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Engpass Influenzavakzine 2018/19
Grippeimpfstoffe: Der Markt ist leer
Verteilungsproblem, Engpass, Import? Entspannung? Wie ist die Lage bei Grippeimpfstoffen? So richtig scheint niemand informiert, ob es noch Influenzavakzine gibt, wo es welche gibt und, ob diese dann auch nach Deutschland importiert werden können. Denn der Markt ist offenbar leergefegt, in Deutschland, der EU und den USA. Das erklärt zumindest ein Teilnehmer der LAGI-Sondersitzung zu den Engpässen in Bayern und die auf Importe spezialisierte Ilapo aus München. Doch: Es gibt noch Influenzavakzine – nämlich trivalente.
Die Lage um Grippeimpfstoffe war angespannt, eigentlich bereits seit Beginn der Saison. Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI), die für Impfstoffe in Deutschland zuständige Bundesoberbehörde, untersuchte die Lage. Sowohl PEI als auch die Politik sprachen sodann von einem „Verteilungsproblem“. Dem wollte man entgegenwirken – das Bundesgesundheitsministerium (BMG) veröffentlichte am 23. November eine Bekanntmachung im Bundesanzeiger und machte somit den Weg frei, den Grippeimpfstoff unbürokratisch unter Ärzten und Apothekern auszutauschen und gleich zu „verteilen“. Jedoch ermöglicht § 79 Abs. 5 des Arzneimittelgesetzes gegebenenfalls auch zugleich den Import von Grippeimpfstoffen aus der EU und den Verkehr derselbigen in Deutschland, auch wenn sie hier keine Zulassung haben. Diese Aussichten ließen zumindest kurz aufatmen. Die Länder kamen in die Pötte, erließen Allgemeinverfügungen, machten diese bekannt und der Weg für die Großhandlungen zum Import von Grippeimpfstoffen schien frei.
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Entspannung: Hessen wollte sich kümmern, auch Sachsen verlautete, dass Apotheker direkt bei Mylan bestellen könnten, und Bayern „sicherte“ laut Dr. Hans-Peter Hubmann in der Süddeutschen Zeitung 20.000 französische Grippeimpfstoffe. Und auch Baden-Württemberg will nun importieren. Allerdings gestaltet sich dies alles nicht ganz so trivial, wie vielleicht ursprünglich gedacht, und die Euphorie ob der in Aussicht gestellten Vakzine schrumpft wie ein Luftballon mit Loch. Mittlerweile rudern die Akteure wieder zurück.
So wurde gestern bekannt, dass die 20.000 französischen Grippeimpfstoffe vielleicht zu optimistisch waren, und die Franzosen sie vielleicht doch lieber selbst verimpfen mögen – denn der zuständige Importeur Kohlpharma kann seine Zusage wohl nicht halten. Sanacorp, der Pharmagroßhandel, über den die potenziell importierten Impfstoffe hätten ausgeliefert werden sollen, erklärt: „Das Importthema gestaltet sich schwierig, verlässlich können wir nichts sagen.“ In einer Mitteilung an die Apotheken erklärt die Sanacorp: „Aufgrund der kurzfristig stark erhöhten Nachfrage auf dem französischen Markt haben sich kurzfristig Probleme bei der Verfügbarkeit ergeben. Deshalb kann die Lieferzusage für den avisierten Impfstoff nicht mehr aufrecht erhalten werden.“ Es sei nicht klar, ob und wann welche Mengen an französischen Impfdosen zur Auslieferung kämen. Gibt es also überhaupt noch Grippeimpfstoff – irgendwo in der EU? Es sieht wohl eher schlecht aus.
