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Interview mit Peter Froese zur Digitalisierung
„Ein E-Rezept ohne die Einbindung der Apotheker darf es nicht geben“
Die Apotheker sind beim Medikationsplan außen vor, über die elektronische Gesundheitskarte wird größtenteils schlecht geredet und die Versand-Lobby behauptet, dass Apotheker bei der Digitalisierung hinterherhinken. Im Interview mit DAZ.online erklärt Peter Froese, Chef des Apothekerverbandes Schleswig-Holstein und Mitglied der ABDA-AG für Digitalisierung, warum es trotzdem richtig ist, an der eGK festzuhalten, wo die Gefahren in der Digitalisierung für die Apotheker liegen und was passieren muss, damit die Apotheker bei den großen, digitalen Projekten nicht ins Hintertreffen geraten.
Anlässlich der DAZ.online-Themenwoche Digitalisierung ist es natürlich unverzichtbar, auch in der Berufspolitik der Apotheker nachzufragen, wie es um die Arbeit an den vielen digitalen Projekten bestellt ist. Hört man sich bei Kammern und Verbänden um, wird immer wieder Peter Froese, Verbandschef in Schleswig-Holstein, als Digital-Experte genannt. Vor einigen Wochen erst hielt Froese ein beeindruckendes Referat vor der Mitgliederversammlung der Kammer Niedersachsen, bei der er ehrlich und unverblümt der Frage nachging, ob Apotheker mit Blick auf die immer weiter zunehmenden Digitalisierungsprojekte im Gesundheitswesen, schlicht abgeschafft würden.
Wir haben mit Froese gesprochen – auch um herauszufinden, ob die Zukunft für die Pharmazeuten wirklich so dunkel aussieht.
DAZ.online: Herr Froese, kürzlich referierten Sie bei der Apothekerkammer Niedersachsen zur Frage ‚Wird die Apotheke digital abgeschafft?‘. Sie analysierten die Möglichkeiten, Arbeitsprozesse in der Apotheke zu digitalisieren und kamen teils zu erschreckenden Ergebnissen. Warum glauben Sie trotzdem an die Zukunft des Apothekerberufes?
Froese: Ich finde, dass genau die Prozesse, die zum großen Teil prinzipiell digitalisierbar wären, nicht die Leistungen sind, die uns Apotheker so unverzichtbar machen. Aber: Würde man Online-Plattformen freien Lauf lassen und gäbe es keine Regulierungen, dann ließen sich zweifellos viele Prozesse rund um die Arzneimittelabgabe digitalisieren, trivialisieren und reduzieren. Selbst die Beratung könnte man scheinbar zu einem gewissen Grad digitalisieren. Aber genau damit provoziert man wesentlich mehr Probleme, als man vermeintlich löst.
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DAZ.online: Also geben Sie vor der Macht der Maschinen auf?
Froese: Nein. Aber es nützt ja nichts: Wir, aber auch andere heilberufliche Berufsgruppen, müssen uns darüber im Klaren sein, dass Computersysteme in vielen Bereichen künftig oder schon heute immer besser und genauer arbeiten. Aber es gibt Bereiche, die eine Maschine uns niemals abnehmen kann.
DAZ.online: Und welche Leistungen sind das?
Froese: Insbesondere die unsere vielen Wissensbereiche verknüpfenden pharmazeutischen Kompetenzen, unsere persönliche, tief in der apothekerlichen Ethik steckende Verantwortung für die Gesundheit unserer Patienten, unser übergreifendes Wissen und natürlich die menschliche und empathische Kommunikation, einerseits mit dem Kunden, andererseits auch innerhalb des Systems, also Absprachen mit anderen Heilberuflern. Wie soll zum Beispiel eine Maschine einem Patienten, der skeptisch gegenüber Beipackzetteln ist und dazu noch überzeugt ist, dass man so wenig wie möglich Arzneimittel anwenden sollte, von der Sinnhaftigkeit einer hochdosierten Antibiotikatherapie, die ihm verschrieben wurde, überzeugen? Wir machen das täglich.
1 Kommentar
Sagensemal,
von gabriela aures am 04.06.2018 um 18:49 Uhr
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