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Schutz vor HIV
Spahn befürwortet HIV-PrEP auf Kassenkosten
Eine HIV-PrEP schützt erwiesenermaßen vor einer Ansteckung mit HIV. Bislang ist die Finanzierung reine Patientensache. Gesundheitsminister Spahn will nun, dass die Präexpositionsprophylaxe Kassenleistung wird.
Krankenversicherte mit erhöhtem HIV-Risiko sollen sich nach dem Willen von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) künftig auf Kassenkosten mit einer Präexpositionsprophylaxe (PrEP) vor einer Ansteckung schützen können. Spahn sagte dem „Deutschen Ärzteblatt“, er wolle dafür sorgen, dass Menschen mit einem erhöhten Infektionsrisiko einen gesetzlichen Anspruch auf ärztliche Beratung, Untersuchung und Arzneimittel zur PrEP erhalten.
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Spahn betonte, er wolle dem bestehenden Wildwuchs, den es derzeit rund um die PrEP in Deutschland gebe, „ein strukturiertes Angebot entgegensetzen“. Richtig genommen sei die PrEP „ein wirksamer Schutz gegen HIV“. Die Erfahrungen aus anderen Ländern zeigten, dass die HIV-Infektionszahlen durch PrEP deutlich gesenkt werden könnten. Derzeit gibt es in Deutschland ein PrEP-Pilotprojekt, an dem sich über 60 Apotheken deutschlandweit beteiligen. Hier können Patienten – nach ärztlicher und pharmazeutischer Beratung – generische PrEP-Präparate für knapp 50 Euro Monat bekommen. Zudem hat Ratiopharm den Preis für sein ebenfalls für die PrEP zugelassenes Arzneimittel drastisch gesenkt..
Für seinen Vorstoß gab es Lob vom Koalitionspartner wie auch von der Opposition. Hilde Mattheis (SPD) sagte, nach den bisherigen Erfahrungen sei es „konsequent, dass wir diesen Schritt gehen und die PrEP Kassenleistung wird.“ Sie sei „froh, dass die Union hier ihre ideologischen Scheuklappen abnimmt und pragmatisch im Sinne der Versicherten Politik machen will“. Die SPD werde den Gesetzentwurf des BMG umgehend prüfen und so bald wie möglich beschließen. Und auch aus Reihen der FDP gab es Lob: Prof. Dr. Andrew Ullmann, Obmann der FDP-Bundestagsfraktion im Ausschuss für Gesundheit, begrüßte ebenfalls die Ankündigung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, in Sachen PrEP tätig werden zu wollen. Bereits Anfang Juli hatte die FDP-Fraktion eine kleine Anfrage zur Finanzierung der PrEP an die Bundesregierung gestellt, um eine eigene Initiative vorzubereiten.
Grüne loben Spahn
Kordula Schulz-Asche von den Grünen kommentierte: „Großes Lob an Minister Spahn!“ Die PrEP für Hochrisiko-Patienten verfügbar zu machen, sei der richtige Weg, um die Zahl der HIV-Infektionen zu senken. Dabei bleibe die PrEP jedoch ein Medikament mit Nebenwirkungen, das nur für einen kleinen Kreis von Patienten sinnvoll sein könne und eine enge und qualifizierte ärztliche Begleitung erfordere. „Prävention ist gerade bei HIV kostengünstiger als die Therapie und entlastet damit auch die Krankenkassen“. Nun müssten auch die privaten Krankenversicherungen nachziehen. Hier würden im Vergleich zur gesetzlichen Krankenversicherung überproportional viele Neuinfektionen gemeldet, so Schulz-Asche.
GKV-SV sah bislang keine Rechtsgrundlage für Erstattung
Wie die Kassen die Sache sehen, ist noch offen. 2016 hatte der GKV-Spitzenverband darauf verwiesen, dass PrEP zwar als Therapie GKV-Leistung sei. Eine Rechtsgrundlage für eine Kostenübernahme als Prävention sah er jedoch nicht. „Um das Infektionsrisiko zu senken, sind andere Schutzmaßnahmen, insbesondere die Verwendung von Kondomen, verfügbar, die der Eigenverantwortung für eine gesundheitsbewusste Lebensführung zuzurechnen sind“, hieß es damals seitens des GKV-Spitzenverbands.
Informationen zur PrEP
In Deutschland besteht seit knapp zwei Jahren die Möglichkeit, mittels präventiver medikamentöser Therapie das Risiko einer HIV-Infektion zu reduzieren. Zugelassene für diese HIV-Präexpositionsprophylaxe (PrEP) sind die antiviralen Wirkstoffe Emtricitabin (FTC) und Tenofovirdisoproxil (TDF) in einer fixen Kombination. Allerdings sind nicht alle Arzneimittel dafür zugelassen. Jüngst veröffentlichten die Aids-Gesellschaften aus Deutschland und Österreich (DAIG) gemeinsam die erste Leitlinie zur HIV-Präexpositionsprophylaxe.
Wer sollte eine PrEP erhalten?
Die Leitlinien-Autoren sind sich einig, dass Menschen mit substanziellem HIV-Infektionsrisiko eine HIV-Präexpositionsprophylaxe erhalten sollen. In Studien konnte gezeigt werden, dass eine PrEP bei HIV-negativen Personen das relative Risiko einer Ansteckung um 86 Prozent reduziert, bei zuverlässiger Adhärenz sogar um 99 Prozent. Ein „substanzielles HIV-Infektionsrisiko“ sieht die neue PrEP-Leitlinie bei Männern, die Sex mit Männern (MSM) haben, und bei Transgender-Personen. Und zwar, wenn diese in den letzten drei bis sechs Monaten kondomlosen Analsex praktizierten beziehungsweise künftig haben werden oder wenn diese im letzten Jahr an sexuell übertragenen Krankheiten litten (STI, sexually transmitted infections).
Zur Risikogruppe zählen außerdem serodiskordante Paare, bei denen ein Partner HIV-positiv ist und keine ART (antiretrovirale Therapie) einnimmt oder sich in der Anfangsphase der ART befindet, sodass die Viruslast – gemessen an der HIV-RNA – kürzer als sechs Monate unter 200 RNA-Kopien/ml liegt.
Individueller Risikoeinschätzung der Patienten vertrauen
Auch außerhalb der Hochrisikogruppen gibt es individuelle Konstellationen mit einem hohen Risiko einer HIV-Infektion. So sind nach Ansicht der HIV-Experten vor allem in der Anamnese bekannte sexuell übertragene Infektionen ein guter Indikator zur individuellen Risikoeinschätzung. Studien hätten jedoch auch einen Zusammenhang zwischen Nachfrage einer PrEP und einem tatsächlich erhöhten Risiko einer HIV-Ansteckung gezeigt, sodass die Studienautoren von einer „hohen Rate einer zutreffenden Selbsteinschätzung“ der Risikogruppen ausgehen. Folglich sollte „bei jedem/jeder, der/die aktiv nach einer PrEP fragt, eine sorgfältige Risikoevaluation durchgeführt und gegebenenfalls eine PrEP verschrieben werden.“
4 Kommentare
DAZ- Redaktion
von Redaktion DAZ.online am 23.07.2018 um 10:39 Uhr
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AW: DAZ- Redaktion
von Heiko Barz am 24.07.2018 um 12:03 Uhr
DAZ- Redaktion
von Heiko Barz am 21.07.2018 um 11:39 Uhr
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PrEP
von Bernd Küsgens am 20.07.2018 um 18:29 Uhr
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