Deutsch-griechischer-Arzneimittelskandal

Lunapharm-Rückrufe: Diese Arzneimittel sind betroffen

Berlin - 20.07.2018, 17:55 Uhr

Ihr Ministerium umstrukturiert, Lunapharm die Betriebserlaubnis entzogen und ein Infotelefon für Bürger eingerichtet: Brandenburgs Gesundheitsministerin Diana Golze zieht Konsequenzen aus der Arzneimittelaffäre. (s / Foto: picture alliance/Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa)

Ihr Ministerium umstrukturiert, Lunapharm die Betriebserlaubnis entzogen und ein Infotelefon für Bürger eingerichtet: Brandenburgs Gesundheitsministerin Diana Golze zieht Konsequenzen aus der Arzneimittelaffäre. (s / Foto: picture alliance/Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa)


Ministerium lässt alle Rückstellmuster untersuchen

Im Rahmen der deutsch-griechischen Pharmaaffäre wird davon ausgegangen, dass der Arzneimittelschmuggel ungekühlt erfolgte. Bei Adcetris®, Herceptin®, Mabthera®, Vectibix® und Xgeva® handelt es sich um kühlpflichtige Arzneimittel, deren Wirksamkeit dadurch möglicherweise beeinträchtigt ist.

Das dem Ministerium unterstellte Landesamt für Arbeitsschutz, Verbraucherschutz und Gesundheit (LAVG) hatte lediglich die beiden temperaturunempfindlichen Lunapharm-Präparate Alimta® und Velcade® untersuchen lassen. Diese Stichproben wiesen zwar eine einwandfreie Qualität auf, sind jedoch nicht aussagekräftig, wie das Ministerium am vergangenen Mittwoch auf einer Pressekonferenz einräumte.

Bei dem Brandenburger Pharmahändler lagern derzeit noch 31 Arzneimittel als Rückstellmuster, darunter auch die wärmeempfindlichen Produkte  Herceptin®, Mabthera® und Xgeva®. Diese sollen nach Angaben des Ministeriums  vollumfänglich laboranalytisch untersucht und die Ergebnisse veröffentlicht werden.

Golze zieht Konsequenzen

Ministerin Golze verkündete in einer Mitteilung, dass der Firma Lunapharm am heutigen Nachmittag der Bescheid über den Entzug der Betriebserlaubnis sowie der Herstellungs- und Großhandelserlaubnis für Arzneimittel zugestellt wurde. Außerdem hat Golze verschiedene Umstrukturierungsmaßnahmen innerhalb ihres Hauses ergriffen und gegen einen Mitarbeiter Strafanzeige erstattet. Das Ministerium erwägt auch Disziplinarverfahren gegen betroffene Beschäftigte des LAVG.

Zu den gegenwärtig laufenden Maßnahmen erklärte die Ministerin: „Ich werde in der kommenden Woche ausführlich vor dem Gesundheitsausschuss des Landtages berichten. Ab heute ist eine Telefon-Hotline geschaltet, die seit dem Morgen sehr stark frequentiert wird. Wir sind dabei, den betroffenen Bürgerinnen und Bürgern weitreichende Auskunft auf ihre Fragen zu geben. Eine wesentliche Empfehlung für alle ist, sich hinsichtlich ihrer persönlichen Medikamentensituation an den behandelnden Arzt zu wenden, denn nur dieser kann eine Aussage darüber treffen, welche Medikamente tatsächlich verabreicht worden sind.“

Task Force soll Skandal aufklären

Außerdem hat Golze eine Task Force unter Leitung von Staatssekretärin Almuth Hartwig-Tiedt zur Aufklärung sämtlicher Vorwürfe rund um den Handel mit Krebsmedikamenten einberufen. In diesem Gremium werden neben Verwaltungsexperten insbesondere Prof. Dr. Wolf-Dieter Ludwig (Vorsitzender der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft), Prof. Dr. Martin Schulz (Vorsitzender der Arzneimittelkommission der deutschen Apotheker) sowie die Justiziarin des Ministeriums, Susanne Köhler, mitwirken.



Dr. Bettina Jung, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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5 Kommentare

Was passiert denn,

von Schwarz am 22.07.2018 um 14:36 Uhr

wenn die Rückstellmuster ebenfalls einwandfrei sind? Wer kommt für den Imageschaden auf?

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Systemfehler

von Reinhard Rodiger am 21.07.2018 um 22:07 Uhr

Wenn es sich um Krebsmittel handelt spielt die Kühlkette plötzlich eine Rolle.Bein "legalen"Versand ist das nicht der Fall.
Zweierlei Maß.
Kassen und Staat zwingen zu Importen.Auch aus Ländern, die geringere Anforderungen haben. Aus Preisgründen.
Hier hatte wohl der Händler im Ausland keine Zulassung.Nicht rechtmässig.Aber das Prinzip wird nicht kritisiert.Wie gesagt,Versand wird nicht (voll) kontrolliert.Systemfehler.

Das Erbe von Rot-Grün.

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Wachstum

von Tino am 21.07.2018 um 9:27 Uhr

Zertretet doch die zarten Pflänzchen nicht.

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Rücktritt - warum ? Konsequenz von Ulla

von ratatosk am 21.07.2018 um 0:28 Uhr

Warum sollte eine Länderministerin für das Zurücktreten, was Ulla initiert hat und der Bundestag mit denzwangsweise verordneten Importen am Laufen hält?
Wir kaufen zwangsweise Länder denen es gerade nicht so toll geht leer, damit die GKV noch mehr bunkern kann. Die gleichen Leutchen, die dann immer noch irre Reserven sehen, schreien dann Skandal, wenn immer mal was auch aus Deutschland exportiert wird ? Ulla ist dafür noch gut versorgt worden, aber eine Frau Golze wird angegriffen. Schäbigkeit, deine neue Heimat ist der Bundestag. Wo sind Lauterbach und Glaeske wenn mal was wichtiges zu lösen wäre ? - ja richtig, die schreiben wohl wieder gerade an die Abgeordneten, die Reste des gut strukturierten Apothekenangebotes zu vernichten, um noch mehr unseriöse digitale globale Aktionen zu ermöglichen. Lernkurve leider negativ, der ganze Laden fängt ja gerade an, uns um die Ohren zu fliegen, nach dem so tollen Aufbrechen der verkrusteten Strukturen, das organisierte Verbrechen dankt.

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Gesundheitsministerin

von Bernd Küsgens am 20.07.2018 um 18:22 Uhr

Hiermit nehme ich meine Forderung zum Rücktritt der Gesundheitsministerin zurück. Wer Prof. Schulz als Arzneimittel beruft, hat verstanden, wo es Kompetenz gibt und braucht nicht zurücktreten.

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