Ökotest checkt Eisenpräparate für Schwangere

Arzneimittel top, Nahrungsergänzungsmittel flop

Stuttgart - 29.10.2018, 07:00 Uhr

Bei Eisenmangel sollten Schwangere eisenhaltige Arzneimittel einnehmen und auf Nahrungsergänzungsmittel verzichten. (Foto: travelguide / stock.adobe.com)

Bei Eisenmangel sollten Schwangere eisenhaltige Arzneimittel einnehmen und auf Nahrungsergänzungsmittel verzichten. (Foto: travelguide / stock.adobe.com)


Eindeutiger könnte das Testergebnis von Ökotest nicht ausfallen: 13-mal „sehr gut“ für Arzneimittel zur Eisensubstitution in der Schwangerschaft und 11-mal „ungenügend“ – für eisenhaltige Nahrungsergänzungsmittel. Warum Schwangere wohl besser in der Apotheke ihre Eisenpräparate kaufen sollten – Ökotests Mängelliste bei Nahrungsergänzumgsmitteln ist lang.

Es ist nicht ungewöhnlich, dass werdende Mütter im Laufe ihrer Schwangerschaft einen Eisenmangel entwickeln. Der Eisenbedarf Schwangerer ist etwa um das Doppelte erhöht, und nicht immer gelingt es, einen gesunden Eisenspiegel allein durch eisenhaltige Ernährung aufrechtzuerhalten. Der Gynäkologe überwacht den Eisenspiegel – und zwar direkt nach Feststellung der Schwangerschaft und dann ab dem sechsten Monat im Abstand von vier Wochen (Regelfall). So sieht es die Mutterschafts-Richtlinie vor.

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Eisenhaltige Arzneimittel aus der Apotheke sehr gut und gut

Nur: Welches Eisenpräparat sollte die Schwangere einnehmen? Ökotest hat sich unterschiedliche Präparate, 28 an der Zahl, angeschaut. Davon sind 16 Arzneimittel, zwölf sind als Nahrungsergänzungsmittel registriert. Um es kurz zu machen: Zu meckern hatte Ökotest eigentlich nur bei den NEM etwas. Die getesteten Eisenpräparate, die als Arzneimittel zugelassen sind, bestehen die strengen Prüfkriterien von Ökotest und Professor Manfred Schubert-Zsilavecz, der, wie so oft, wissenschaftlich unterstützt. Schubert-Zsilavecz hat den Lehrstuhl für Pharmazeutische Chemie an der Universität Frankfurt am Main inne.

Mit einem „sehr gut“ bewertet Ökotest unter anderem Eisentabletten von Verla, Lomapharm, AbZ, Hexal, Ratiopharm und auch die Klassiker Ferro sanol, Floradix und Tardyferon. Abzug bekommen Dreisafer, Lichtenstein, Ferrlecit 2 und Plastulen Eisen von Stada aufgrund der enthaltenen Hilfsstoffe Erythrosin, Cholingelb, Gelborange S und Amaranth. „Erythrosin“, erklärt Ökotest, „ist eine halogenorganische Verbindung. Sie beeinträchtigte im Tierversuch die nerven- und Schilddrüsenfunktion“. Dennoch können sich diese eisenhaltigen Arzneimittel mit der Gesamtnote „gut“ durchaus sehen lassen.

Nahrungsergänzungsmittel nicht geeignet bei manifestem Eisenmangel

Denn in diese Sphären gelangen die eisenhaltigen Nahrungsergänzungsmittel nicht einmal ansatzweise. „Herbaria Blutquick“ ist hier noch der Testsieger und schafft gerade einmal „ausreichend“. Weitere als NEM im Markt befindliche Eisenpräparate, die Ökotest geprüft hat, ziehen mit Note sechs, „ungenügend“, vom Platz. Ein Grund für die schlechte Bewertung: zu viel Eisen. Seit Januar 2018 empfiehlt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) einen Höchstwert von 6 mg Eisen pro Tag in NEM. Bis auf „Herbaria Blutquick“ ignorieren alle anderen Hersteller diese Empfehlung und packen gut doppelt so viel Eisen in ihr NEM.

„Nahrungsergänzungsmittel ohne Nutzen für die gesunde Anwenderin fallen durch“

Ökotest wertet allerdings auch noch andere Punkte ab: „Nahrungsergänzungsmittel ohne Nutzen für die gesunde Anwenderin fallen durch“ - und dies kritisiert das Verbraucherschutzmagazin bei allen geprüften Präparaten, unter anderem Eisen Femin von Doppelherz, das dm-Präparat  „Das gesunde Plus Eisen2, „Fit und vital" vom Drogeriemarkt Müller, aber auch „Rotbäckchen Mama Eisen" von Rabenhorst oder „Eisen Chelat" von Gall Pharma. Durchweg stört Ökotest auch die Deklaration der Nahrungsergänzungsmittel. Hier nehmen es die Hersteller nicht so genau, wie Ökotest sich das wünscht – zum Beispiel Warnhinweise zur Einnahme von Eisen oder, dass Schwangere Eisen nur nach Rücksprache mit dem Arzt substituieren sollten. 

Nur nach Rücksprache mit dem Arzt

Eine Substitution von Eisen sollte ausschließlich nach Bestimmung der Hämoglobinwerte und bei Feststellung eines Eisenmangels erfolgen und nicht einfach prophylaktisch. Dr. Christian Albring, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte, war ebenfalls beratend für Ökotest tätig. Der Gynäkologe rät allerdings bei manifestem Eisenmangel dann zu eisenhaltigen Arzneimitteln, denn „eine Ernährungsumstellung allein oder ein Nahrungsergänzungsmittel mit Eisen würde einen Mangel viel zu langsam beseitigen“, sagt Albring im Ökotest-Beitrag.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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