Grippeimpfstoff: „Auf dem Markt ist nichts mehr“
Bereits Ende November 2018 kam die LAGI in Bayern zu einer Sondersitzung zusammen. DAZ.online hat mit einem LAGI-Mitglied gesprochen – wie es zu der Zusage dieser 20.000 Impfstoffe gekommen ist. „Wir haben in der Sondersitzung nicht über konkrete Möglichkeiten von Grippeimpfstoffimporten gesprochen“, so ein Teilnehmer. Weder Frankreich als mögliches Importland sei gefallen, noch wurde die Sanacorp genannt als möglicher Großhändler, der dies koordiniere. „Es gab jedoch eine ganz klare und eindeutige Aussage der beiden Influenzavakzin-Hersteller GSK und Sanofi-Pasteur, dass diese weder in Deutschland noch in der EU noch Grippeimpfstoffe haben und zur Verfügung stellen könnten. Mylan gab sich hingegen vage und stellte in Aussicht, noch wenige Impfstoffe beschaffen zu können. Konkrete Angaben machte Mylan allerdings nicht.“
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Umverteilung funktioniert wohl nicht gut
Auch die deutschlandinterne „Umverteilung“ von Grippeimpfstoffen funktioniere wohl nur im Einzelfall. „Auf dem Markt ist nichts mehr“. Diese Aussagen dürften sich wohl mehr oder minder mit den Einschätzungen der hiesigen Apotheken decken. Bleibt nun wohl allein die Hoffnung, dass in den EU-Ländern doch wider Erwarten weniger Grippeimpfstoffe benötigt werden, als ursprünglich geplant. Inwiefern diese Hoffnung berechtigt ist, ist mehr als fraglich. Offenbar scheinen auch andere Länder – erfreulicherweise – eine verstärkte Nachfrage an Grippeimpfstoffen zu verspüren.
Darüber hinaus wird es natürlich so sein, dass – so der Import möglich wäre – hier vermutlich keine unbändigen Mengen verbracht werden. Bayern hatte wohl ein Impfstoffvolumen von zwei Millionen Dosen, da muten 20.000 weitere Vakzine fast niedlich an, sind sie gerade einmal ein Hundertstel des ursprünglichen Bestandes.
Dreifach-Grippeimpfstoffe können importiert werden
Dass der Markt leergefegt ist von Influenzavakzinen, wird immer transparenter. DAZ.online hat sich beim Arzneimittelimport-Experten, der Ilapo Internationale Ludwigs-Arzneimittel, nach den aktuellen Importmöglichkeiten erkundigt: „Wir können für die aktuelle Saison keine tetravalenten Grippeimpfstoffe mehr bekommen“, heißt es aus der auf den Import von Arzneimitteln spezialisierten Apotheke mit Sitz in München. Man habe alle Lieferanten abgefragt – komplett die EU und auch Drittstaaten wie die Schweiz und die Vereinigten Staaten. Ob die Länder tatsächlich keine Grippeimpfstoffe mehr hätten oder nicht mehr exportieren dürften, darüber könne man nur spekulieren. Bis vor drei Wochen konnte die Ilapo Grippeimpfstoffbestellungen noch bedienen. Mittlerweile allerdings sei es unmöglich, an tetravalente Influenzavakzine zu kommen. Doch: „Was gut verfügbar ist, sind die trivalenten Influenzavakzine", erklärt die Ilapo. „Stand jetzt: Dreifach-Grippeimpfungen können wir gut liefern“, und diese würden auch zunehmend bestellt.
Sandovac und Agrippal können bestellt werden
Welche Länder haben trivalente Influenzavakzine übrig? Österreich und Italien offenbar. Wie in einer Mitteilung der dpa vom 22.11.2018 zu lesen ist, ist der Grund für den „Überschuss“ in Österreich wohl eine miserable Impfquote, die im letzten Winter 2017/18 bei gerade einmal 6,36 Prozent lag. Österreich ist auch die Quelle der Ilapo. Verfügbar ist dort der trivalente Grippeimpfstoff von Seqirus Sandovac. Aus Italien bezieht die Apotheke die triavalente Vakzine Agrippal, ebenfalls von Seqirus.
Für Deutschland hatte Seqirus, außer das adjuvantierte trivalente Fluad (ab 65 Jahren) keine Grippeimpfstoffe produziert. Auf Nachfrage von DAZ.online erklärt Seqirus dies mit strategischen Entscheidungen: „Wir hatten nie einen Vierfach-Impfstoff“, erklärt Seqirus hierzu. So sei, als zur Diskussion stand, eine tetravalente Variante von Berigripal und Afluria zu entwickeln, „die strategische Entscheidung gefallen, einen zellbasierten Impfstoff herzustellen“, so Seqirus.
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