Nach Arzneimittel-Skandalen

AOK und Reimporteure zanken weiter über Reimportquote

Berlin - 27.07.2018, 16:00 Uhr

Richtig sauer: AOK-Chef Dr. Christopher Hermann legt sich mit dem Verband der Arzneimittelimporteure Deutschlands (VAD) in Sachen Reimportquote an. (b / Foto: Imago)

Richtig sauer: AOK-Chef Dr. Christopher Hermann legt sich mit dem Verband der Arzneimittelimporteure Deutschlands (VAD) in Sachen Reimportquote an. (b / Foto: Imago)


AOK: VAD plappert nur nach

Trotzdem will die AOK all diese Vorwürfe nicht unkommentiert lassen. Gegenüber DAZ.online wehrte sich Kassenchef Hermann heftig gegen die Anschuldigungen. „Austeilen mit schiefen Argumenten unter Ausblendung der Wirklichkeiten ist, das wird am vorliegenden Beispiel deutlich, die absolute VAD-Stärke“, sagte Hermann. Mit dem „persönlichen Feldzug“ liege der VAD daneben. Denn: „Wer die AOK-Position wirklich gelesen und verstanden hat, konnte leicht die Richtung erkennen. Für den VAD wiederholt: Es geht zu Recht gegen das planwirtschaftliche Bürokratiemonster Importquote, für die es im 21. Jahrhundert keinen Platz mehr gibt.“

Die AOK meint auch, dass die Reimporteure die „ewige Leier der Pharmalobby zu Arzneirabattverträgen im patentfreien Markt“ nur „nachplappern“. Für Hermann steht fest: „Es gibt keinen anderen Bereich im Gesundheitssystem, der rechtlich so detailliert geregelt ist, wie das mittelstandsfreundliche Vergaberegime bei den Arzneimittelrabattverträgen. Vor diesem Hintergrund kann dem VAD-Vorwurf der ‚rücksichtslosen Preisverhandlungen‘ nur mit Kopfschütteln über so viel Unwissenheit begegnet werden.“

AOK: VAD argumentiert faktenfrei

Und auch eine Oligopolisierung habe es durch die Rabattverträge nie gegeben. Denn: „Die Rabattverträge haben Oligopole nachweislich aufgebrochen und haben erst zu einer wirtschaftlichen Arzneimittelversorgung auf hohem Qualitätsniveau geführt“, so der Kassenchef. Hermann kommt zu dem Schluss: „Für die AOK Baden-Württemberg ist es bezeichnend, dass eine Lobbygruppe für Unternehmen, die mit Patent-Arzneimitteln ihr Geld verdienen, mit faktenfreien Anwürfen von eigenen Problemen abzulenken versucht.“

Es ist nicht das erste Mal, dass sich AOK und VAD in dieser Angelegenheit anfeinden. Erst 2016 hatte es die gleiche Debatte schon einmal gegeben. Bis auf vereinzelte Forderungen nach der Abschaffung der Quote konnte sich eine konkrete Gesetzesänderung bislang jedoch nie durchsetzen.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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1 Kommentar

Es geht ums Geld nicht wie vorgegeben um Sicherheit

von Ratatosk am 27.07.2018 um 18:27 Uhr

Wer für mehr Sicherheit ist, schafft den Import ab, wem die Patienten egal sind wird für das Aufkaufen in ärmeren Länder kämpfen, egal was das für die Kranken dort bedeutet.
Daß die GKV die heimische Produktion in Zusammenspiel mit inkompetenter Politik vernichtet hat, ist ja wohl auch dem Letzten klar, Ulla - Lauterbach oder Glaeske ausgenommen, die haben da immer noch andere Welten vor Augen.

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