War schon 2013 alles klar?

Lunapharm: Kontraste legt nach

Berlin - 11.10.2018, 17:45 Uhr

Die Geschäfte von Lunapharm mit einer griechischen Apotheke sind dem Magazin Kontraste einen weiteren TV-Beitrag wert. (m / Foto: DAZ.online)

Die Geschäfte von Lunapharm mit einer griechischen Apotheke sind dem Magazin Kontraste einen weiteren TV-Beitrag wert. (m / Foto: DAZ.online)


Das ARD-Magazin Kontraste lässt im Fall Lunapharm nicht locker. Am heutigen Donnerstagabend wird ein weiterer Beitrag ausgestrahlt, der neue Vorwürfe gegen die Brandenburger Arzneimittelaufsicht sowie den Pharmahändler selbst erhebt.

Drei Monate ist es nun her, dass ein TV-Beitrag des ARD-Politikmagazins Kontraste den so genannten Lunapharm-Skandal in die Öffentlichkeit gebracht und damit eine weitreichende Diskussion um Importarzneimittel, die Effizienz der Aufsichtsbehörden und nicht zuletzt die Patientensicherheit ausgelöst hat. Die frühere Gesundheitsministerin von Brandenburg, Diana Golze (Linke), musste zurücktreten, eine Taskforce den Fall aufarbeiten und die Staatsanwaltschaft ermittelt derweil wegen schwerer Hehlerei gegen die Lunapharm-Geschäftsführung.

Der Vorwurf lautet: Unter anderem der im brandenburgischen Mahlow ansässige Pharmahändler Lunapharm soll von einer griechischen Apotheke teure Arzneimittel, vor allem gegen Krebs, gekauft haben, die zuvor in griechischen Krankenhäusern gestohlen worden waren. Laut Kontraste gelangten sie auf zweifelhaften Transportwegen und unter denkwürdigen Lagerbedingungen nach Brandenburg. Lunapharm brachte diese Arzneimittel dann in Deutschland über Apotheken, Großhändler und andere Importeure zu den Patienten. Schon der Bezug von der griechischen Apotheke war unzulässig, denn griechische Apotheken dürfen grundsätzlich keinen Großhandel betreiben.

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Ende August hatte Kontraste weitere Recherche-Ergebnisse vorgelegt, wonach die illegalen Geschäfte bereits seit 2013 betrieben wurden. Und im TV-Beitrag, der am heutigen Donnerstagabend ausgestrahlt wird, erhebt das Magazin nochmals neue, schwere Vorwürfe gegen die zuständige Brandenburger Arzneimittelaufsicht und den Pharmagroßhändler selbst: Denn schon am 21. Juni 2013 habe der zuständige Beamte des Landesamtes für Arbeitsschutz, Verbraucherschutz und Gesundheit der Lunapharm-Geschäftsführerin unmissverständlich mitgeteilt, dass der Bezug von Medikamenten aus griechischen Apotheken illegal sei. Lunapharm hatte den Aufsichtsbeamten offenbar zuvor gebeten, in Griechenland nachzufragen, ob eine Apotheke auch ohne entsprechende Großhandelserlaubnis  diesen Handel betreiben dürfe. Die entsprechende E-Mail des Beamten liege Kontraste vor, erklärt das Magazin. Und sie zeige, dass der illegale Handel bereits 2013 und damit bereits viel früher hätte verhindert werden können.

Die vom Brandenburger Gesundheitsministerium eingesetzte Taskforce war dagegen bislang davon ausgegangen, dass der Aufsichtsbehörde erst im März 2017 ausreichende Informationen vorgelegen hätten, um den illegalen Arzneimittelhandel zu stoppen.

