Beratungsquickie

Bei Migräne lieber Naratriptan oder Almotriptan?

Stuttgart - 19.07.2018, 13:50 Uhr

Almotriptan wirkt schneller, Naratriptan wirkt dafür länger bei Migräne. (b / Foto: imago)

Almotriptan wirkt schneller, Naratriptan wirkt dafür länger bei Migräne. (b / Foto: imago)


Zwei Triptane dürfen Apotheker Migränepatienten in Deutschland in der Selbstmedikation mitgeben: Naratriptan und Almotriptan. Welches Triptan eignet sich für lange Migräne-Attacken besser und welches wirkt dafür rascher?

„Bei der Migräne kommt es zu Attacken heftiger, häufig einseitiger pulsierend-pochender Kopfschmerzen, die bei körperlicher Betätigung an Intensität zunehmen. Bei einem Drittel der Patienten bestehen holokranielle Kopfschmerzen“, definiert die Leitlinie „Therapie der Migräneattacke und Prophylaxe der Migräne" die mit häufigste Kopfschmerzform. Migräne kann neben dem klassischen Kopfschmerz von weiteren Symptomen begleitet sein. An Übelkeit leiden 80 Prozent der Patienten. Erbrechen, Photophobie (Lichtscheu) und Phonophobie (Lärmempfindlichkeit) treten etwa bei der Hälfte auf. Weltweit trifft die Erkrankung etwa zehn Prozent der Bevölkerung, Frauen leiden dreimal häufiger an Migräne als Männer. Eine Attacke dauert zwischen vier und 72 Stunden.

Naratriptan und Almotriptan rezeptfrei 

Medikamentös lässt sich eine Migräne in der Regel gut behandeln, auch in der Selbstmedikation stehen Migränepatienten wirksame Arzneimittel zur Verfügung: Analgetika wie ASS, Ibuprofen, Paracetamol und Triptane (Naratriptan in Formigran® und Almotriptan in Dolotriptan®.

Der erste Therapieversuch bei Migräne zielt auf die Analgetika, bei leichten und mittelstarken Attacken können diese Wirkstoffe den Patienten bereits zur Genüge helfen. Triptane kommen bei mittelschwerer und schwerer Migräne zum Einsatz oder wenn NSAR nicht ausreichend wirken.

Die Qual der Wahl

Mittlerweile stehen Apotheken zwei Triptane in der Selbstmedikation zur Migränetherapie zur Verfügung: Naratriptan (Formigran®) schaffte als erster der 5-HT1B/1D-Agonisten den Sprung aus der Verschreibungspflicht in die Sichtwahl der Apotheke und somit in die Apothekenpflicht. Almotriptan (Dolotriptan®) folgte 2011. Was sind die Unterschiede der beiden Substanzen, für welchen Patienten eignet sich Naratriptan, für welchen Almotriptan?

Almotriptan bei kurzen Migräneepisoden

Almotriptan wirkt rascher als Naratriptan, die Wirkung setzt hier bereits nach 45 bis 60 Minuten ein. Naratriptan wirkt nach erst nach vier Stunden. Auch wenn ein rascher Wirkeintritt zweifellos in der Regel gewünscht ist, hat Naratriptan allerdings Vorteile, wenn es um die Dauer der Migräneattacke geht. Die mittlere Eliminationshalbwertszeit für Naratriptan liegt bei sechs Stunden. Für Almotriptan bei 3,5 Stunden. Somit eignet sich Naratriptan eher für längere Migräneattacken, während Patienten, die erfahrungsgemäß eher an kurzen Migräneepisoden leiden, auch mit Almotriptan ausreichend lang therapiert sind.

Zweite Dosis: Almotriptan nach zwei, Naratriptan nach vier Stunden

Bei Naratriptan nehmen Migränepatienten initial 2,5 mg ein. Bei unzureichender Wirkung kann nach vier Stunden eine zweite Dosis genommen werden. Die Tageshöchstmenge liegt bei zwei Tabletten und somit insgesamt 5 mg Naratriptan. Almotriptan wird initial mit 12,5 mg dosiert, hier können Patienten bereits nach zwei Stunden eine weitere Tablette einnehmen. Allerdings ist auch hier mit zwei Tabletten, folglich 25 mg Almotriptan, die Tageshöchstmenge erreicht.

Kein Naratriptan bei Nieren- und Leberinsuffizienz

Naratriptan ist sowohl bei Nieren- als auch bei Leberinsuffizienz kontraindiziert. Almotriptan darf bei Niereninsuffizienz in einer Dosis von maximal 12,5 mg innerhalb von 24 Stunden appliziert werden. Zu Leberfunktionsstörungen liegen zwar keine pharmakokinetischen Studien vor, jedoch würde die Plasmakonzentration auch bei vollständiger Blockade der  hepatischen Metabolisierung diejenige bei Niereninsuffizienz nicht übersteigen.

Almotriptan hat bestes Nebenwirkungsprofil

Naratriptan und Almotriptan sind zwar für die Besserung des Kopfschmerzes, gemessen an der Schmerzfreiheit nach zwei Stunden, weniger wirksam als Sumatriptan oder Rizatriptan – diese stehen jedoch in der Selbstmedikation nicht zur Verfügung. Dafür punktet Naratriptan bei der Recurrence-Rate, also dem Wiederauftreten des Migränekopfschmerzes. Generell haben Triptane mit einer längeren Halbwertszeit wie Naratriptan eher etwas geringere Recurrence-Raten als solche mit kurzer Halbwertszeit.

Almotriptan überzeugt vor allem auch bei den Nebenwirkungen. Almotriptan zählt hinsichtlich der Nebenwirkungen zu den verträglichsten Triptanen.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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