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Frank Diener, Treuhand Hannover
Weitere schwere Mängel am Honorargutachten aufgedeckt
Dr. Frank Diener, der Generalbevollmächtigte der Treuhand Hannover hat im Branchendienst „Observer Gesundheit“ eine vernichtende Kritik zum Honorargutachten der Agentur 2hm präsentiert. Mit bekannten und neuen Argumenten entlarvt er gravierende Mängel in den Daten und der Methode.
Obwohl die ABDA das Honorargutachten der Agentur 2hm gerne totschweigen möchte, wird in Fachkreisen darüber durchaus diskutiert. Im Branchendienst „Observer Gesundheit“ erschien dazu am 18. April eine Darstellung von Dr. Robert Paquet mit weitgehend positivem Tenor. Dies wiederum hat Dr. Frank Diener, den Generalbevollmächtigen der Treuhand Hannover, auf den Plan gerufen, der am 3. Mai ebenfalls im „Observer Gesundheit“ eine „ökonomische Replik“ veröffentlicht hat. Diener sieht die Darstellung von Paquet als „politisch angelegt“ und „mehr als nur ein ganz klein wenig voreingenommen“ gegenüber den Apotheken. Diener kontert mit Kritik an der nachträglichen Erweiterung des Gutachtens und mit ökonomischen Argumenten.
Irritierende Erweiterung
Diener äußert sich irritiert, dass der Auftrag für ein öffentlich ausgeschriebenes Gutachten nachträglich erweitert wurde. Doch das Gutachten habe in einem Dilemma gesteckt. Eine Milliardenkürzung erschiene unschlüssig, wenn mehr als ein Drittel der Apotheken existenziell gefährdet sind. Die zusätzliche Betrachtung des Versandhandel habe dafür einen Ausweg geboten: Nach dieser Lesart seien sehr viele Apotheken ohnehin bedroht und der Versand könne die verschwindenden Apotheken kompensieren.
Mangelhafte Datenbasis
Die vielfältigen ökonomischen Mängel, die Diener gegen das Gutachten anführt, sind aus Analysen bei DAZ.online und in der DAZ teilweise bekannt. Doch nennt er auch zusätzliche Aspekte und spitzt einige Gedanken zu. Insbesondere sieht er gravierende Mängel in der Datenbasis. Die Destatis-Daten würden auch apothekenfremde Umsätze von Apothekern aus Vermietung oder Kapitalvermögen einbeziehen. Hingegen würden Fremdkapitalzinsen und Abschreibungen dort wegen EU-weiter Betriebsvergleiche nicht berücksichtigt. „Durch die systematische Überzeichnung der Umsätze und gleichzeitig systematische Unterzeichnung der Kosten der Apotheken wird im 2hm-Gutachten also die wirtschaftliche Lage der Apotheken besser dargestellt als sie ist“ folgert Diener. Damit werde Anpassungsbedarf nach unten aufgezeigt.
„Übler Taschenspielertrick“ der Agentur 2HM
Dass die Gutachter in der weiteren Rechnung anstelle einer Eigenkapitalverzinsung die „Bruttoinvestitionen“ der Apotheken als Kosten berücksichtigen, könne vor diesem Hintergrund nach Einschätzung von Diener „nur als übler Taschenspielertrick gewertet werden“. Denn die „unbestreitbar betriebskostenrelevanten“ Abschreibungen und Fremdkapitalzinsen würden nicht erfasst und die „Bruttoinvestitionen“ seien nur ein „Pseudo-Ersatz“ für die Eigenkapitalverzinsung. Damit würden die Gutachter die Eigenkapitalverzinsung „völlig ignorieren“ und es würden Kosten in der Größenordnung von 30.000 Euro pro Apotheke nicht berücksichtigt. Außerdem vermisst Diener weitere kalkulatorische Kosten und betrachtet den angesetzten Unternehmerlohn als zu niedrig.
Fehldeutung der Packungsstatistik
Auch die Zählung der abgegebenen Packungen sei problematisch. Dies betreffe insbesondere einige Hilfsmittel, beispielsweise zur Inkontinenzversorgung. Dort sei die Zählweise vor einigen Jahren von „Packungen“ auf „Stücke in Packungen“ umgestellt worden. Dieser statistische Artefakt katapultiere die Zahl der abgegebenen Hilfsmittel nach oben. Beim Ergänzungssortiment würden sogar Warenproben mitgezählt. Außerdem merkt Diener an, dass valide Zählungen existieren, aber diese würden im Gutachten nicht benutzt. Dies alles senkt den Anteil der Rx-Arzneimittel und damit die verrechneten Kosten. Die Gutachter würden die Quellen nehmen, die sie finden, „wenn es zum angepeilten Ergebnis passt“, folgert Diener.
Methodische Kritik
Letztlich kritisiert auch Diener die Verrechnungsmethode im Gutachten, was bereits vielfach bei DAZ.online und in der DAZ thematisiert wurde. Diener beklagt die „apodiktische Annahme“, dass die Kosten nur anhand des Packungszahlverhältnisses verteilt werden könnten. In diesem Zusammenhang kritisiert er, dass nur packungsabhängige, aber weder umsatzabhängige noch fixe Kosten betrachtet werden. Der bisherige politische Kompromiss, umsatz- und packungsabhängige Kosten in einer „hälftigen Methode“ zu verknüpfen, sei „allemal sachgerechter als der eindimensionale Ansatz“ der Gutachter.
Thema
Apothekenhonorierung
Aus diesen und weiteren Kritikpunkten folgert Diener, das Gutachten arbeite auf einer stark mangelbehafteten Datengrundlage und verwende einen inadäquaten methodischen Ansatz. Darum könne man die Auffassung vertreten, dass es nicht der Rede wert sei, so Diener.
2 Kommentare
Wert der Daten?
von Heiko Barz am 06.05.2018 um 11:49 Uhr
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"Daten von Destatis.........."
von Kassensklave am 04.05.2018 um 19:26 Uhr
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