Ludwig: „noch absurder“

Wie Kontraste vor der Ausstrahlung des zweiten Lunapharm-Beitrags am heutigen Abend mitteilt, bestätigte das Brandenburger Gesundheitsministerium das Vorliegen der E-Mail. Sie werde Gegenstand weiterer Prüfungen sein, so eine Sprecherin. Die Lunapharm-Geschäftsführung war nicht zu einer Stellungnahme bereit. Prof. Wolf-Dieter Ludwig, Mitglied der Taskorce und Vorsitzender der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft, räumte ein, dass die E-Mail in der Taskforce wohl nicht ausgewertet worden sei. Sie lasse das Behördenhandeln in Brandenburg aber „noch absurder“ erscheinen, denn die Behörde habe dieselben Anfragen nach Griechenland 2016 und 2017 noch einmal gestellt. Das zeige, „dass wertvolle Zeit verstrichen ist, um diesen illegalen Import frühzeitig zu unterbinden.“

Kontraste berichtet heute Abend um 21.45 Uhr in der ARD über den Fall.


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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2 Kommentare

Lunapharm

von Gunter Kowalski am 12.10.2018 um 8:36 Uhr

Die griechische Aufsicht hat die Apotheke bis Mai 2018 weiter exportieren lassen obwohl seit 2013 alles bekannt und laufen geprüft wurde. Scheint wohl doch nicht verboten gewesen zu sein. Erst als der falsche Diebstahlsverdacht auftauchte, wurde die Apotheke geschlossen. Aber selbst danach gab es keine Warnmeldung der Griechen, weil bis heute keine Beweise für Diebstähle gefunden wurden. Traurig, dass Menschen wegen dem Unsinn in Uhaft sitzen und die Presse illegaler Weise sich zum Richter aufspielt.Auch Kontraste hat keinen Beweis für Diebstähle oder kriminelle Aktivitäten gesehen oder in der Hand. Sehr gewagte Geschichte. Und sehr gefälscht, wie das angebliche Organigram der EMA.

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Wir bitten um Informierung

von Dr. Andreas van de Valk am 11.10.2018 um 21:30 Uhr

Es war doch nie ein Medikamentenskandal - was will der rbb konstruieren? Schauen wir mal.

Aber hier einen Auszug von zwei Tatsachen:

1. Der letzte Satz des anonymen Schreiben vom 26.9.2016 in Griechenland lautet:

"Abschließend möchte ich betonen, dass es außer der Unterschlagung offensichtlich ebenfalls Steuerflucht gibt, weil solche Ausfuhren offenkundig weder bei EOF noch beim Finanzamt gemeldet werden."

2. EU-Amtshilfeersuchen der Griechen

Republik Griechenland
Innenministerium
Oberste Polizeibehörde Griechenland
Direktion Finanzpolizei
Departement für den Schutz öffentlichen Eigentums
Zuständiger: Unterpolizist A Herr TASOULAS Andreas

AN

Staatsanwaltschaft beim Landgericht Athen

BETREFF: "Durchführung präliminärer Untersuchung - Einreichung von Ersuchen um Rechtshilfe"

***

In Griechenland war wohl ein Steuerstrafverfahren eingeleitet worden:

".. damit uns folgende Angaben entsprechend bekannt gegeben werden, die bei den Arzneimittelagenturen der vorerwähnten Länder für die Jahre 2015 und 2016 eventuell geführt werden, d.h.

* Ob die obigen Unternehmen (Anm.: Pharmahändler) sich im vorerwähnten Zeitraum Arzneispezialitäten verschaffen haben, die in der obigen Tabelle eingeschlossen sind, mit Griechenland als Herkunftsland.
* Falls ja, betreffend die obige Frage, werden sie darum gebeten, uns Angaben über den Handelsname dieser Medikamente, und weiter, im Einzelfall, über die genauen Mengen deren, über ihr Erwerbsdatum, über die Postennummer (lot) und über die Gesellschaften, von denen sie sie (Anm.: LunaPharm und Dr. Fischer) sich beschaffen haben, bekannt zu geben.

Wir bitten um Ihre Informierung."

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