahr den e-Medikationsplan nutzen können.

Das ist ein ambitionierter Plan. Denn dazu müssen zunächst die Apotheken an die sogenannte Telematikinfrastruktur (TI), also gewissermaßen das neue Datennetzwerk im Gesundheitswesen, angebunden werden. Nur wenn diese sichere Datenaustausch-Struktur etabliert wird, können Kliniken, Ärzte und Apotheker elektronische Entlassbriefe, E-Medikationspläne oder E-Rezepte miteinander austauschen oder E-Patientenakten einsehen. Diese Anbindung ist aber keine einfache Sache. Im vergangenen Jahr hatte DAZ.online bereits beschrieben, welche technischen Hürden noch überwunden werden müssen:

  • Zunächst benötigen die Apotheker einen elektronischen Heilberufsausweis (HBA), mit dem sie sich als Heilberufler im Netzwerk identifizieren, um Patientendaten einsehen zu können. Rein technisch gesehen benötigen die Apotheker den HBA nicht zur Anbindung an die TI. Sie brauchen ihn allerdings, um Zugang zu Anwendungen zu erhalten, in denen Patientendaten eine Rolle spielen – wie etwa der E-Medikationsplan. Die Landesapothekerkammern arbeiten daran, diese Ausweise zu erstellen und an die Apotheker zu verteilen.
  • Damit jede Apotheke als Institution an das digitale Netz angeschlossen werden kann, braucht der Inhaber eine sogenannte Institutionenkarte, auch „SMC-B-Karte“ genannt. Diese Karte wird benötigt, um die jeweilige Apotheke beim TI-Netz anzumelden. Auch dafür sind die Kammern zuständig, dabei hatte es zuletzt aber rechtliche Probleme mit der Zuständigkeit der Kammern gegeben.

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  • Schließlich benötigen die Apotheker einen sogenannten Konnektor, um sich über eine sichere VPN-Internetverbindung ans Netz anzubinden. Der Konnektor ist das Verbindungsgerät in der Telematikinfrastruktur. Zu diesen Konnektoren gehören die Kartenterminals: An diesen neuen Lesegeräten sollen sich die Apotheker sowohl mit den SMC-B-Karten einmalig im Netz anmelden aber auch regelmäßig für die patientenbezogenen Anwendungen registrieren. Insbesondere bei den Konnektoren, die wie ein WLAN-Router aussehen, könnte sich für die Apotheker ein Marktproblem ergeben: Denn nur sehr wenige Produkte von einigen wenigen Anbietern sind zertifiziert. Im Apothekerlager sorgt man sich daher, ob es pünktlich zum Start überhaupt genügend Konnektoren geben wird, um alle Apotheken ans Netz zu bringen.


Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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1 Kommentar

Telematikinfrastruktur and so on

von Heiko Barz am 07.01.2019 um 12:23 Uhr

Diese Digitalisierungswelle ist schon mehr als ein Digitalisierungs-„Zsunami“!
Die überbordende Vielzahl an Vorschriften, Gerätschaften und diffusen Abrechnungskriterien ist doch für jeden mutigen und bis an das letzte Maß seiner persönlichen Leistungsfähig angekommene Frontapotheker nicht mehr be-greif-bar.
Vielleicht aber sollten wir eine gewisse Absicht dahinter vermuten, nämlich jene, die unseren Beruf als digital unberührbar darzustellen versucht. Bei dem simplen analogen RXVV, das den größten Druck aus dem Kessel nähme, brauchte man auch keine weiteren digitalen Prozesse.
Die aber immer so am Rande dargestellte Einführung des E-Rezeptes - als eines der vielen „Digitalprozesse“ - ist aber des faustischen Pudels Kern. Um bei dieser Analogie zu bleiben, was will Mephisto Jens S dem Faust Friedemann S versprechen, um dessen „ besonderes“ Blut - die Deutschen Apotheker - zu vernaschen?
Die Einführung des E-Rezeptes ist die Vernichtung der Deutschen Apotheken, denn wer in der Lage ist, die Medikamentenströme digital zu erfassen und zu lenken, der übergeht alles, was die verantwortungsvolle Arbeitsleistung der Apotheker am Deutsche Patienten von je her erreicht hat.

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