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Beratungsquickie Schnupfen und Sinusitis
Für wen sind Erkältungskombis tabu und welche Alternativen gibt es?
„Einmal Aspirin® Complex, die große Packung“ – ein vertrautes Szenario für Apotheker zur Erkältungszeit. Doch: Welcher Erkältungspatient darf Erkältungskombis aus ASS oder Ibuprofen und Pseudoephedrin wie Aspirin® Complex oder BoxaGrippal® nehmen, wann sollten Apotheker ihren Sinusitis-Patienten jedoch eher Nasenspray, Sinupret®, Ibuprofen und eine Nasendusche empfehlen? Und was sollte die erste Frage des Apothekers sein?
Erkältungskombis wie Aspirin® Complex oder BoxaGrippal® erfreuen sich in der Bevölkerung einer ungemeinen Beliebtheit. Das mag hauptsächlich zwei Gründe haben: Enthalten die Arzneimittel Stimulanzien wie Pseudoephedrin, fühlen sich die Patienten ruckzuck fitter, weniger elend und leiden nicht so unter der Erkältung und der dadurch bedingten Abgeschlagenheit. Der zweite Grund: Es ist schlichtweg bequem einfach nur eine Tablette „gegen alles“ zu schlucken oder ein Beutelchen aufzulösen.
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Fachkreise wie Apotheker und Ärzte beäugen dieses „Erkältungskombi-Rundum-Sorglos-Paket“ meist kritischer. Nicht selten nehmen Patienten – völlig gleichgültig, welche Beschwerden vorliegen – das gleiche Kombi-Präparat. Weil es letztes Mal so gut geholfen hat – vielleicht oder zumindest dem Nachbarn. Fixe Erkältungskombinationen sind nicht per se zu verteufeln, bestehen keine Kontraindikationen können Patienten ihre Erkältungsbeschwerden damit kurzzeitig lindern. Nur: Wie würde es zielgerichteter gehen?
Welche Beschwerden hat der Patient?
Hierin liegt wohl auch die erste Aufgabe des Apothekers: Beim fordernden Kundenwunsch nach BoxaGrippal® oder vergleichbaren Präparaten herauszufinden, welche Beschwerden der Patient eigentlich hat. Nur Halsschmerzen oder einen Schnupfen, mit oder ohne Pochen in den Nebenhöhlen? Liegt ein Husten vor? Fieber? Bejaht der Patient Letzteres, gehört er ins Bett.
Halsschmerzen, Schnupfen und Sinusitis ohne fixe Erkältungskombi
Fragt man einen Pharmakologen, würde dieser wohl prinzipiell eine rein symptomorientierte Behandlung bevorzugen. Leidet der Patient an Halsschmerzen, sind nach Ansicht von Experten der Leitlinie systemische Analgetika und NSAR das Mittel der Wahl. Ibuprofen und Paracetamol seien vergleichbar verträglich, wobei Ibuprofen eine stärkere schmerzhemmende Wirkung zeige als Paracetamol. Die entzündungshemmende Komponente von Ibuprofen unterstützt sicherlich den überlegenen Effekt des Ibuprofens bei Pharyngitis.
Bei Schnupfen vergesellschaftet mit Sinusitis steht der kurzfristigen Anwendung von abschwellenden Nasentropfen oder -sprays zur Atmungserleichterung und bei Schmerzen zusätzlich ASS und Ibuprofen vor Paracetamol, aufgrund ihrer entzündungshemmenden Komponenten, nichts entgegen. Bei Sinusitis gibt es auch gute Daten zu pflanzlichen Arzneimitteln wie einem Extrakt aus Ampfer, gelbem Enzian, Holunder, Eisenkraut und Schlüsselblume (Sinupret®) oder Myrtol- (Gelomyrtol®) und Cineol-haltigen (Soledum®) Präparaten. Alle verkürzen das Krankheitsgeschehen. Auch ein Pelargonium-Extrakt, wie beispielsweise in Umckaloabo®, wirkt, ebenso zeigt das Enzym aus der Ananas, Bromelain, gute Effekte bei Sinusitis und ist eine Empfehlung wert.
