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Seit ein paar Tagen gibt es in österreichischen Apotheken HIV-Selbsttests rezeptfrei zu kaufen. Sie werden dort offenbar stark nachgefragt, aber nicht immer wissen die Apotheker überhaupt etwas davon.
Mit einer Rechtsverordnung war in Österreich Anfang Juni die Abgabe von HIV-Tests zur Eigenanwendung ohne Rezept in Apotheken erlaubt worden. Der Verkauf über den Versandhandel ist danach nicht zulässig. Seit einer Woche sind die Tests nun in den österreichischen Apotheken erhältlich. Dies hatte die österreichische Apothekerkammer in einer Presseaussendung mitgeteilt. Schon im Mai, als die Lockerung bekannt wurde, war das neue Angebot in den Medien in aller Munde. Es ist also davon auszugehen, dass die breite Öffentlichkeit darüber im Wesentlichen Bescheid wusste. Und die Apotheker? Haben sie sich gut genug darauf vorbereitet?
Schulungen
für Apotheker
Nach der Verordnung sollen die Kunden bei der Abgabe insbesondere über die möglichen Testergebnisse und deren Folgen, Bedeutung und Tragweite sowie über das diagnostische Fenster bei einem negativen Testergebnis aufgeklärt werden. „Die Apothekerkammer hat gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium, Ärzten, der Österreichischen AIDS Gesellschaft und der Aids Hilfe zertifizierte Schulungen für Apotheker sowie standardisierte Betreuungsleitfäden erarbeitet“, erklärt die Präsidentin der Österreichischen Apothekerkammer Ulrike Mursch-Edlmayr in der Presseaussendung. Auch Kundeninformationsbroschüren seien eigens erstellt worden, und es würden laufend regionale Fortbildungsveranstaltungen und Online-Schulungen angeboten. „Jede Maßnahme, die dazu beiträgt, die Hemmschwelle vor einem HIV-Test abzubauen und damit die Menschen frühzeitig der richtigen Diagnose und Therapiemaßnahme durch Ärzte zuführen kann, steht für uns Apotheker im Fokus“, so Mursch-Edlmayr weiter. Auch in diesem Bereich komme den Apothekern eine „bedeutende Beratungsrolle“ zu.
Viele Apotheken ahnungslos?
Tatsächlich scheint das aber noch nicht so recht in den Offizinen angekommen zu sein. Darauf lassen jedenfalls verschiedene aktuelle Presseberichte schließen. In Oberösterreich seien Kunden mit ihrer Frage nach dem neuen HIV-Selbsttest in vielen Städten bei den Apotheken „abgeblitzt“, lässt „Liferadio“ wissen. Die Nachfrage sei schon am am ersten Tag spürbar gewesen, aber viele Apotheken ahnungslos. Liferadio habe selbst größere Apotheken in Oberösterreich durchtelefoniert, In einigen sei der neue Test nicht nur nicht zu haben gewesen. Die Apotheker hätten teilweise gar nicht gewusst, wie er heißt und ob sie ihn beim Großhändler bestellen können. Die Apothekerkammer habe dann auf Nachfrage beruhigt: Der neue HIV-Selbsttest sei bei den Großhändlern vorrätig, auch in ausreichender Stückzahl. Er könne ab sofort von jeder Apotheke bestellt und dann binnen weniger Stunden abgeholt werden. Das Produkt „Autotest VIH“ koste 29.95 Euro.
Lieferschwierigkeiten wegen zu großer Nachfrage
Auch in einer Wiener Apotheke sei die Apothekerin kurz stutzig gewesen, berichtet „Die Presse“. Mit Blick auf einen Stapel Informationsblätter in Griffweite habe sie bekannt, sie sei gerade erst dabei, sich schlauzumachen: „Ich hab noch keine Ahnung, wie das funktioniert.“ Der Test sei außerdem weder in der Apotheke noch beim Großhändler vorrätig gewesen. Die Apothekerin habe dies auf den großen Andrang in den ersten zweieinhalb Tagen zurückgeführt. Die erste Tranche sei schon vergriffen. In der auf HIV spezialisierten Marienapotheke in Wien habe man ebenfalls bestätigt man, dass es Mitte der Woche bei einem Händler offenbar einen kurzfristigen Engpass gegeben haben soll.
In einigen Ländern bereits frei erhältlich
In mehr und mehr Ländern werden HIV-Heimtests für den direkten Verkauf an Kunden frei gegeben. Damit soll die Hemmschwelle gesenkt werden, sich auf eine HIV-Infektion zu testen und so die Früherkennung verbessert werden. Österreich folgt mit diesem Schritt dem Beispiel von England, Frankreich und Belgien.
In
der Schweiz dürfen HIV-Selbsttest ebenfalls seit dem 19. Juni 2018 frei verkauft
werden, und zwar auch über Internet. Das Bundesamt für Gesundheit und
Swissmedic empfehlen jedoch, die Tests bei Abgabestellen wie Apotheken oder
Drogerien zu beziehen, wo das Risiko für den Kauf einer Fälschung gering ist. In
Deutschland soll die Abgabe an Laien laut Bundesgesundheitsministerium ab Herbst
ermöglicht werden.
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