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Meinung
Geben Apotheken tatsächlich „nicht selten“ das falsche Arzneimittel ab?
Häufigster Grund für Medikationsfehler: ärztlich falsch verordnet
Valide Daten hierüber sind tatsächlich mager gestreut, ganz zu schweigen in einem speziellen Therapiegebiet wie Parkinson. Doch es gibt zumindest Anhaltspunkte und Überlegungen, auf welcher Ebene Medikationsfehler passieren. Überraschenderweise lassen sich die meisten Medikationsfehler nicht auf die falsche Abgabe eines Arzneimittels, sondern auf die ärztlicherseits falsche Verordnung der Medikation zurückführen. Das zeigt sowohl eine epidemiologische Studie aus Dänemark, als auch eine Untersuchung aus Spanien, die dieses Thema für öffentliche Apotheken beleuchteten. In letzterer wurden in einem Zeitraum von 13 Monaten bei 42.000 Verordnungen 2117 Medikationsfehler entdeckt – in 1127 Fällen hatte der Arzt falsch verordnet und nur in 216 Fällen waren es Abgabefehler. Auch in der dänischen Datenerhebung kamen Verschreibungsfehler 23-mal häufiger vor als Abgabefehler. Nun lassen sich Daten aus Spanien und Dänemark nicht lückenlos auf das deutsche Ärzte-und Apothekensystem übertragen – doch geben sie zumindest einen Anhaltspunkt.
Wo können Fehler passieren?
Die Sicherheitsbarrieren haben sich in den vergangenen Jahren deutlich verbessert – man denke an moderne Kommissioniersysteme, die eine Falschabgabe nahezu unmöglich machen. Fehlerhafte Abgaben geschehen hauptsächlich aufgrund menschlichen Versagens. Erfolgt bereits auf erster Ebene eine Falscheingabe des verordneten Arzneimittels oder bei Rezeptscannern die Falschauswahl – schützen Kommissionierer selbstredend auch nicht. Nicht jede Apotheke hat außerdem einen Automaten installiert, sei es aus logistischen Gründen oder wirtschaftlichen Überlegungen. So lagern in den überwiegenden Fällen die Arzneimittel bundesweit noch in Schubladen. Fehlabgaben resultieren aus Entnahmefehlern aus der Schublade, weil das Arzneimittel falsch weggeräumt wurde oder Apotheker und PTA sich beim Abgeben „vergreifen“. Vor allem Arzneimitteln mit ähnlichem Packungsdesign (look-alike) bergen dieses Risiko. Hapern kann es auch bei bestellten Arzneimitteln, wenn diese den „Abholern“ falsch zugeordnet werden. Routinemäßig sollten vor Abgabe Arzneimittel durch visuelle PZN-Kontrolle oder Gegenscan geprüft werden, das stützt eine korrekte Arzneimittelabgabe zusätzlich – was wohl in den allermeisten Apotheken bereits ein etabliertes System sein dürfte.
Was sagt ein AMTS-Experte zu Arzneimittelabgabefehlern?
DAZ.online hat auch mit Dr. Oliver Schwalbe gesprochen. Der Apotheker ist Abteilungsleiter für die Bereiche Ausbildung, Fortbildung und Arzneimitteltherapiesicherheit bei der Apothekerkammer Westfalen-Lippe und betreut dort auch „CIRS“ – Critical Incident Reporting-System. Das internetgestützte Fehlerberichts- und Lernsystem zur anonymen Meldung von Medikationsfehlern soll zur Entwicklung von Lösungsansätzen zur Fehlervermeidung beitragen. Der AMTS-Experte erklärt:
Fehler passieren fraglos, zu diesen müssen Apotheker auch selbstbewusst stehen. Wichtig ist jedoch, sich konstruktiv mit potenziellen und tatsächlich geschehenen Fehlern auseinanderzusetzen – in Teambesprechungen beispielsweise – um im Rahmen des QMS die Sicherheitsbarrieren bei der Abgabe von Arzneimitteln zu optimieren.“
4 Kommentare
Kommt vor aber wie beschrieben: (bei uns) mind. 99% Praxisfehler
von Alexander Dehm am 12.05.2018 um 21:39 Uhr
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Bei der Wahrheit bleiben
von Stefan Haydn am 11.05.2018 um 15:11 Uhr
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Kommunikationsfehler zwischen Fach- und Hausarzt!
von Thomas Luft am 11.05.2018 um 11:36 Uhr
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eher falsche Verordnung
von Dr. Arnulf Diesel am 11.05.2018 um 11:06 Uhr
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