Nasenduschen helfen
Nasenspülungen sind zwar nicht jedes Patienten Sache, aber sie helfen; eine „deutliche Empfehlung für Nasenspülungen“ sprechen auch die Experten der aktuellen Sinusitis-Leitlinie aus. Einziger Nachteil: Salzlösungen können – insbesondere, wenn sie hyperton sind – die Nasenschleimhaut reizen. Ansonsten wirken sie bei akuten Infekten und gleichermaßen zur Vorbeugung. Auch als unterstützende Nasensprays oder Nasentropfen sind Salzlösungen sinnvoll: Salinische Nasentropfen helfen, den Gebrauch abschwellender Nasensprays mit Xylometazolin (Olynth®, Otriven® und Generika) oder Oxymetazolin (Nasisvin®) zu reduzieren und befeuchten zudem die Schleimhäute.
Keine Erkältungskombi für ...
Bei Kombinationen aus ASS oder Ibuprofen und Pseudoephedrin fallen manche Patienten aus dem Patientenkollektiv, auch wenn die Erkältungstherapie kurzfristig erfolgt. Die Frage „Welche Grunderkrankungen liegen vor?“, sollten Apotheker beim Kundenwunsch nach BoxaGrippal® und Co. grundsätzlich stellen.
Nicht bei Asthma und Magen-Darm-Geschwüren
NSAR sind bei Patienten mit Magen-Darm-Ulcera in der Anamnese nicht geeignet, zumindest nicht im Rahmen der Nutzen-Risiko-Abwägung bei einem banalen Erkältungsinfekt. Auch wenn bei der Therapie einer Sinusitis oder von Halsschmerzen die primäre Empfehlung Richtung Ibuprofen zielt, nennen beide Leitlinien auch Paracetamol als Therapieoption, wenn auch schwächer wirksam, in jedem Fall jedoch bei bestehender Kontraindikation für NSAR. Auch Asthmatiker sollten die Finger von NSAR lassen, selbst wenn es einige gibt, die offenbar nicht sensibel auf NSAR reagieren.
Nicht bei schwerer Hypertonie
Auch sollten Apotheker abklären, ob der Patient gerinnungshemmende Arzneimittel einnimmt oder ASS zur Thrombozytenaggregationshemmung. Letztere stellen zwar keine Kontraindikation für Erkältungskombis dar, allerdings muss der Patient bei Ibuprofen-haltigen Erkältungskombis seine 100-mg-ASS-Tablette mindestens eine halbe Stunde vor BoxaGrippal® einnehmen. Hier sollten Apotheker jedoch stets hellhörig werden: Warum nimmt der Patient ASS dauerhaft ein? Liegt eine koronare Herzerkrankung vor, hatte der Patient bereits einen Myokardinfarkt? Und leidet er ohnehin an Hypertonie? Diese Patienten dürfen pseudoephedrinhaltige Arzneimittel nicht bekommen. Denn: Bei systemischen Sympathomimetika wie Pseudoephedrin bestehen Kontraindikationen für Patienten mit schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Herzinsuffizienz, schwere Hypertonie, Myokardinfarkt), Schlaganfall, Engwinkelglaukom, Blasenentleerungsstörungen, Leberfunktionsstörungen sowie für solche, die β-Blockern verwenden. Mögliche Nebenwirkungen können Blutdruckanstieg und Tachykardie sein.
Vorsicht bei Migräne und Sportlern
Doch auch junge Patienten können in die Vorsicht-bei-Anwendung-Kategorie fallen. So sollten Migränepatienten unter Ergotamin-Therapie pseudoephedrinhaltige Präparate nur nach Rücksprache einnehmen. Auch für Sportler ist Pseudoephedrin nicht ganz unkritisch: Es kann positive Doping-Proben ergeben.
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