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Das ARD-Magazin Kontraste lässt im Fall Lunapharm nicht locker. Am heutigen Donnerstagabend wird ein weiterer Beitrag ausgestrahlt, der neue Vorwürfe gegen die Brandenburger Arzneimittelaufsicht sowie den Pharmahändler selbst erhebt.
Drei Monate ist es nun her, dass ein TV-Beitrag des ARD-Politikmagazins Kontraste den so genannten Lunapharm-Skandal in die Öffentlichkeit gebracht und damit eine weitreichende Diskussion um Importarzneimittel, die Effizienz der Aufsichtsbehörden und nicht zuletzt die Patientensicherheit ausgelöst hat. Die frühere Gesundheitsministerin von Brandenburg, Diana Golze (Linke), musste zurücktreten, eine Taskforce den Fall aufarbeiten und die Staatsanwaltschaft ermittelt derweil wegen schwerer Hehlerei gegen die Lunapharm-Geschäftsführung.
Der Vorwurf lautet: Unter anderem der im brandenburgischen Mahlow ansässige Pharmahändler Lunapharm soll von einer griechischen Apotheke teure Arzneimittel, vor allem gegen Krebs, gekauft haben, die zuvor in griechischen Krankenhäusern gestohlen worden waren. Laut Kontraste gelangten sie auf zweifelhaften Transportwegen und unter denkwürdigen Lagerbedingungen nach Brandenburg. Lunapharm brachte diese Arzneimittel dann in Deutschland über Apotheken, Großhändler und andere Importeure zu den Patienten. Schon der Bezug von der griechischen Apotheke war unzulässig, denn griechische Apotheken dürfen grundsätzlich keinen Großhandel betreiben.
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Ende August hatte Kontraste weitere Recherche-Ergebnisse vorgelegt, wonach die illegalen Geschäfte bereits seit 2013 betrieben wurden. Und im TV-Beitrag, der am heutigen Donnerstagabend ausgestrahlt wird, erhebt das Magazin nochmals neue, schwere Vorwürfe gegen die zuständige Brandenburger Arzneimittelaufsicht und den Pharmagroßhändler selbst: Denn schon am 21. Juni 2013 habe der zuständige Beamte des Landesamtes für Arbeitsschutz, Verbraucherschutz und Gesundheit der Lunapharm-Geschäftsführerin unmissverständlich mitgeteilt, dass der Bezug von Medikamenten aus griechischen Apotheken illegal sei. Lunapharm hatte den Aufsichtsbeamten offenbar zuvor gebeten, in Griechenland nachzufragen, ob eine Apotheke auch ohne entsprechende Großhandelserlaubnis diesen Handel betreiben dürfe. Die entsprechende E-Mail des Beamten liege Kontraste vor, erklärt das Magazin. Und sie zeige, dass der illegale Handel bereits 2013 und damit bereits viel früher hätte verhindert werden können.
Die vom Brandenburger Gesundheitsministerium eingesetzte Taskforce war dagegen bislang davon ausgegangen, dass der Aufsichtsbehörde erst im März 2017 ausreichende Informationen vorgelegen hätten, um den illegalen Arzneimittelhandel zu stoppen.
Ludwig: „noch absurder“
Wie Kontraste vor der Ausstrahlung des zweiten Lunapharm-Beitrags am heutigen Abend mitteilt, bestätigte das Brandenburger Gesundheitsministerium das Vorliegen der E-Mail. Sie werde Gegenstand weiterer Prüfungen sein, so eine Sprecherin. Die Lunapharm-Geschäftsführung war nicht zu einer Stellungnahme bereit. Prof. Wolf-Dieter Ludwig, Mitglied der Taskorce und Vorsitzender der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft, räumte ein, dass die E-Mail in der Taskforce wohl nicht ausgewertet worden sei. Sie lasse das Behördenhandeln in Brandenburg aber „noch absurder“ erscheinen, denn die Behörde habe dieselben Anfragen nach Griechenland 2016 und 2017 noch einmal gestellt. Das zeige, „dass wertvolle Zeit verstrichen ist, um diesen illegalen Import frühzeitig zu unterbinden.“
Kontraste berichtet heute Abend um 21.45 Uhr in der ARD über den Fall.
2 Kommentare
Lunapharm
von Gunter Kowalski am 12.10.2018 um 8:36 Uhr
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Wir bitten um Informierung
von Dr. Andreas van de Valk am 11.10.2018 um 21:30 Uhr
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