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Apothekenhonorar
ABDA-Suche nach neuen Honorar-Ideen gestaltet sich schwierig
Die Diskussion um die Zukunft des Apothekenhonorars könnte bald Fahrt aufnehmen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte durchblicken lassen, dass ihm die Honorar-Frage wichtiger ist als der Versandhandelskonflikt. Nach Informationen von DAZ.online gestaltet sich die Suche nach einem Honorarmodell in der ABDA aber schwierig. Seit sieben Jahren arbeitet die ABDA an neuen Honorar-Vorschlägen, bislang ohne Erfolg – auch weil Kammern und Verbände dem Vernehmen nach unterschiedliche Vorstellungen von der Weiterentwicklung der Vergütung haben.
Am 18. April äußerte sich Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) erstmals im Bundestag zum Apothekenmarkt. Im Gesundheitsausschuss wurde er von der Grünen-Fraktion zum Rx-Versandverbot befragt. Seine Reaktion war zweifelnd – Spahn soll auf große juristische Hürden und Fragen hingewiesen haben. Ungefragt soll der Minister aber erklärt haben, dass er beim Apothekenhonorar Handlungsbedarf sehe. Teilnehmern zufolge bezeichnete er die derzeitige Vergütungsstruktur mit dem an die Packungsabgabe gekoppelten Fixhonorar als „reformbedürftig“.
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Inzwischen hat auch das erste Treffen zwischen der ABDA-Spitze und Spahn stattgefunden – was beide Seiten besprachen, bleibt ein Rätsel. Man hört aber, dass Spahn von den Apothekern Vorschläge zu einer Honorarreform verlangt. Unwahrscheinlich ist das nicht: Auch als gesundheitspolitischer Sprecher forderte der CDU-Politiker die Pharmazeuten mehrfach dazu auf, eigene Vorschläge in die politische Entscheidungsfindung einzubringen.
AG Honorierung arbeitet seit sieben Jahren
Die ABDA muss also liefern. Damit die ABDA in diesem Bereich liefern kann, gibt es schon seit 2011 die sogenannte Arbeitsgruppe Honorierung – ein Fachkreis, in dem Wirtschaftsexperten der ABDA, einige Verbandschefs und einige Kammerpräsidenten aufeinander treffen, um über neue Honorarmodelle zu diskutieren. Konkret gehören dazu: Dr. Eckart Bauer (ABDA-Abteilungsleiter Wirtschaft und Soziales), Fritz Becker (Vorsitzender Deutscher Apothekerverband und Präsident LAV Baden-Württemberg), Stefan Fink (Vorsitzender Thüringer Apothekerverband), Dr. Hans-Peter Hubmann (Vorsitzender Bayerischer Apothekerverband), Dr. Andreas Kiefer (Präsident Bundesapothekerkammer und Präsident LAK Rheinland-Pfalz), Claudia Korf (ABDA-Geschäftsführerin für Wirtschaft, Soziales und Verträge), Dr. Klaus Michels (Vorsitzender Apothekerverband Westfalen-Lippe), Gabriele Regina Overwiening (Präsidentin Apothekerkammer Westfalen-Lippe) und Ronald Schreiber (Präsident LAK Thüringen).
Ob die AG Honorierung bislang überhaupt ein Vergütungsmodell entworfen hat, steht in den Sternen: Die ABDA möchte darüber nicht öffentlich reden. Auch alle Mitglieder der AG haben Stillschweigen vereinbart. Ende 2017 erklärte ein Sprecher dazu lediglich, dass es um die „zukunftsfähige Ausgestaltung der Apothekenhonorierung“ gehe. Diese solle auch „mithilfe von gesondert entgoltenen pharmazeutischen Dienstleistungen“ erreicht werden. Das Ziel sei es, „konkrete Reformvorschläge ausformulieren zu können“.
Meinungsverschiedenheit Kammern vs. Verbände
Doch nach Informationen von DAZ.online ist dieser Findungsprozess in den vergangenen Wochen und Monaten erheblich ins Stocken geraten. Grund dafür soll auch ein andauernder Konflikt zwischen den Vertretern der Kammern und denen der Verbände in der AG Honorierung sein. Die Kammern drängen schon länger darauf, neue Wege beim Honorar zu gehen, und sollen in die Gruppe immer wieder neuartige Honorar-Ideen eingebracht haben. Die Verbände hingegen pochen dem Vernehmen nach darauf, dass an der Struktur des Fixhonorars nichts geändert wird und dass die wichtigste Verdienst-Säule der Apotheker, die packungsorientierte Vergütung, nicht angetastet wird. Die Rede ist sogar davon, dass ein externer Dienstleister beauftragt werden könnte, um ein Modell zu entwickeln, das sowohl Kammer- als auch Verbandsvertretern gefällt.
