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Geld für Übernahmen
„Aggressiver“ Wachstumskurs der Versandhändler
Die Größe entscheidet
Dabei ist dies nicht die erste Kapitalmaßnahme der Schweizer: Mitte vergangenen Jahres hatte der Apothekenkonzern durch seinen Börsengang bereits 233 Millionen Franken eingenommen. Shop Apotheke hatte seinerseits beim Börsengang im Oktober 2016 exakt 100 Millionen Euro eingeworben.
Parallelen zeigen sich auch in der Akquisitionspolitik der beiden Unternehmen: Wiederholt hatte Zur Rose mitgeteilt, andere Versandapotheken zukaufen zu wollen, um die eigene Präsenz auszubauen. So hat die Gruppe erst im Mai angekündigt, dass die Tochter DocMorris ab Ende 2018 das Versandgeschäft der Hamburger Apotheke Apo-Rot übernehmen und vom niederländischen Heerlen, dem Sitz von DocMorris, aus betreiben werde. Ende vergangenen Jahr hatte sich Zur Rose bereits die beiden deutschen Versandapotheken Eurapon und Vitalsana einverleibt. Zudem hatte das Zur Rose-Management bei der Vorlage der Bilanz 2017 im März dieses Jahres angekündigt, ihre seit Längerem anhaltende Wachstumsstrategie auch 2018 fortsetzen zu wollen. Dabei wolle man die Konsolidierung auf dem OTC-Markt in Deutschland anführen, gleichzeitig aber auch zunehmend den europäischen Markt adressieren.
Shop Apotheke sieht sich als „aktiver Konsolidierer im Markt“
Shop Apotheke Europe steht dem in Nichts nach: Im Jahr 2016 hat der Apothekenkonzern durch die Übernahme der in Belgien, Frankreich, Italien und Spanien tätigen Versandapotheke Farmaline seine Präsenz in Europa auf einen Schlag deutlich erweitert. Im vergangenen Jahr verleibte sich Shop Apotheke Europe dann noch die Europa Apotheek ein und stärkte damit ihre Position im Rx-Geschäft. In einem Interview mit dem Onlinefachdienst 4Investors bekräftigte Finanzchef Ulrich Wandel zudem, dass sich sein Unternehmen als „aktiver Konsolidierer im Markt“ sieht: „Da wir international aktuell keine Targets sehen, schauen wir uns potenzielle Zielunternehmen auf dem deutschen Markt an. Es muss aber passen“, sagte Wandel damals.
Größe ist Trumpf
Die Hintergründe für den derart massiven Wachstumsdrang der beiden Apothekenkonzerne sind systemimmanent: Im Onlinegeschäft zählen Größe und sogenannte Skaleneffekte – ob über eine Onlineplattform 1000 oder 10.000 Transaktionen abgewickelt werden, verändert die Kosten nur in einem vergleichsweise geringen Maß, während Umsatz und Gewinn bei höheren Stückzahlen überproportional zulegen - Größe ist in dem Geschäft also ein echter Vorteil. Mit dieser Strategie haben sich die beiden Unternehmen mittlerweile deutlich von ihren Wettbewerbern abgesetzt. „Im Medikamenten-Onlinehandel in Europa sind Shop Apotheke Europe und die Zur Rose Group für die übrigen Versandapotheken nicht mehr einzuholen“, zitiert das Handelsblatt Tobias Brodtkorb, Managing Partner der Unternehmensberatung Sempora.
Andererseits hinterlässt der aggressive Expansionskurs in den Bilanzen der beiden Unternehmen deutliche Spuren. So wies Zur Rose in der Bilanz 2017 zwar einen Umsatzanstieg auf 983 Millionen Franken aus, buchte gleichzeitig aber einen Verlust von 36,3 Millionen Franken, 23,5 Millionen Franken mehr als noch 2016. Auch bei Shop Apotheke Europe standen bei Umsatz und Ergebnis umgekehrte Vorzeichen. So ist der Erlös im vergangenen Jahr gegenüber 2016 um 60 Prozent auf 284 Millionen Euro gestiegen. Dagegen fiel das Nettoergebnis nach Steuern 2017 mit minus 21,4 Millionen Euro knapp drei Millionen Euro niedriger aus als im Jahr zuvor.
Dass der Ausbau der eigenen Marktstellung Geld kostet und derzeit die Zahlen rot färbt, scheint die Konzernchefs nicht anzufechten. „Der Trend von Offline zu Online ist die Zukunft, Digitalisierung und der E-Commerce-Boom treiben unser Geschäft“, gibt das Handelsblatt Shop-Apotheke-Finanzchef Wandel wider. Wachstum wird damit auch weiterhin das Credo von Shop Apotheke und Zur Rose bleiben.
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