Grippe-Saison 2018/2019

Die ersten tetravalenten Grippeimpfstoffe sind da

03.09.2018, 17:10 Uhr

Bald kann in den Arztpraxen gegen Grippe geimpft werden. Erstmals ist dabei der tetravalente Impstoff Standard. ( j/ Foto: Miss Mafalda / stock.adobe.com)

Bald kann in den Arztpraxen gegen Grippe geimpft werden. Erstmals ist dabei der tetravalente Impstoff Standard. ( j/ Foto: Miss Mafalda / stock.adobe.com)


Das Paul-Ehrlich-Institut hat die ersten Grippeimpfstoffdosen für die Saison 2018/2019 freigegeben. Wie die AOK Nordost und die Apothekerverbände der Region mitteilen, sind die ersten quadrivalenten Impfstoffe auch schon in den Apotheken angekommen. Zugleich zeigen sich Kasse und Verbände gewiss, dass es im Nordosten keine Lieferprobleme geben wird – trotz aller Kritik an ihrem Versorgungsmodell.

Die Apotheken in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern haben die ersten Impfdosen des quadrivalenten Influenza-Impfstoffs für die Grippesaison 2018/2019 erhalten. Beliefert werden sie in erster Linie mit Influvac Tetra von Mylan – denn nur dieser Hersteller hat in einer zusätzlichen Vereinbarung versprochen, unter dem zwischen der für die Kassen federführenden AOK Nordost und den Apothekerverbänden der drei Bundesländer vereinbarten Festpreis für generische Verordnungen zu bleiben. Dieser beträgt 10,95 Euro inklusive Mehrwertsteuer – die Kassen in der Region Nordost rechnen durch die Umstellung vom Dreifach- auf den Vierfachimpfstoff mit Mehrkosten von rund sieben Millionen Euro. 

Andere Hersteller tetravalenter Impfstoffe ließen sich nicht auf den Preis ein. Das Versorgungsmodell im Nordosten stand daraufhin massiv in der Kritik. Schließlich hatte der Gesetzgeber gerade erst die Rabattverträge für Impfstoffe abgeschafft, um Exklusivvereinbarungen zu stoppen und damit für mehr Versorgungssicherheit zu sorgen. Es kam zu Gerichtsverfahren mit unterschiedlichem Ausgang – und einem Gesetzentwurf aus dem Bundesgesundheitsministerium, der die Regelung zur Impfstoffversorgung im Sozialgesetzbuch V nachbessern soll. Demnach müssen  Krankenkassen bei regionalen Vereinbarungen mit Apothekerverbänden künftig stets die zwei günstigsten Impfstoffe zahlen.

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Dr. Rainer Bienfait, Vorsitzender des Berliner Apotheker-Vereins, ist angesichts der ersten Impfstofflieferungen in die Apotheken überzeugt, dass das Nordost-Modell auch in seiner jetzigen Form keine Probleme bereiten wird. Einem reibungslosen Ablauf der Impfungen stehe „nichts im Wege“, erklärte er. Schließlich seien die benötigten Impfstoffmengen frühzeitig bestellt worden. „Die Landesapothekerverbände gewährleisten so gemeinsam mit der AOK Nordost seit vielen Jahren eine frühzeitige und ausreichende Versorgung mit Grippeimpfstoffen“, so Bienfait. „Lieferengpässe für Grippeimpfstoffe waren daher im Nordosten nie ein Thema.“

AOK: Ein bewährtes Versorgungsmodell

Auch Susanne Dolfen, Leiterin Arzneimittelversorgung bei der AOK Nordost, verweist darauf, dass sich das Versorgungsmodell seit 2011, das auf eine rechtzeitige und möglichst vollständige Bedarfsplanung setzt, bewährt habe. Es werde daher auch in der kommenden Grippe-Saison eine verlässliche und wirtschaftliche Versorgung in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern sicherstellen. Dolfen betont: „Wir hatten uns als erste gesetzliche Krankenkasse in Deutschland bereits im Februar 2018 mit den anderen Kassen in der Region Nordost und den Apothekerverbänden auf die Finanzierung des quadrivalenten Impfstoffes verständigt – lange bevor die Vierfachimpfung als Regelleistung für die gesetzliche Krankenversicherung verbindlich wurde.“ Tatsächlich sollten die Bestellungen bis Mitte März erfolgen, während der Gemeinsame Bundesausschuss erst im April grünes Licht für die Kostenübernahme für den Vierfachimpfstoff gab.

Dennoch kritisierte vor allem die Industrie, aber auch die Ärzteschaft den Weg im Nordosten. In den Vorjahren gab es nämlich stets mit zwei Herstellern eine zusätzliche Vereinbarung – Versorgungsprobleme gab es tatsächlich nie. Diesmal hat allerdings einer der beiden traditionellen Partner im Nordosten (Seqirus) noch gar keinen Vierfach-Impfstoff im Programm. Auch Mylan hat mit Influvac Tetra erstmals einen solchen produziert. Dieser ist zudem erst ab 18 Jahren zugelassen, sodass damit zu rechnen ist, dass es auch einige nicht-generische Verordnungen geben wird. Diese sind dann als Sprechstundenbedarf abzurechnen, werden aber grundsätzlich auch von den Kassen bezahlt.

Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) hat im Laufe des August bereits 7,1 Millionen Dosen Grippeimpfstoffe freigegeben. Welche Vakzine welcher Hersteller konkret dahinter stecken, darf das Institut nicht mitteilen. Klar ist aber, dass  Influvac Tetra von Mylan eine Zulassung hat. So viel ist der PEI-Webseite zu entnehmen.



Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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2 Kommentare

Lieferengpass

von Alanis am 24.09.2018 um 22:06 Uhr

Das dieses Modell NICHT funktioniert zeigt sich schon jetzt!!
Arztpraxen warten auf den Grippeimpfstoff. Die, die welchen bekommen haben, warten auf neue Chargen. Seit 4 Wochen nichts. Da war es ja sogar mit Rabattverträgen besser!
Einen Lieferanten für alle, trotz Vorbestellung nicht umsetzbar.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Lieferengpass

von K. Harms am 25.09.2018 um 17:51 Uhr

Ich begrüße die Entscheidung, diese Saison generell die quadrivalenten Impfstoffe auch für Kassenpatienten bereit zu stellen. Ich bin heute einfach in die Praxis hineinmarschiert, um zu fragen, ob es schon Impfstoff gibt und konnte sofort geimpft werden! Bisher nicht einmal die sonst üblichen Schmerzen im Arm.

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