Embryotox-Serie (1)

Rät Embryotox zum Schwangerschaftsabbruch?

Stuttgart / Berlin - 23.10.2018, 17:45 Uhr

Die Angst vor Teratogenität versammelt sich laut Professor Schaefer, Leiter von Embryotox, hinter Psychopharmaka. Embryonaltoxikologisch sind diese aber nicht am gefährlichsten. (m / Foto: llhedgehogll / stock.adobe.com)

Die Angst vor Teratogenität versammelt sich laut Professor Schaefer, Leiter von Embryotox, hinter Psychopharmaka. Embryonaltoxikologisch sind diese aber nicht am gefährlichsten. (m / Foto: llhedgehogll / stock.adobe.com)


Ein Viertel aller Anfragen betreffen Psychopharmaka 

Wie groß das Informationsbedürfnis seitens Schwangeren, Apothekern und Ärzten ist, zeigen die Zahlen: Täglich klicken sich bis zu 11.000 Besucher durch die Homepage und die Embryotox-Mitarbeiterinnen leisten 14.000 Beratungen jährlich, das sind bis zu 70 Anfragen pro Arbeitstag. Die Informationsbedürftigen sind zu etwa gleichen Teilen Laien und Fachkreise.

Ein Viertel aller Anfragen betreffen die Arzneimittelklasse der Psychopharmaka. In Deutschland werden vier bis fünf Prozent aller Schwangeren antidepressiv behandelt, in den USA sind es sogar elf Prozent. Auch wenn sich offenbar „die Angst hinter den Psychopharmaka versammelt“, wie Schaefer es formuliert, sind diese Medikamente nach Einschätzung des Experten mitnichten die gefährlichsten Arzneimittel in der Schwangerschaft.

Klassiker bei den embryonaltoxikologisch dramatischen Wirkstoffen seien vor allem Retinoide, die zur Aknetherapie verordnet werden, Antiepileptika wie Valproinsäure, Phenprocoumon, Methotrexat bei rheumatoider Arthritis oder Zytostatika.

Beobachtungsdaten – die Basis der Arbeit von Embryotox

Etwa 45 Prozent aller Schwangerschaften entstehen ungeplant, das bedeutet nicht automatisch ungewollt. Jedoch ist es kein Hexenwerk, auszurechnen, dass bei diesen versehentlichen Schwangerschaften auch Frauen dabei sind, die in Unkenntnis ihrer Schwangerschaft Arzneimittel einnahmen oder trotz Schwangerschaft tatsächlich auf bestimmte Arzneimittel nicht verzichten können – selbst wenn diese für Schwangere nicht zugelassen sind. 

Erbitten also Schwangere oder deren behandelnde Ärzte eine individuelle embryonaltoxikologische Beratung bei Christof Schaefer und seinem Team, so freut sich Embryotox, wenn die Schwangere im Gegenzug zustimmt, dass Embryotox die Schwangerschaft nachverfolgen darf.

Skandinavische Länder haben es hier einfacher: Dort stehen ausführlich dokumentierte Versorgungsdatenbanken zur Verfügung, allerdings häufig mit weniger genauen Informationen als Embryotox sie erheben kann. Bis vor kurzem endete das Beobachtungsfenster von Embryotox vier bis sechs Wochen nach der Geburt des Kindes. Erst jüngst hat nun das BfArM den Auftrag erteilt, den Beobachtungszeitraum auf zwei Jahre zu erweitern.

Empfehlungen aufgrund von „reinen“ Beobachtungsdaten auszusprechen, ist kein Alleinstellungsmerkmal der deutschen embryonaltoxikologischen Institution. Beobachtungsdaten genießen bei der Arzneimitteltherapie von Schwangeren international den Status des etablierten Standards. Weil es schlicht keine besseren Optionen gibt. Wie wertet Embryotox diese Beobachtungsdaten aus?



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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