Einmal ist diese Meinungsverschiedenheit auch schon öffentlich eskaliert: Gabriele-Regina Overwienig, Kammerpräsidentin in Westfalen-Lippe, hatte vorgeschlagen, dass ein Teil des Fixums in einen Fonds abgeführt wird. Die Fonds-Gelder sollen dann pro geleisteter pharmazeutischer Dienstleistung an die Apotheker ausgeschüttet werden. Wie viel die einzelne Apotheke erhält, solle aber an gewisse Parameter gebunden sein, zum Beispiel Rezepturen, Fortbildungszertifikate, Inkontinenzversorgung oder ein bestimmtes BtM-Aufkommen. Overwiening stellte diesen Vorschlag öffentlich bei einer Kammerversammlung im November 2017 vor. Der Vorstoß löste einen großen Konflikt in der ABDA aus: Mehrere Verbands-, aber auch Kammervertreter sollen die AKWL-Präsidentin dafür attackiert haben – einerseits dafür, dass sie ihren Vorschlag unabgestimmt öffentlich machte, andererseits dafür, dass sie für den Umverteilungs-Fonds das Fixhonorar „zerbröseln“ wollte. Dem Vernehmen nach stand auch zur Debatte, einen Ersatz für Overwiening in der AG Honorierung zu suchen.
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In der vergangenen Woche tagte im niedersächsischen Lüneburg die Mitgliederversammlung der Bundesapothekerkammer. Auch da soll die Zukunft des Apothekerhonorars erneut eine Rolle gespielt haben. BAK-Präsident Andreas Kiefer soll nach seiner Rede gefragt worden sein, was in der ABDA passiere, damit „Wissensleistungen“ der Pharmazeuten, die sich in pharmazeutischen Dienstleistungsmodellen wie Athina, ARMIN oder dem OAV-Projekt im Kammergebiet Nordrhein wiederspiegeln, fester Bestandteil im Honorar werden können. Kiefers Antwort soll wenig befriedigend gewesen sein, berichten mehrere Sitzungsteilnehmer.
ABDA: Arbeit dauert an
Wo die konkreten Streitpunkte in der AG Honorierung liegen, und ob nach sieben Jahren bald ein ausgearbeiteter Honorar-Vorschlag vorgelegt wird, der dann wiederum Spahn und dem BMG präsentiert werden könnte, ist völlig unklar. So wie des Öfteren in den vergangenen Monaten hüllt sich die ABDA in Schweigen: Ein Sprecher erklärte lediglich, dass sich die AG „in den letzten Monaten intensiv mit Fragen der Honorargestaltung“ auseinandergesetzt habe. Auf die Frage, warum es noch kein Ergebnis gebe, antworte der Sprecher, dass die Arbeit der AG als „think tank“ andauere, die Überlegungen würden sukzessive in die Vorstandsarbeit überführt. Zu den Gerüchten, dass bald ein externer Dienstleister beauftragt werden könnte, heißt es: „Derzeit gibt es keine Pläne, externe Dienstleister mit der Entwicklung eines Honorarmodells zu beauftragen.“
Dass der Druck nicht kleiner wird, ist aber klar. Denn nicht
nur Spahn, sondern auch viele andere wichtige Gesundheitspolitiker wollen das
Honorar reformieren. Die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion,
Sabine Dittmar, hatte im DAZ.online-Interview erklärt, dass die Apotheker mit
dem Rx-Versandverbot aus ihrer Sicht Zeit verlieren, die sie für eine wichtige
Vergütungsreform bräuchten. Und auch ABDA-intern wird der Druck nicht kleiner:
Erst im Februar war klar geworden, wie unzufrieden einige
Mitgliedsorganisationen mit dem Vorgehen in Sachen Apothekenhonorar sind.
Damals war bekannt geworden, dass Günter Hanke, Kammerpräsident in Baden-Württemberg
einen Brief an die ABDA geschrieben hatte, in dem er eine Positionierung der
Standesvertretung zum Honorargutachten des Bundeswirtschaftsministeriums
forderte.
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Kammern teils unzufrieden mit Honorar-Strategie der ABDA
Andere Kammern schlossen sich dem Protest an. Erst kürzlich erklärte Magdalene Linz, Präsidentin der Kammer Niedersachsen, vor ihrer Mitgliederversammlung, dass sie von der ABDA erwartet hätte, dass wenigstens die Mitgliedsorganisationen mit einer Einschätzung zum Honorargutachten versorgt würden. Bis heute hat die ABDA allerdings keine ausführliche, elaborierte Stellungnahme zu dem Gutachten präsentiert.
14 Kommentare
Verstehen kann man das nicht ...
von Kerstin Kemmritz am 15.05.2018 um 17:05 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Wahnsinn
von Wolfgang Müller am 15.05.2018 um 13:05 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten
AW: Wahnsinn
von Florian Becker am 16.05.2018 um 9:11 Uhr
AW: ABDA/BAK/DAV
von Holger am 16.05.2018 um 9:14 Uhr
behindert unsere Entwicklung wirklich die Politik oder stehen wir uns selbst im Weg ?
von Martin Didunyk am 15.05.2018 um 12:26 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Sieben Jahre Stillstand ....
von gabriela aures am 15.05.2018 um 10:51 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Honorar
von Kleiner Apotheker am 15.05.2018 um 10:22 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: Argumente
von Holger am 16.05.2018 um 9:17 Uhr
Wer die Backen aufbläst ...
von Reinhard Herzog am 15.05.2018 um 9:46 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Vorschlag liegt vor
von Dr. Thomas Müller-Bohn am 15.05.2018 um 9:31 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Zuständigkeiten
von Dr.Diefenbach am 15.05.2018 um 9:16 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: ABDA vs. the rest of the world
von Holger am 16.05.2018 um 9:20 Uhr
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von Conny am 15.05.2018 um 8:30 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Nebelkerzen
von Karl Friedrich Müller am 15.05.2018 um 8:25 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
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